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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und beobachtete sie geduldig.
    Als Janet erfuhr, dass Ms. Gulliver und Mr. Lyon Kriminalbeamte waren, hätte sie sich zunächst am liebsten Danny geschnappt und wäre fortgelaufen. Schließlich hatte sie einen toten Ehemann im Wüstensand von Arizona liegenlassen, von ihrer Hand ermordet, und sie hatte keine Möglichkeit herauszufinden, ob der verhasste Mann immer noch dort war, wo sie ihn liegengelassen hatte. Wenn man Vince’ Leiche gefunden hatte, würde man sie vielleicht verhören wollen; vielleicht gab es sogar schon einen Haftbefehl gegen sie.
    Erschwerend kam noch hinzu, dass ihr in ihrem ganzen Leben noch nie eine Autoritätsperson - mit Ausnahme vielleicht von Mr. Ishigura vom Pacific View Gare Home - freundlich gesonnen gewesen war. Sie hielt sie für Menschen, mit denen sie nichts gemeinsam hatte.
    Doch Ms. Gulliver und Mr. Lyon wirkten vertrauenswürdig, freundlich und wohlmeinend. Sie glaubte nicht, dass sie die Art von Leuten wären, die dafür sorgten, dass man ihr Danny wegnähme. Allerdings hatte sie auch nicht die Absicht, ihnen zu sagen, dass sie Vince umgebracht hatte. Außerdem hatte Janet tatsächlich eine Menge mit ihnen gemeinsam - nicht zuletzt den Willen zu leben und den Wunsch, Ticktack zu erwischen, bevor er sie erwischte.
    Zum größten Teil hatte sie sich deshalb entschlossen, den beiden Detectives zu vertrauen, weil ihr nichts anderes übrig blieb; sie alle steckten in dieser Sache. Aber sie hatte sich auch deshalb entschlossen, ihnen zu vertrauen, weil der Hund ihnen vertraute.
    »Es ist fünf vor zwei«, sagte Detective Lyon mit einem Blick auf seine Armbanduhr. »Wir sollten endlich los.«
    Janet rief Danny zu sich, und er stieg mit ihr und Sammy Shamroe hinten in den Lieferwagen. Sammy zog die Tür hinter ihnen zu.
    Detective Lyon kletterte auf den Fahrersitz, ließ den Motor an und schaltete die Scheinwerfer ein.
    Der hintere Teil des Wagens war zur Fahrerkabine hin offen. Janet, Danny und Sammy drängten sich nach vorn, um über den Vordersitz durch die Windschutzscheibe gucken zu können.
    Schlangenförmige Nebelfäden begannen vom Meer über den Küsten-Highway zu gleiten. Die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos, des einzigen anderen Fahrzeugs, das zu sehen war, erwischten den langsam treibenden Nebel genau im richtigen Winkel und schufen ein waagerechtes Band von Regenbogenfarben, das am rechten Bordstein begann und am linken endete. Das Auto fuhr durch die Farben hindurch und trug sie in die Nacht hinaus.
    Detective Gulliver stand immer noch mit Woofer auf dem Bürgersteig.
    Detective Lyon löste die Handbremse und legte einen Gang ein. Mit leicht erhobener Stimme sagte er: »Okay, wir sind bereit.«
    Detective Gulliver konnte ihn auf dem Bürgersteig hören, weil das Seitenfenster des Lieferwagens offen war. Sie redete mit dem Hund, machte eine scheuchende Bewegung mit den Händen, und der Hund sah sie fragend an.
    Als er merkte, dass er sie dorthin führen sollte, wo er sie schon vor ein paar Minuten hatte hinführen wollen, begann Woofer den Berg hinunterzulaufen, in nördlicher Richtung über den Bürgersteig. Er lief etwa ein Drittel eines Häuserblocks, blieb stehen, um zu sehen, ob Detective Gulliver ihm folgte. Es schien ihn zu freuen, dass sie bei ihm blieb. Er wedelte mit dem Schwanz.
    Detective Lyon nahm den Fuß von der Bremse und ließ den Lieferwagen den Berg hinunterrollen, dicht hinter Detective Gulliver und im gleichen Tempo wie sie, damit der Hund merkte, dass das Fahrzeug ihm ebenfalls folgte.
    Obwohl der Wagen nicht schnell fuhr, packte Janet den Sitz hinter dem Kopf von Detective Lyon, um einen festen Halt zu haben, und Sammy umklammerte die Kopfstütze des leeren Beifahrersitzes. Danny hielt sich mit einer Hand an Janets Gürtel fest und stand auf Zehenspitzen, um zu sehen, was draußen passierte.
    Als Detective Gulliver Woofer fast eingeholt hatte, setzte sich der Hund erneut in Bewegung und rannte bis zum Ende des Blocks, blieb an der Kreuzung stehen und sah sich um. Er beobachtete die Frau, die auf ihn zukam, dann betrachtete er einen Augenblick den Wagen, dann wieder die Frau und wieder den Wagen. Er war ein kluger Hund; er würde es kapieren.
    »Ich wünschte, er würde einfach mit uns sprechen und uns sagen, was wir wissen müssen«, sagte Detective Lyon.
    »Wer?« fragte Sammy.
    »Der Hund.«
    Nachdem Detective Gulliver Woofer über die Kreuzung und bis zur Mitte des nächsten Häuserblocks gefolgt war, blieb sie stehen, damit Detective

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