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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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und die Kolonne bewegte sich im gedämpften Licht auf dem Pfad der Drachen. Die Landschaft hatte sich nicht verändert, und auch die Berge im Rücken der Hequiser schienen nicht kleiner geworden zu sein, auch wenn sie sich nun schon anderthalb Tage von ihnen entfernt hatten.
    Als Seld neben dem Wagen lief, der die Kolonne anführte, und er zu der Stelle am Horizont blickte, an der die Drachen aufgetaucht waren, sank er unvermittelt zu Boden.
    Seld war wieder in Hequis, und er war allein. Er stand neben dem Brunnen in der Mitte des Marktplatzes, und das einzige Geräusch, das er vernahm, war sein eigener Atem. Der Himmel über ihm war schwarz, aber durch den Boden schien ein mattes Leuchten zu dringen, als strahle eine Sonne tief unter der Erdkruste, auf der Seld stand. Nicht ein einziger Stern stand am Firmament.
    Wind kam auf, und er blies so stark gegen Selds Rücken, dass er nach vorn taumelte. Er versuchte, sich an dem Brunnen festzuhalten, doch seine Hände glitten über den Stein. Das Rauschen des Windes schwoll an, und etwas Riesiges schoss über Seld hinweg. Er ließ sich zu Boden fallen und verschränkte seine Arme über dem Kopf. Nach einigen Augenblicken wagte er, sich auf den Rücken zu drehen und nach oben zu schauen, und im Himmel erahnte er ein geflügeltes schwarzes Wesen, das über ihm Kreise zog.
    Nein – es waren viele. Sie hoben sich kaum von der Dunkelheit der sternenlosen Nacht ab.
    Dann verharrten die Wesen still und ohne Flügelschlag in der Luft – direkt über Seld, als wollten sie jeden Augenblick nach unten stoßen.
    Dieser stand auf und rannte los. Jeder Stein bohrte sich spitz in seine bloßen Fußsohlen. Hinter und über sich hörte er den heißen Atem von Wesen, auf die ein Mensch wie Ungeziefer wirken musste. Sie verfolgten ihn nun in der Luft, kamen näher.
    Ein Blitz – und Seld fand sich an einem anderen Ort wieder.
    Schau.
    Es war die gleiche Stimme, die während seiner letzten Geistesreise zu Seld gesprochen hatte – die ihm gesagt hatte, den Drachen zu folgen. Seld saß auf einem runden, flachen Stein, der in absoluter Dunkelheit zu schweben schien – nichts außer Schwärze umgab Seld, der mit der Handfläche über den Stein strich, als wollte er sich dessen Wahrhaftigkeit vergewissern.
    Wohin sollte Seld schauen, wie es die Stimme befahl? Die Dunkelheit war allumfassend. Er drehte seinen Kopf von einer Seite zur anderen, aber entdeckte nichts. Doch, dort – in scheinbar unendlicher Entfernung glomm ein Licht, blau und unscheinbar.
    Dorthin musst du gehen.
    Das Leuchten wurde stärker, und nun konnte Seld erkennen, dass es sich auf der Spitze eines Berges befand, der weit in die Höhe ragte und so steil war, dass kein Mensch ihn besteigen konnte. Die Quelle des Lichts war nicht zu erkennen.
    Hier werden wir unser Schicksal vollenden.
    Die Stimme wurde immer leiser, während sie erklang, dann erlosch das Licht.
    Seld fiel.
    Als Seld die Augen öffnete, dachte er, sein Geist wäre noch immer an einem anderen Ort, denn die Dunkelheit umgab ihn weiterhin. Doch er fiel nicht mehr – er lag flach auf dem Boden, und dieser bewegte sich rumpelnd unter ihm. Seld hob seine rechte Hand zum Kopf und strich über seine Stirn, hinter der stechender Schmerz pulsierte.
    Er blinzelte. Es war die Plane des Wagens, die den Blick auf den Sternenhimmel verdeckte. Ächzend setzte er sich auf.
    Neben sich sah er den sitzenden Ark, der die Knie angezogen und sein Gesicht in den Unterarm vergraben hatte. Er schien zu schlafen. Als er Selds Ächzen vernahm, blickte er auf, und die Verwirrung in seinem Gesicht wandelte sich sofort in Freude. Er fuhr hoch und machte gebückt einen Schritt zu Seld, packte ihn an den Schultern.
    »Du bist erwacht! Bei den Göttern – endlich!«
    Seld atmete tief ein, um den Schwindel aus seinem Kopf und die Übelkeit aus seinem Magen zu vertreiben, und langsam ebbte beides ab. Er klopfte auf Arks Arme. »Das war die stärkste Geistesreise, die ich jemals hatte«, sagte er mit tauben Lippen. »Es ist Nacht – wie lange war ich nicht bei mir?«
    »Den Rest des vergangenen Tages und diese halbe Nacht. Es waren viele Stunden, die du hier gelegen hast, und ich war in tiefer Sorge. Dein Herzschlag wurde immer schwächer. Es schien, als wollte dein Geist nicht in seinen Körper zurückkehren.«
    Selds Hand fuhr zu seinem Herzen und fühlte das gleichmäßige Pochen. »Ich war an der Spitze der Kolonne ...«
    »Ja. Du bist zusammengebrochen, und ich habe dich auf diesen

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