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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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die Gebäude herum – es waren noch Menschen in den Drei Dörfern. Von den Drachen war an diesem Tag kein Zeichen mehr zu vernehmen gewesen, doch die Spur war auch hier nicht zu übersehen – sie führte an den Drei Dörfern vorbei und in die Steppe hinaus.
    Der Anblick der Siedlungen wärmte den Hequisern das Herz. Sie hatten das Nordostland durchquert, und auch wenn mit der Weiten Steppe der härteste Teil ihrer Reise noch vor ihnen lag, schöpften sie Mut. Irgendwo dort, viele Tagesreisen hinter dem Horizont, begannen die Südländer am anderen Ende der Steppe, und noch etwas weiter lagen die Meeresküste und die Hauptstadt Klüch. Zwischen den Drei Dörfern und den bewohnten Landstrichen im Süden war die Wasserstadt Ovin die einzige Siedlung – der einzige Ort, an dem Menschen in der Steppe sesshaft geworden waren.
    Die Kolonne näherte sich den Siedlungen, und Seld sah, dass die Berichte über den anhaltenden Niedergang der Drei Dörfer nicht übertrieben waren: Die ersten Häuser am Ortsrand waren verlassene Ruinen, halb in sich zusammengefallen. Lehmbrocken lagen in den Gassen, und Wildkraut wuchs auf den nicht benutzten Wegen. Vor vier Jahren hatte Jer Wocham das Amt der Vorsteherin von ihrem Vater übernommen, und seitdem hatten immer mehr Leute die Drei Dörfer verlassen. Sie hatte nicht die Ruhe und die Weisheit ihres Vaters geerbt, sondern sie wollte so schnell wie möglich die Drei Dörfer zu einer größeren und wichtigeren Stadt als Klüch vereinen. Sie scheute auch nicht die offene Konfrontation mit dem Herrscher von Derod, und dieser legte den Drei Dörfern eine Vielzahl neuer Steuern auf. Nachdem der vergangene Sommer kalt gewesen war und die Dreidörfler kaum Erträge einfahren konnten, mussten viele von ihnen dem Nordostland den Rücken kehren, um nicht zu verhungern.
    Jer Wocham ließ sich jedoch nicht belehren, angeblich stand sie kurz davor, endgültig mit Talut Bas zu brechen und eine Allianz mit den Nordländern zu schmieden, und dann drohte ein offener Krieg mit Klüch. Der Herrscher würde dann das Nordostland als abtrünnige Provinz betrachten.
    Die drei Siedlungen waren einige hundert Meter voneinander entfernt, und Seld konnte nun erkennen, dass die Lichter, die er schon aus einiger Entfernung ausgemacht hatte, nicht aus den Siedlungen selbst stammten – die Fläche zwischen den Drei Dörfern war voller Menschen, Tiere und Wagen, die sich in ungeordneter Hast verteilt hatten. Lagerfeuer glommen, um die sich die Flüchtlinge versammelten. Sie mussten aus allen Teilen des Nordostlandes gekommen sein – die Kunde vom Drachenmarsch war offenbar gewandert, und die Drei Dörfer waren für die Menschen des Nordostlandes wohl das erste und bisher einzige Ziel gewesen.
    Seld lenkte die Kolonne in Richtung der östlichen Siedlung, aber ein gutes Stück entfernt von den anderen Flüchtlingen, dann gab er das Zeichen zum Halten. Die Hequiser waren müde, und die Strapazen der Reise machten sich bei den meisten bemerkbar.
    Um seinen Besuch bei der Vorsteherin Jer Wocham hinauszuzögern, half Seld beim Aufbau der Lager, aber schließlich gab es nichts mehr zu tun, und die Hequiser nahmen ein karges Mahl ein und verkrochen sich in ihren Lagern, um nicht das ängstliche Gemurmel der anderen Menschen hören zu müssen.
    Nachdem die Nacht hereingebrochen war, machte sich Seld auf den Weg. Es würde sicher ein unangenehmer Besuch bei Jer Wocham sein, aber er musste wissen, wie sie mit den Flüchtlingen verfahren wollte.
    Wocham lebte in der westlichen Siedlung, und Selds Weg führte ihn durch die Flüchtlinge hindurch. Unterwegs wurde er Zeuge eines Hand gemenges zwischen zwei Männern – einer stieß den anderen in ein Feuer, woraufhin dessen Kleidung sofort entflammte. Die Herumstehenden griffen erst jetzt ein und löschten mit Wasser aus Krügen die Flammen.
    Seld erkannte nun die Gruppe, zu der die Männer gehörten – es waren Nidbaler. Er fragte einen der Herumstehenden, wo sich Vorsteher Flelar aufhielt, und bekam die Richtung gewiesen. So ging Seld zu einem halb zerrissenen Wagen, auf dessen Kutschbock der Vorsteher schlief. Seld trat an seine Seite und rüttelte ihn wach.
    Im flackernden Licht der Lagerfeuer blickte Seld in das schmale Gesicht des Vorstehers. Tief lagen die Augen des Mannes in den Höhlen, und er blinzelte einige Male, bevor sich Erkennen abzeichnete. »Esan. Auch auf der Flucht, wie?«
    Seld mochte Flelar nicht. In seinen Augen war der Vorsteher Nidbals ein Aufschneider,

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