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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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nach Klüch, und er lag auf der alten Handelsroute.
    Das Dorf war still und offenbar menschenleer. Schmale Rauchfahnen stiegen aus einigen Schornsteinen, als glomm noch ein sterbendes Feuer in ihnen. Die Häuser waren wie die Gebäude von Hequis und Kequor vornehmlich mit den dunkelgrauen Steinen aus den Ebenen vor den Bergen und dem hellbraunen Holz der hiesigen Bäume gebaut worden. Die Drachen waren hier vorbeigekommen – ihre Spuren waren nicht zu übersehen.
    Als die Kolonne Nidbal passierte, hob Seld seine Hand, und die Hequiser hielten. Er bedeutete der Kolonne, ein Stück vor dem Dorf zu warten, stieg von dem vordersten Wagen und ging allein in den Ort hinein.
    Der Tag war sonnig und windstill, aber die Luft war kalt, als finge sie nicht mehr die wärmenden Strahlen ein. Seld schritt langsam durch die weiten Gassen des Dorfes. Da viele Türen offen standen, konnte er einen Blick in manche Häuser hineinwerfen, doch das Einzige, was er sah, waren Überreste eines hastigen Aufbruchs: Stühle lagen umgeworfen auf dem Boden; Ungeziefer taten sich an Essensresten gütlich und huschten davon, wenn Selds Schritte näherkamen.
    Nidbal war ein verlassenes Dorf. Wieder kam Seld die Jerv-Familie in den Sinn – ob sie nun die einzigen Menschen waren, die sich jenseits der Drei Dörfer aufhielten? Und was, wenn sogar die Drei Dörfer schon verlassen waren? Ein Nordostland ohne jede Menschenseele, wie in der Zeit der Vorväter, nachdem die Drachen die Dämonen hinter die Koan- Berge gejagt hatten ...
    Seld wendete sich ab und ging zurück zur Kolonne. Als er am Ortsrand ankam, ertönte hinter ihm eine schneidende Stimme: »Die Drachen!«
    Seld fuhr herum und spähte nach dem Rufer, aber er konnte ihn nicht finden. Da trat ein alter Mann aus dem Schatten einer Hütte. Er stützte sich auf einen schwarzen, abgegriffenen Stock und war in ein altes Fell gekleidet, dessen stechender Geruch bis zu Seld herüberwehte. Der Wind zerzauste sein graues Haar, und Seld sah, dass der Mann nur noch ein Auge hatte; sein linkes Auge war nur eine dunkle Höhle.
    »Die Drachen. Sie gehen!«, rief der Mann aus. Er blinzelte, ächzte. »Wer bist du?«, fragte er schließlich.
    »Seld Esan. Ich komme aus Hequis.« Langsam ging Seld auf den alten Mann zu. »Seid Ihr zurückgelassen worden?«
    »Zurückgelassen ... ja ... von den Drachen.«
    Seld führte den alten Mann zu der Kolonne, half ihm auf einen der Wagen und wies einige Hequiser an, sie sollten in allen Häusern nachsehen, ob noch weitere Nidbaler zurückgelassen worden waren. Nach einiger Zeit kehrten sie zurück und berichteten, dass sie niemanden gefunden hatten. Die Kolonne nahm ihren Weg wieder auf.
    Dann stieg Seld in den Wagen zu dem alten Mann, der inzwischen auf einem Strohlager schlief. Er setzte sich neben ihn und betrachtete das entspannte Gesicht. Der Mann musste älter sein als jeder Bewohner von Hequis. Sein Gesicht war von Falten durchzogen, die Haut war blass und seine spärlichen Haare waren grau.
    Langsam tauchte der alte Mann aus seinem Schlaf auf. Mit seinem matten Auge nahm er wahr, dass jemand bei ihm saß, und daraufhin lächelte er zahnlos. »Ihr habt mich mitgenommen.«
    »Wie ist Euer Name?«
    »Alur«, sagte der alte Mann.
    »Wie konnten die Leute von Nidbal Euch allein zurücklassen? Oder wolltet Ihr hierbleiben?«, fragte Seld.
    »Sie wollten nicht hören, was ich ihnen sagte. Es machte ihnen Angst.«
    »Und was habt Ihr ihnen gesagt?« Seld holte einen Beutel Wasser, der in einer Ecke des Wagens lag.
    »Das, was ich von der Stimme in meinen Träumen erfahren habe.«
    Seld schaute den alten Mann ungläubig an. Dann hielt er dem Mann den Beutel hin. Dieser lächelte, nahm den Beutel entgegen. »Ich versuchte, etwas zu erwidern, aber die Stimme hörte mich nicht.« Alur goss Wasser in seinen Mund, ein Rinnsal floss sein Kinn hinab. Hustend drehte er den Kopf zur Seite, gab Seld den Beutel zurück und wischte sich über den Mund.
    »Nur deswegen seid Ihr zurückgelassen worden?«
    »Sie haben mir nicht geglaubt. Niemand! Alle dachten, der Wahnsinn hätte mich gepackt. Ich wollte ihnen erklären, was ich in meinen Träumen sah, aber sie hörten nicht auf mich!«
    »Tauchen die Drachen in Euren Träumen auf?«
    »Ja. Sie zeigen mir Orte, die ich noch niemals gesehen habe.«
    »War darunter auch ein Berg, von dem ein blaues Licht strahlt?«
    Alur dachte nach. »Nein«, meinte er schließlich. »Daran erinnere ich mich nicht.«
    Seld kniete sich nach vorne und

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