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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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viel länger her. Viele Menschen verließen ihre Heimat, weil sie glaubten, an anderen Orten besser zu leben, weil Klüch von Banditen beherrscht wurde. Eine reiche Familie aus der Stadt verlor ihre ganze Habe, als sie von einer Banditenhorde ausgeraubt wurde. Sie beschlossen, jenseits der Steppe zu leben, fernab von den Gefahren in Klüch. Also durchquerten sie die Steppe. An deren Rand, wo der frucht bare Boden begann, ließen sie sich nieder.«
    »Aber warum haben sie drei Dörfer gebaut und nicht eines?«
    »Geduld. Anfangs war es eine Siedlung. Und sie wuchs rasch, denn die Banditenhorden brachten immer mehr Leute dazu, Klüch zu verlassen, und die gingen den gleichen Weg wie diese Familie. Und über die Jahre hinweg wuchs die Siedlung, und mit ihr wuchsen der Ruhm und das Vermögen der Familie. Zwar brachte der Boden weniger Erträge ein, aber sie waren weit weg von allen Unruhen und nahe bei den Drachen, die Schutz verhießen.
    Eines Morgens fand man den Vater der Familie tot in seiner Hütte. Die Trauer wich noch am gleichen Tag einem erzürnten Streit unter seinen beiden Söhnen, wer nun das neue Familienoberhaupt sein solle. Der Jüngere der beiden behauptete, sich als der Würdigere erwiesen zu haben, doch der Ältere bestand auf seinem Recht als Erstgeborener. Von einem Tag auf den nächsten war die Siedlung in zwei Lager gespalten; jeder wollte einen anderen der beiden Söhne als Vorsteher sehen. Fast wäre es zu einem Kampf zwischen den Anhängern der beiden Söhnen gekommen, doch die drohende Fehde wurde von der Mutter verhindert. Sie forderte ihre Söhne auf, in unmittelbarer Nähe ihre eigenen Siedlungen zu errichten, während sie selbst das Erbe ihres Mannes antreten wollte. Sobald sich einer der beiden als würdig erwiesen hätte, sollte dieser allein das Erbe des Vaters bekommen und Vorsteher der drei Siedlungen werden. Die beiden neuen Siedlungen sollten nahe in der Umgebung entstehen, damit niemand einen Vorteil durch eine bessere Lage hatte. Die Söhne stimmten zu.«
    »Und deswegen sind es drei Dörfer!«, rief Hem aus.
    »Aber die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende. Viele der folgenden Jahre verbrachten die beiden damit, ihre Aufgabe zu erfüllen. In Blickweite der Siedlung, die ihr Vater gegründet hatte, ließen sie sich nieder und versuchten, ihrerseits ein Dorf zu errichten, um ihre eigenen Vorstellungen einer Gemeinschaft zu verwirklichen. Beide Söhne waren erfolgreich – die beiden neuen Siedlungen lockten immer mehr Deroder in den bis dahin gemiedenen Landstrich am Nordostland. In den nahen Bergen hatte man Edelsteine gefunden, und so nahmen viele die Strapazen der Reise auf sich, weil sie hier Reichtum zu finden hofften.
    Nach und nach näherten sich die beiden Brüder einander wieder an, nachdem sie all die Jahre misstrauisch den Fortschritt des jeweils anderen verfolgt hatten. Beiden war es gelungen, zu einem angesehenen Vorsteher zu werden. Sie wussten nicht, dass von ihnen unbemerkt ihre Mutter dafür gesorgt hatte, dass die Neuankömmlinge auf beide Siedlungen gleichermaßen verteilt wurden, während sie ihr eigenes Dorf zu bescheidenem Wohlstand geführt hatte. Und als die Mutter starb, wurde aus den drei Siedlungen die Drei Dörfer, mit zwei weisen Vorstehern.«
    »Wer von den beiden hat dann regiert?«
    Seld blinzelte. Darauf wusste er keine Antwort. »Beide«, sagte er.
    »Und haben sie sich das Dorf der Mutter geteilt?«
    »Nun ... ich weiß es nicht.«
    »Aber die beiden müssen sich doch wieder deswegen gestritten haben«, beharrte Hem.
    »Das mag sein. Aber auch heute noch ist eine Nachfahrin dieser Familie die Vorsteherin der Drei Dörfer. Allerdings heißt es, dass sie nicht unbedingt die Weisheit ihrer Vorfahren geerbt hat. Angeblich verlassen immer mehr Menschen die Drei Dörfer, um nach Klüch oder in die Südländer zu gehen. Einige ziehen aber auch in die andere Richtung und kommen nach Hequis.«
    »Aber warum sollte jemand nach Hequis gehen? Der Ort ist karg, die Winter sind lang ... «
    »Es ist deine Heimat.«
    »Ich hatte nicht vor, für immer in Hequis zu bleiben. Daher ... ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber dass wir nun den Drachen folgen – das ist für mich fast die Erfüllung eines Wunsches.«
    Gegen Abend erreichte die Kolonne die Drei Dörfer. Die Silhouetten flacher, mit Lehmziegeln gebauter Gebäude hoben sich gegen den Abendhimmel ab, und hinter ihnen erstreckte sich die unendlich wirkende Weite Steppe. Unzählige Lichter flackerten um

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