Drachenwächter - Die Prophezeiung
Tischplatte zu studieren schien.
»Unsere Pläne haben sich geändert«, begann er leise. Nun hob er den Kopf und blickte düster die sieben Generäle an. »Der Vormarsch gegen die Nordländer wird sofort gestoppt. Kommandieren Sie Ihre Truppen nach Klüch. Ich erwarte, dass in zehn Tagen alle Soldaten hier in der Stadt stationiert sind.«
Wenige Minuten später preschten Boten auf den schnellsten Lif, die das Heer aufbieten konnte, in Richtung Norden, in den Satteltaschen ein jeder den Marschbefehl mit dem Siegel des Herrschers.
Mesala war auf dem Weg zurück nach Hause, als sie von den Drachen erfuhr. Sie trug einen Korb mit nasser Wäsche, die sie im Fluss gewaschen hatte, als sie einen Ausrufer sah, der an einer Straßenecke die Leute zusammenrief, um eine Nachricht im Auftrag des Königs zu verkünden. Mesala vermutete, dass der Ausrufer wie immer vom Vormarsch der Truppen in den Nordländern berichten würde. Jedes Mal, wenn Talut mit ihr redete, kam er auf seinen Krieg in den nördlichen Provinzen zu sprechen. Er glaubte, er sei vom Schicksal ausersehen, ganz Derod zu einen. Die Nordländer hatten vor vielen Jahren ihre Unabhängigkeit von Klüch erstritten, was Talut natürlich nicht anerkannte.
»Die Drachen des Nordostlandes haben die Koan-Berge verlassen!«, verkündete der Ausrufer.
Mesala erstarrte. Ihre Hände verkrampften sich um die Griffe ihres Korbs, kaltes Wasser tropfte auf ihre Füße.
Der Ausrufer erzählte mit lauter Stimme, dass die Drachen zu Fuß durch das Nordostland stampften und sich derzeit in der Weiten Steppe befanden. Sie bewegten sich in Richtung Klüch. Nachdem der Mann geendet hatte, eilte er davon, um dieselbe Neuigkeit an der nächsten Ecke zu verkünden.
Die Klücher, die dem Mann gelauscht hatten, standen schweigend herum, dann gingen sie auseinander. Mesala fühlte sich wie betäubt, während sie nach Hause ging.
Das Nordostland ... ihre Schwester war dort gestorben, von den Dorfbewohnern in eine Drachenhöhle geworfen worden. Nun hatten die Drachen die Berge verlassen. Bei den Göttern – die Dämonen! Was war mit ihnen? Konnten sie nun nach Derod vordringen?
Schneller als die Ausrufer vermochten, verbreiteten die Klücher die Kunde in ihrer Stadt, bis auch der Letzte davon wusste. Noch bis tief in die Nacht sprachen die Klücher leise über die Drachen, über die Dämonen und über all jene Prophezeiungen, die mit ihnen zu tun hatten.
Kapitel 8
D er Angriff des D ämonen
Seld schlief die Nacht hindurch und erwachte erfrischt. Dichter Morgennebel lag über dem Nordostland und verbarg, was vor der Kolonne lag, und auch die Drachen wurden von dem Weiß verschluckt. Eine klamme Kälte kroch durch Selds Kleidung, und er zog seinen Mantel enger, als er vom fahrenden Wagen heruntersprang und begann, die Kolonne entlangzugehen.
Die Hequiser beäugten ihren Vorsteher mit einer Mischung aus Erleichterung und Sorge. Seld versuchte, ihnen zu erklären, dass die Geistesreisen ihm halfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, da sie ihm Dinge vor Augen führten, die an anderen Orten geschahen. Doch die Hequiser schienen sich schwer damit zu tun, diesen Worten Glauben zu schenken. Hem berichtete Seld und seinem Vater, dass er einige Leute belauscht hatte, die behaupteten, der Vorsteher sei verrückt geworden, und vielleicht wäre es besser, wenn Quint das Dorf anführen würde.
Drei Tage und Nächte blieben die Hequiser hinter den Drachen, so dass sie meistens am Horizont zu sehen waren.
Die Vegetation veränderte sich. Das Wildkraut auf dem Boden wurde dichter und höher, einige Bäume hatten noch die Reste ihres Laubwerks an den Ästen, und manche Sträucher trugen die letzten Beeren des Jahres. Hier war der Boden etwas fruchtbarer als in Hequis, so dass sogar geringe Erträge an Weizen eingefahren werden konnten, doch die Carem-Knollen schienen in der Nähe von Selds Heimatdorf besser zu wachsen. Bald würde die Kolonne an den Rand des Nordostlandes kommen, und dann würde sich der Boden innerhalb weniger Meter zu einer kargen Oberfläche verwandeln, die jedes Leben verabscheute.
Die Kolonne passierte eine Herde wilder Lif, worauf die angeschirrten Tiere mit lautem Blöken reagierten, und die Wagenlenker und Reiter hatten Mühe, die Tiere in ihrer Bahn zu halten.
Nidbal war die nächste Siedlung, die die Kolonne erreichte. Das Dorf war etwa so groß wie Hequis und Kequor. Seld kannte den Ort gut, war er doch eine Zwischenstation auf dem Weg zu den Drei Dörfern und
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