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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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Gedanken auf.
    Alema war in die Höhe gefahren und deutete mit ausgestrecktem Arm zu einigen Leuten, die gerade aus der Drachenspitze gekommen waren. Dann lief sie los, näherte sich schwankend den Hequisern, die wie erstarrt Alema beobachteten. Einer von ihnen war Telam Jerv – jener Mann, der Seld in der Weiten Steppe gerettet hatte – und auf diesen stürzte sie sich, stieß ihn zu Boden. Alema kniete über ihm, trommelte mit ihren Fäusten auf ihn ein.
    Seld war losgelaufen, stieß die herumstehenden Hequiser beiseite und packte Alema unter den Achseln. Er zerrte an ihr, doch sie wehrte sich, trat nun nach Telam, der sich zusammengerollt und sein Gesicht bedeckt hatte.
    Seld schloss seine Arme um seine tobende Frau, die ein schrilles Kreischen in den Himmel brüllte, als wollte sie damit die Drachen über tönen. »Ruhig«, sagte er in ihr Ohr. »Ruhig ... es ist alles in Ordnung.« Langsam gab sie nach, die Arme sanken herab, ihr Körper erschlaffte. Sie zitterte, schluchzte und ließ sich von Seld auf den Boden legen. Dieser blickte hinüber zu Telam Jerv, der sich aufgesetzt hatte und verwundert wirkte. Er rieb sich den Hals.
    »Hast du ihr etwas getan?«, fragte Seld den jungen Mann.
    Der Angesprochene schüttelte den Kopf. »Sie ist über mich hergefallen«, sagte er. »Ich habe ihr nichts getan – niemals in meinem Leben.«
    Seld beugte sich über seine Frau, nahm vorsichtig die Hände von ihrem Gesicht. »Alles ist gut, Alema.« Er nahm sie bei den Schultern und setzte sie auf. »Sag mir – warum hast du ihn geschlagen?«
    Mesalas Augen waren voller Angst, als sie zu Telam hinüberblickte. »Hequis ...« sagte sie. »Packen. Stoßen. Schmerz. Tod.«
    Seld musste nicht lange nachdenken, bis er verstand, was Mesala meinte. Er wandte sich wieder Telam zu. »Du musst ein kleines Kind gewesen sein, als Alema getötet wurde ...«
    Telams Augen weiteten sich. »Ja. Man hat mir nur davon erzählt.«
    »Du siehst deinem Vater sehr ähnlich, Telam. War er einer von ihnen – einer von Alemas Mördern?«
    Telam wich Selds Blick aus. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Allerdings ... ich hörte von anderen ... dass er ...«
    Seld nickte. Er wendete sich wieder an Alema. »Hier ist niemand, der dir Böses will«, sagte er leise. Er übergab sie wieder Mesalas Obhut. Noch immer zitterte Alema, klammerte sich an Selds Hand.
    Später am Tag, als Seld gerade in der Drachenspitze einige Schriftzeichen an den Wänden zu entziffern versuchte, die er entdeckt hatte, tauchte Mesala an seiner Seite auf. »Ich muss mit dir reden«, sagte sie.
    Abwartend schaute Seld sie an.
    »Ich nehme deine Entscheidung an«, sagte sie. »Alema ist deine Frau. Ich werde mich aus eurem Leben fernhalten.«
    »Mesala, wenn ich geahnt hätte, dass Alema noch lebt –«
    »Dann hättest du dich nicht in mich verliebt, ich weiß. Du bist ein aufrichtiger und mutiger Mann, Seld Esan.«
    Waren ihre Worte höhnisch, oder waren sie ehrlich gemeint? »Mesala ...«
    Sie hob eine Hand. »Schweig. Ich will, dass du mir zwei Dinge versprichst.«
    Seld wartete.
    »Kümmere dich um Alema. Ihr habt euch Treue geschworen. Aber nun sehe ich, dass du dich von ihr fernhältst. Sei bei ihr – sie braucht dich!«
    Er nickte.
    »Und sollten die Dämonen kommen ...« Ihr Gesicht verzog sich in Angst, und ein Schluchzen entfuhr ihr. »Tu, was du kannst, um uns zu retten. Ich höre die Stimmen der Drachen, und sie sagen, dass nur du uns retten kannst.«
    Seld machte einen Schritt nach vorne und umarmte sie, bis ihre Tränen versiegten. »Ich verspreche es dir. Beides.«
    Die nächste Nacht lagen Seld und Alema nebeneinander in einer der Zellen in der Drachenspitze. Seld dämmerte an der Grenze zum Schlaf, als Alema etwas sagte: »Hequis ... weiß, wie es aussieht.«
    Seld schaute auf. »Was sagst du?«
    »Kam nach Hequis ... schöner Tag ... saß auf dem Wagen ... dein Arm um mich.«
    Seld drehte sich zu ihr und stützte sich auf den Ellenbogen. »Du warst nicht glücklich, mit mir in mein Dorf zu gehen, weil du nicht wusstest, wie die Leute dich behandeln würden. Aber du hast es gewagt.«
    »Hatte Angst«, sagte sie. »Angst ... die Leute mögen mich nicht.«
    »Du brauchtest keine Angst zu haben.«
    »Doch. Sie haben mich getötet.«
    Ein kalter Schauer kroch über Selds nackte Haut. Er rückte näher an Alema heran.
    Am folgenden Tag ging Seld mit Ark auf die Jagd. In diesen Wäldern lebte das Tier, das sie schon an der Küste gefangen hatten. Sie erlegten zwei

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