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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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könnten…«
    »Nein«, sagte Woolvey kurz darauf. »Nein, ich werde Sie dorthin bringen, in der Kutsche. Lord Hollands Dienstboten kennen mich, und sein Anwesen grenzt an die Palastgärten. Sie beginnen nicht einmal eine Meile von seinem Haus entfernt. Wenn Sie wirklich vorhaben, sich in den Palast zu schleichen, und nicht alles nur Phantastereien sind, dann bringe ich Sie dorthin. Aber falls das alles nur Unsinn ist und Sie in Wahrheit etwas anderes im Sinn haben, dann wage ich zu behaupten, kann ich Ihnen mithilfe des Kutschers und einiger Dienstboten immer noch einen Strich durch die Rechnung machen.«
    Edith zuckte zusammen. »Woolvey, seien Sie doch nicht albern«, sagte Laurence. »Sie sind für diese Art von Aufgabe nicht ausgebildet.«
    »Sie einige Meilen bis zum Haus eines Gentleman zu fahren, mit dem ich gut bekannt bin, und dann in seinem Park spazieren zu gehen?« , schoss Woolvey sarkastisch zurück. »Ich wage zu behaupten, dass ich das schon irgendwie hinbekomme.«
    »Und dann?«, fragte Laurence. »Was ist, wenn wir im Haus sind, dann Granby befreit haben und sie uns mit lautem Geschrei und Rufen hinterherjagen?«
    »Ich bin mir sicher, ich kenne Kensington Park verdammt viel besser als Sie«, antwortete Woolvey, »also habe ich eine viel bessere Chance, wieder herauszukommen, als Sie. Was ist Ihr nächster Einwand? Ich habe vor, ebenso geduldig zu sein wie Sie, Laurence. Aber Sie waren es, der behauptete, Eile sei geboten.«
     
    Woolvey ging nach oben, um sich umzuziehen, hatte jedoch zuvor sicherheitshalber zwei Dienstboten hereingerufen, die Tharkay und Laurence bewachen sollten, während die Kutsche vorfuhr. Laurence stand in einer Ecke und fragte Edith leise: »Kannst du ihn nicht
davon abbringen?« Sie hatte ihre Arme verschränkt und umfasste mit den Händen ihre Ellbogen.
    »Was sollte ich denn deiner Meinung nach sagen?«, gab sie zurück. »Ich werde meinem Ehemann nicht raten, ein Feigling zu sein. Würde es euch denn nicht helfen?« Dies konnte er nicht abstreiten, und sie schüttelte den Kopf und wandte ihren Blick ab, die Lippen fest zusammengepresst. Laurence wollte nicht weiter in sie dringen. »Ich dachte, diese Art von Sorge wäre ich los«, fügte sie leise und unglücklich hinzu, aber er wusste, wie wenig ihre persönlichen Gefühle etwas an ihrer Entscheidung ändern würden. Ebenso wenig, wie es bei ihm selbst der Fall gewesen wäre.
    Er trat einen Schritt von ihr weg, als Woolvey die Treppe herunterkam und zu ihr ging, um sich zu verabschieden. Die beiden standen eine Weile beieinander und flüsterten, die Hände ineinander verschränkt, dann beugte er seinen Kopf zu ihr hinab.
    Tharkay beobachtet diese Szene mit mäßigem Interesse. »Es tut mir leid, dass ich uns da so reingeritten habe«, sagte Laurence.
    »In praktischer Hinsicht könnte uns gar nichts Besseres passieren«, sagte Tharkay. »Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass wir angehalten werden, wenn wir in einer blitzenden Kutsche, für jeden offensichtlich, die Straße entlangfahren. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Woolvey hinterher möglicherweise seinen Kopf in der Schlinge wiederfindet, aber das ist seine Sache und eine Sache derjenigen, die um ihn weinen würden.« Er warf Laurence einen Blick zu. »Auch wenn ebendiese auch dir am Herzen liegen.«
    Laurence machte es zu schaffen, so leicht zu durchschauen gewesen zu sein, aber noch mehr setzte es ihm zu, eine halbe Stunde lang auf der Fahrt zum Holland House mit Woolvey in einer Kutsche eingesperrt zu sein. Es gab keinerlei Gespräche; es gab nichts zu sagen zwischen ihnen, einem abgewiesenen Galan und dem Ehemann. Außerdem brachte ihn ein anderes bedrückendes Gefühl, das sich in ihm breitmachte, zum Schweigen, das unter den gegebenen Umständen keinen Platz hatte, sich aber ungeachtet dessen bemerkbar machte.
    Er hatte vorher keine sonderlich hohe Meinung von Woolvey gehabt; er hatte ihn einfach als einen verschwenderischen Müßiggänger abgetan, und Woolvey hatte nie viel dazu beigetragen, sein Ansehen zu verbessern. Er hatte nichts anderes zu tun, als Geld auszugeben, und er hätte leicht einen bösen Charakter entwickeln und ein leidenschaftlicher Spieler oder ein selbstsüchtiger Feigling werden können. Aber er hatte sich stattdessen dafür entschieden, ein respektables Leben zu führen, mit einer Frau an seiner Seite, wegen der niemand sich schämen müsste. Und kein Feigling hätte sich so verhalten wie er heute Nacht. Wenn er etwas

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