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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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bleib«, flüsterte sie.
    »Nein. Ich möchte nicht in diesem Dorf sterben.« Telam erwiderte die Umarmung, sog den Geruch seiner Mutter in sich auf. »Komm mit mir. Lass ihn hier zurück, er ist töricht.«
    Die Mutter löste sich von ihm. »Das kann ich nicht. Es ist zu spät für uns ... für mich.« Sie hielt ihm einen Beutel hin. »Dies wirst du brauchen. Wer weiß, wo du auf deinem Weg etwas zu essen findest.«
    Telam nahm den Beutel. »Danke. Danke ... für alles.«
    Seine Mutter hob eine faltige Hand, strich ihm über das Gesicht. »Leb wohl.«
    Dann stieg Telam auf das Lif und trieb es zu einem Galopp durch das dunkle Nordostland an.
    Am nächsten Morgen rastete die Kolonne am Reme. Dieser Fluss entsprang in den Koan-Bergen und floss nach Südosten, am Rand der Weiten Steppe entlang und schließlich hinab nach Süden, wo er von weiteren Flüssen gespeist zu einem breiten Strom wurde, der die Südländer mit frischem Wasser versorgte. Die Quelle des Flusses Heke, an dessen Mündung die Stadt Klüch lag, befand sich in den nördlichen Bergen, wand sich zuerst nach Südosten, um dann nahe der Weiten Steppe den Weg nach Süden zu nehmen, um sich schließlich mit dem Großen Meer zu vereinen.
    Seld rieb das kalte Wasser des Reme über sein Gesicht und fuhr sich mit nassen Händen durchs Haar. Nachdem der alte Mann wieder aufgewacht war, schien sein Geist verwirrt gewesen zu sein, denn er redete nur unzusammenhängende Dinge über die Drachen, ihr Feuer und den Ort Nidbal. Die Namen, die er nannte, waren Seld nicht bekannt; wahrscheinlich waren es Leute aus Nidbal.
    Der Vorsteher des Ortes war ein gramgebeugter Mann, der an Schwindsucht litt, aber sich an sein Leben wie an seinen Posten klammerte. Seld fragte sich, ob es die Entscheidung dieses Vorstehers gewesen war, Alur in Nidbal zurückzulassen.
    Die Wasservorräte wurden aufgefüllt. Bis zu den Drei Dörfern war es nur noch eine halbe Tagesreise flussabwärts.
    Im Laufe des Tages sammelten sich Wolken über den Köpfen der Hequiser, die alle Sonnenstrahlen verschluckten. Seld saß auf dem Kutschbock des Wagens, der die Kolonne anführte und blickte nach vorne. Die Umgebung wurde immer flacher, nur noch ein paar steinige Hügel erhoben sich in der Landschaft. Im Rücken der Hequiser waren die Koan-Berge hinter dem Horizont verschwunden – sie näherten sich der Grenze des Nordostlandes, und selbst das Wildkraut auf dem Boden wurde immer lichter. Hier und da kam der braune Sand zum Vorschein, aus dem die Weite Steppe bestand – die Kolonne war nicht mehr weit von ihr entfernt. Seld hoffte, noch an diesem Tag in den Drei Dörfern anzukommen.
    »Darf ich mich zu dir setzen?« Seld schreckte auf.
    Es war Hem, Arks Sohn. Er lief neben dem Wagen und blickte hoffnungsvoll zu Seld hinauf. Dieser lächelte und sagte: »Natürlich. Komm herauf.«
    Hem grinste und schwang sich auf den Kutschbock. Er hielt die rechte Hand über die Augen und spähte nach vorne, als bestimmte er die Richtung der Kolonne.
    »Siehst du etwas auf unserem Weg?«, fragte Seld.
    »Die Drachen ... dort am Horizont sind sie. Wohin gehen sie nur?«
    »Nun, als Nächstes werden sie die Drei Dörfer erreichen.«
    »Von denen habe ich gehört. Werden dort auch keine Menschen mehr sein?«
    »Um ehrlich zu sein – ich weiß es nicht. Dort leben viel mehr Leute als in Hequis, Kequor oder Nidbal. Ich hoffe, dass noch einige dort sind.«
    »Ich war noch niemals dort«, sagte Hem. »Mein Vater hat mich nicht mitgenommen, obwohl ich sie schon immer sehen wollte. Genauso wie Klüch!« Hems Augen glitzerten.
    »Kennst du die Geschichte, warum es drei Dörfer sind und nicht eines?«
    Hem schüttelte den Kopf.
    »Ich erzähle sie dir. Aber du musst solange die Zügel halten. Traust du dir das zu?«
    Hem nickte energisch.
    »Hier hast du sie.« Seld gab ihm den Lederriemen. »Nicht so straff ziehen«, belehrte Seld. »Wir wollen schließlich heute noch ankommen.« Seld streckte stöhnend seinen Rücken, dann setzte er sich seitlich auf den Holzbalken und hob seine Beine über den Rand des Kutschbocks. »Also ... vor langer Zeit war das Nordostland kaum bewohnt. Fast alle Menschen in Derod lebten auf der anderen Seite der Weiten Steppe, vor allem in Klüch. Nur wenige Leute hatten die Steppe durchquert und dann das Nordostland bereist und die Heimstatt der Drachen gesehen.«
    »War das, kurz nachdem die Drachen die Dämonen in einer riesigen Schlacht besiegt hatten?«, fuhr Hem dazwischen.
    »Nein, das ist noch

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