Drachenwächter - Die Prophezeiung
Tiere und brieten sie über dem Lagerfeuer. Viele Hequiser und Taheffer wurden am Abend von den beiden Tieren satt, und später saßen Seld und Ark am verglimmenden Feuer. Seld erzählte von seinen Befürchtungen, dass er, Alema und Mesala diejenigen waren, deren Schicksal in der Prophezeiung vorgezeichnet wurde.
Ark hörte schweigend zu, nagte die letzten Fleischreste von einem Knochen, den er schließlich ins Feuer warf. »Hast du den Obersten Drachen befragt?«
»Von den Drachen erhalte ich keine Antworten, Ark. Sie blicken tiefer und weiter in diese und andere Welten, als wir ahnen. Zwar teilen sie ihr Wissen mit uns, doch sie klären uns nicht über unser Schicksal auf. Wir werden selbst herausfinden müssen, welcher Weg uns bevorsteht.«
»Nun klingst du selbst wie ein Drache.« Ark wirkte grimmig. »Was wirs t du tun – abwarten, was mit dir geschieht?«
Seld schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast Recht. Ich werde mit dem Obersten Drachen reden.«
Der Nachtwind blies durch den Thronsaal auf der Drachenspitze. Seld glaubte, ein leichtes Schwanken des Berges wahrzunehmen und aus den Streben der steinernen Kuppel ein Knirschen zu hören. Der Oberste Drache stand im hinteren Teil des Raums, blickte durch eine der Öffnungen auf die nächtliche Landschaft.
» Etwas wird geschehen «, vernahm Seld. » Die Dämonen werden stärker. Immer mehr von uns Drachen umarmen die Dunkelheit. «
»Ich habe beobachtet, wie sich ein Drache in einen Dämonen verwandelt hat. Könnt Ihr nichts dagegen tun?«
» Ich bin der Oberste der Drachen, aber meine Macht reicht nicht aus, uns vor der Dunkelheit zu schützen. Sie kommen. Die Dämonen sind nun viele, und sobald das Licht des nächsten Tages die Drachenspitze berührt, werden die Dämonen am Horizont erscheinen. « Der Drache wendete sich Seld zu. » Dann wird dein Schicksal und das der beiden Frauen vollendet. «
Seld schluckte. »Warum Alema und Mesala? Können nicht andere mit mir die Prophezeiung erfüllen?«
» Nein. Ihr gehört zusammen, seid verbunden. Es gibt hier keine Menschen, die das Schicksal einander nähergebracht hat. Die Macht eurer Gefühle wird entfesselt werden – nur so kann das Ajik in diese Welt kommen. Vergiss nicht: Du bist der Dritte. Der Erste wird sich töten, der Zweite wird dir das Leben nehmen, und dein Geist wird mit meinem zum Ajik verschmelzen. «
»Wir müssen fliehen!«, entfuhr es Seld. »In der Ferne können wir Kräfte sammeln und die Drachenspitze wieder –«
Ein starkes Gefühl der Ablehnung schnitt Seld das Wort ab.
» Die Dämonen sind überall. Der letzte Ort ist hier. Es wird enden. Morgen und für immer. «
Seld blickte in die Nacht hinaus, die noch kein Versprechen des Morgens in sich trug. Er wich zurück, schüttelte den Kopf. »Das wird nicht geschehen. Ich bin kein Sklave der Drachen und kein Sklave meines Schicksals. Wir werden die Drachenspitze verlassen.«
» Das wirst du nicht. « Die Worte des Drachen waren keine Drohung. Sie waren Gewissheit.
Seld wandte sich ab und eilte den dunklen Tunnel entlang. Rasch stieg er hinab, bis er wieder bei den anderen angelangt war. »Wir müssen die Drachenspitze verlassen! Sofort!«, rief er.
Mesala setzte sich schläfrig auf. »Was ist geschehen?«
»Es wird etwas geschehen, am Morgen. Bis dahin müssen wir uns in Sicherheit gebracht haben. Schnell – wir müssen alle aufwecken.«
Seld wollte davoneilen, doch Mesala hielt ihn fest und zog ihn zu sich. Er setzte sich auf die Steinkante.
»Was wird geschehen?«, fragte sie.
»Die Dämonen werden im Morgengrauen die Drachenspitze angreifen.«
Mesala nickte. »Ich weiß.«
»Was meinst du?«
»Fühlst du es nicht auch, Seld? Morgen wird es enden. Morgen geschieht das, weswegen wir hierhergekommen sind. Morgen wird sich alles zusammenfügen.« Mesala rieb sich das Gesicht, streckte sich wieder aus und zog ihre Decke an sich. »Ich will nicht mehr davonlaufen. Was auch immer morgen mit uns geschieht – ich werde es geschehen lassen.«
Seld beobachtete, wie sie in den Schlaf sank, dann ging er durch einen der Tunnel zu einer Öffnung außen an der Drachenspitze, lehnte sich sitzend gegen die Steinwand und wartete auf den Anbruch des Morgens.
Kapitel 21
D ie Prophezeiung
Vielstimmiges Drachengebrüll ließ Seld aufschrecken. Sein Blick raste umher – im ersten Augenblick wusste er nicht, wo er sich befand. Als er ruckartig aufstand, geriet er ins Wanken und wäre fast in die Tiefe gefallen. Im letzten Moment bekam
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