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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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an der Anrichte hinter ihm.
    Sechs oder acht von den riesigen Spinnen krabbelten über Dosen mit Blue-Diamond-Mandeln und Planters-Partymischung und erforschten Che-Cri-Schachteln. Selbst für Taranteln waren sie außergewöhnlich groß, größer als halbierte Honigmelonen, unruhige Geschöpfe aus dem übelsten Alptraum von jemandem, der unter Spinnenangst litt.
    Ricky kniff die Augen zu. öffnete sie. Die Spinnen waren immer noch da.
    Über dem heftigen Schlagen seines Herzens und seinem schnellen, geräuschvollen Atmen konnte er tatsächlich hören, wie die haarigen Beine der Taranteln über das Zellophan der Päckchen mit Käsecrackern rieben. Das Tick-tick-tick ihrer Chitinbeine und ihrer Mundwerkzeuge auf den dort gestapelten Dosen. Ein leises, böses Zischen.
    Doch dann merkte er, dass er sich in der Herkunft dieser Geräusche irrte. Die Geräusche kamen nicht aus dem offenen Schrank auf der anderen Seite des Raumes, sondern aus den oberen Schränken unmittelbar hinter ihm.
    Er blickte über seine Schulter auf die Kieferntüren, hinter denen nichts als Teller und Schüsseln, Tassen und Untertassen hätten sein sollen. Irgendeine sich vergrößernde Masse drückte mit Gewalt von innen dagegen und zwang sie einen Spaltweit auf, erst einen halben Zentimeter, dann einen ganzen. Bevor Ricky eine Bewegung machen konnte, flogen die Schranktüren auf. Eine Lawine von Schlangen ging auf seinen Kopf und seine Schultern herunter.
    Schreiend versuchte er wegzulaufen. Er rutschte auf einem faltenwerfenden Teppich sich windender Schlangen aus und fiel mitten zwischen sie.
    Schlangen so dünn wie Peitschenschnüre, dicke und muskulöse Schlangen, schwarze Schlangen, grüne, gelbe und braune, einfarbige und gemusterte, rotäugige, gelbäugige, einige mit einer Brille wie eine Kobra, wachsam und grinsend, ihre geschmeidigen Zungen flatterten und sie zischten und zischten. Er musste träumen. Halluzinieren. Eine große Kletternatter, mindestens ein Meter zwanzig lang, biss ihn, o Gott, erwischte ihn am linken Handrücken, stieß ihre Fangzähne tief hinein, Blut floss, doch es hätte immer noch ein Traum sein können, ein Alptraum, bis auf den Schmerz.
    Er hatte noch nie in einem Traum Schmerz empfunden, und ganz bestimmt nicht solchen. Ein heftiges Brennen erfüllte seine linke Hand, dann schoss ein noch heftigerer stechender Schmerz wie eine elektrische Ladung durch sein Handgelenk und den ganzen Unterarm bis zum Ellbogen.
    Kein Traum. Das passierte wirklich. Irgendwie. Doch wo waren sie hergekommen? Woher?
    Sie waren überall, sechzig oder achtzig Schlangen glitten über ihn. Eine andere fuhr auf ihn los, stieß die Zähne durch den Ärmel seines Hemds und durchbohrte seinen linken Unterarm, wodurch der Schmerz noch dreimal so stark wurde. Ein weiterer Biss durch seinen Strumpf, Zähne bohrten sich in seinen Knöchel.
    Er rappelte sich auf, und die Schlange, die ihn in den Arm gebissen hatte, fiel herunter, ebenso die an seinem Knöchel, doch die Schlange, deren Zähne in seiner linken Hand steckten, hing fest, als ob sie sich an ihn geheftet hätte. Er packte sie und ver-
    suchte, sie loszuschütteln. Der Schmerz, der ihn durchfuhr, war so stark, so brennend, dass er fast ohnmächtig geworden wäre, und die Schlange hatte sich immer noch fest in seiner blutenden Hand verbissen.
    Ein Gewimmel von Schlangen ringelte sich zischend um ihn herum. Auf den ersten Blick sah er keine Klapperschlangen, hörte auch keine. Er hatte zu wenig Ahnung, um die anderen Arten zu identifizieren, war sich nicht sicher, welche oder ob überhaupt welche giftig waren, einschließlich der Schlangen, die ihn bereits gebissen hatten. Giftig oder nicht, es würden ihn noch mehr beißen, wenn er nicht rasch handelte.
    Er schnappte sich ein Fleischerbeil aus dem Wandgestell, in dem die Messer hingen. Als er den linken Arm auf die nächst erreichbare Anrichte schlug, klatschte die erbarmungslose Kletternatter der Länge lang auf die Fliesen dieser Anrichte. Ricky holte mit dem Beil aus, ließ es heruntersausen und hackte die Schlange durch, wobei die Stahlklinge klirrend auf die Keramikfläche krachte.
    Der abscheuliche Kopf, an dem nur noch ein paar Zentimeter des schwarzen Körpers hingen, klammerte sich immer noch an seine Hand, und die funkelnden Augen schienen ihn zu beobachten, quicklebendig. Ricky legte das Beil hin und versuchte, das Maul der Schlange aufzustemmen, ihre langen, gebogenen Zähne aus seinem Fleisch zu ziehen. Er brüllte und

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