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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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drückte den alten Mann sanft zurück auf sein Lager. »Ihr braucht Ruhe. Erholt Euch und schlaft in der folgenden Nacht. Wir haben noch Zeit zum Reden.«
    »Keine Zeit mehr«, murmelte Alur an der Grenze zum Schlaf.
    Seld zog eine Decke bis unter Alurs Kinn und wartete, bis dessen Atemzüge flacher wurden. Dann drehte er sich um und sprang vom Wagen.
    »Die Drachen erwarten dich, Seld«, murmelte Alur im Schlaf.
    Telam Jerv ging den Hügel hinter Hequis hinauf, nachdem die Nacht hereingebrochen war. Über ihm erstreckte sich ein Sternenhimmel, der an einigen Stellen von schwarzen Wolken verdeckt wurde, die sich langsam über das Land schoben.
    Auf dem Hügel angekommen, betrachtete er die Koan-Berge. Eisiger Wind pfiff über die Ebene und biss in Telams Haut unter der Kleidung. Sein Blick glitt über den dunklen Schemen der Bergkette, es war nach wie vor kein Zeichen der Drachen zu erkennen. Noch immer hatte er Hoffnung, eine Feuersäule auszumachen – ein Zeichen, dass es noch Drachen auf den Bergen gab, die die Menschen vor den Dämonen schützten. Doch nichts dergleichen war zu sehen.
    Seine Aufmerksamkeit richtete sich nun auf eine Wolke, die besonders niedrig zu hängen schien und sich besonders schnell fortbewegte. Immer wieder verschwanden Sterne um diese Wolke herum und tauchten wieder auf; es war, als lebte diese Wolke.
    Da fühlte Telam plötzlich einen starken Windstoß aufkommen, der ihn einige Schritte zurücktaumeln ließ. Mit seiner Ferse stieß er gegen einen Stein, kippte nach hinten und schlug auf dem Boden auf, überschlug sich einmal und blieb schwer atmend auf der Seite liegen, den Blick in den Himmel gerichtet. Er erhaschte noch einen Blick auf das schwarze Wesen, das knapp über ihm hinwegschoss, und für einen Augenblick glaubte er, zwei glühend rote Augen zu erkennen. Dann entfernte sich das Wesen, flog über Hequis hinweg und war schließlich nicht mehr auszumachen.
    Telam richtete sich auf und hielt sich die rechte Seite, in die sich bei seinem Sturz ein Stein gebohrt haben musste. Es war ein Dämon gewesen, dessen Flügelschlag ihn gerade umgestoßen hatte, dessen war er sich sicher.
    Er hastete ins Dorf zurück, stieß die Tür seines Elternhauses auf. Sein Vater saß am Tisch über seinem Abendmahl und warf Telam einen wütenden Blick zu. »Warum kommst du hereingestürmt wie ein Bandit?«
    »Ich habe einen Dämonen gesehen!«, entfuhr es Telam. »Ein riesiges, schwarzes Wesen – es flog über mich hinweg und nach Südwesten.«
    Der Vater fischte mit einem Holzlöffel einen dampfenden Brocken Jarifleisch von seinem Teller. »Du bist von Sinnen ... verrückt wie dieser Vorsteher, der nur Unheil über unser Dorf gebracht hat.«
    Telam trat an den Tisch. »Wir sind in Gefahr. Noch können wir fliehen, vielleicht holen wir die Kolonne ein!«
    »Wir bleiben in unserem Dorf.« Der Tonfall des Vaters duldete keinen Widerspruch.
    »Nein, das werden wir nicht.«
    Der Vater hob den Blick von seinem Holzteller und schaute seinen Sohn ungläubig an. »Du widersprichst mir?«
    »Ich hätte es schon früher tun sollen, denn ich bin das Oberhaupt unserer Familie.«
    Der Vater fuhr in die Höhe. »Du bist schwach – das unwürdigste Oberhaupt, das unsere Familie jemals hatte! Ich hätte niemals meinen Sitz im Rat an dich abgeben dürfen. Aber ich ertrug das Geschwätz dieses Esan nicht mehr.« Er holte mit seiner Rechten aus und schlug zu, doch Telam duckte sich schnell unter dem Schlag weg.
    Langsam wich Telam zurück. »Ich werde der Kolonne folgen. Jetzt. Wenn du nicht mit mir kommen willst, bleib hier.« Er schaute zu seinen Geschwistern, die auf der Treppe erschienen waren, von dem Lärm angelockt. »Das gilt auch für euch. Und für dich, Mutter.«
    Niemand rührte sich. Der Vater funkelte Telam an, schwer atmend, die Fäuste geballt, als wollte er seinen Sohn jeden Augenblick anspringen. Die Mutter und die Geschwister bewegten sich nicht.
    »Lebt wohl«, sagte Telam, drehte sich um und verließ das Haus.
    Wieder umfing ihn die Nacht. Sein Blick wanderte zu den Bergen, und er fürchtete schon, ein ganzes Dämonenheer zu sehen, doch nur die Wolken verdeckten die Sterne. Er ging um das Haus herum in den hölzernen Verschlag, in dem die Lif angebunden waren und einige Jari im Stroh wühlten. Mit flinken Händen band er sein Lif los und führte es hinaus.
    Draußen wartete jemand auf ihn.
    Telam entspannte sich, als er seine Mutter erkannte. Sie trat nahe an ihn heran und umarmte ihn. »Bitte

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