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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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für einen Luftangriff; und wenn sie in ihrem Schneckentempo von zwanzig Meilen am Tag vorwärtskämen, dann wären sie eine Woche lang ein Angriffsziel für Drachen, die ihr Hauptquartier in London hatten.
    »Die unangeschirrten Tiere können viel weniger leicht geentert werden, auch wenn es Bonaparte gelingen sollte, ein schlaues, kleines Angriffskommando zusammenzustellen«, erklärte sie weiter. »Also wäre es nur passend, wenn Temeraires Regiment der Truppe den Rücken deckt. Lass ihn das mit Wellesley besprechen, ehe wir uns eine Meuterei einhandeln. Ich habe nicht das Recht, ihnen irgendetwas zu versprechen, und du kannst ganz sicher sein, wenn ich es doch täte, würden sich die Lordschaften nicht daran gebunden fühlen. Und falls du durchsetzt, dass sie eine Bezahlung erhalten«, fügte sie trocken hinzu, »dann sorg bitte auch dafür, dass die angeschirrten Tiere nicht leer ausgehen. Ich bin sicher, Excidium hätte gegen einen eigenen Schatz auch nichts einzuwenden.«
     
    »Mir kommt es sehr aufwändig vor, jetzt zurück zufliegen«, knurrte Armatius, als Temeraire mit den Neuigkeiten zurückkam. Es gefiel ihm wenig, ständig Gentius auf dem Rücken herumzutragen, aber
er war das Schwergewicht, das am wenigsten für Manöver eingesetzt werden konnte, wenn man von Requiescat absah, und so fiel ihm diese Aufgabe beinahe ständig zu.
    »Wenigstens müsst ihr in diese Richtung keine Kanonen befördern«, sagte Temeraire, »und wenn wir langsamer fliegen, werden wir auch mehr Nahrung entdecken. Auf jeden Fall werden wir aufbrechen und etwas wegen eurer Bezahlung regeln, was so eine Art Schatz ist, der euch jeden Monat zukommt, ohne dass ihr dafür arbeiten müsst, also könnt ihr euch nicht beklagen.« Bei den angeschirrten Drachen, die mit ihnen im Park lagerten, sah das schon anders aus. Sie waren empört darüber, dass sie nicht mitkommen und selber eine Entlohnung einfordern durften. »Also, ich werde ganz sicher mitkommen«, verkündete Iskierka, und sie ließ sich nicht wieder umstimmen, was auch immer Granby versuchte. Zu Temeraires tiefstem Missvergnügen entschied Admiral Roland schließlich: »Nein, es ist in Ordnung so, Granby. Sie würde uns nur auf die Nerven gehen, wenn sie in Schottland herumliegen oder auf Patrouillenflug gehen müsste.«
    Aber abgesehen von diesem Rückschlag war es sehr befriedigend, zurück nach Süden zu fliegen, auch wenn sie dort nicht für immer bleiben konnten. Es kam Temeraire so vor, als eroberten sie sich ihr Gebiet zurück, obwohl es viel eher so war: Sie weigerten sich anzuerkennen, dass es gar nicht mehr ihres war. Ihm gefiel es noch immer nicht, sich nach Schottland zurückdrängen zu lassen, gleichgültig, wie viel sicherer es dort sein mochte, bis sich die Truppen wieder gesammelt hatten. Aber wenn es denn schon notwendig war, hätten sie wenigstens nicht direkt vom Schlachtfeld aus dort hinrennen müssen, während ihnen die ganze Zeit über die französischen Drachen auf den Fersen waren. Vielleicht würde es jetzt ja sogar das eine oder andere Scharmützel geben, wenn die Franzosen die Infanterie auf dem Marsch angriffen.
     
    Weedon war aus der Luft schon von Weitem zu erkennen: Die Mauern des Depots waren aus dicken, grauen Granitblöcken errichtet,
und an jeder Ecke ragte ein hoher, schmaler Turm empor, von oben bis unten mit Schrapnellkanonen ausgestattet. Entlang den Mauern im Innenhof waren endlose Reihen langer Hellebarden und Lanzen mit Pfeilspitzen in den Boden gerammt worden, sodass eine große Kompanie von Männern ungestört durch Luftangriffe schlafen konnte, und die Überreste der Infanterie und der Kavallerie waren ebenfalls dort untergebracht. Es sah alles andere als leicht anzugreifen aus, und wegen dieser Befestigungen musste Temeraire die übrigen Drachen auf die andere Seite des Lagers führen, wo sie landen konnten.
    Wellesley musste eine lange Strecke zurücklegen, um mit ihnen zu sprechen, und war nicht eben in bester Laune, da er zu Fuß gegangen war. »Was zum Teufel machen Sie denn hier? Sie sollten inzwischen in Schottland sein. Die Hälfte meiner Kavallerie ist in Panik geraten!«
    »Wir sind hier, um Sie zu beschützen«, sagte Temeraire verletzt. »Und außerdem wollen wir mit Ihnen über die Bezahlung sprechen, die uns zusteht, da wir bislang keine Schätze gefunden haben.«
    »Verdammt noch mal, können Sie nicht damit warten, die Rechtsanwälte einzuschalten, bis wir die Franzosen vertrieben haben?«, fuhr ihn Wellesley an.

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