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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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den Staub und den Sand in der Luft noch die Spur auf dem Boden zu erkennen. Seld konnte nur hoffen, dass er die Lif gerade weitergeführt hatte. Doch es war schon einige Zeit vergangen, seit er die letzte Wegmarke passiert hatte – bald würde er halten müssen, um nicht zu weit vom Weg abzukommen, wodurch sie wertvolle Zeit verlieren würden.
    Und plötzlich sah Seld vor sich einen Schatten, der sich gegen den herumwirbelnden Sand abzeichnete. Nein – nicht einer, es waren mehrere. Mit jedem Schritt der Lif konnte er mehr von diesem Schatten erkennen.
    Es waren die Häuser von Ovin.
    Noch während des Sandsturms liefen die Hequiser zum Ufer des Sees und füllten ihre Wasserbeutel, dann eilten sie auf ihre Wagen zurück.
    Erst am nächsten Morgen, als die Hequiser erwachten, hatte sich der Sturm gelegt. Seld verließ den Wagen, auf dem er sich die Nacht über verkrochen hatte, und ließ seinen Blick über Ovin schweifen.
    Die Siedlung bestand aus flachen Hütten, die mit löchrigem Lehm gemauert waren. Der Sandsturm schien den Häusern keinen Schaden zugefügt zu haben, und in dem kristallklaren See schwamm nicht ein Sandkorn.
    Der Vorsteher von Ovin war ein braungebrannter Mann mit kindlichen Augen und einem faltigen Gesicht. Er trat an Seld heran, als dieser an einem Lagerhaus für die Kolonne Brot, Carem-Knollen und Salz kaufte.
    »Seid gegrüßt, Hequiser«, sagte Vorsteher Gechet mit einer Verbeugung. Er trug das weiße Gewand, das für die Oviner typisch war. »Es freut uns, in dieser seltsamen Zeit andere Menschen hier empfangen zu dürfen. Der Sturm ... die Drachen haben ihn mitgebracht.« Seld entging die Verachtung nicht, die der Mann gegenüber den Drachen empfand – oder waren seine Worte Ausgeburt der Furcht?
    Er erwiderte die Verbeugung. »Der Sturm könnte viel schlimmer werden, den die Dämonen entfesseln.«
    Gechets Blick wanderte zum Horizont, in die Richtung, aus der die Hequiser gekommen waren. »Fürchte ich die Dämonen?«, fragte er sich selbst. »Gibt es sie wirklich? Und verlassen die Drachen die Berge, weil ein Dämonenheer naht? Ich weiß es nicht.«
    »Die Dämonen kommen. Wir wurden von einem angegriffen.«
    Gechet suchte in Selds Augen nach einer Lüge. »Wann?«
    »Vor einigen Tagen, als wir uns in den Drei Dörfern aufhielten. Ein Drache hat uns gerettet.«
    »Etwas Böses ist in den Drei Dörfern zugange.«
    Seld erzählte von dem, was er in den Drei Dörfern erlebt hatte.
    Gechet nahm das Gehörte äußerlich ruhig auf. »Dann werden sich die Zeiten für Ovin ändern. Die Drachen verlassen die Koan-Berge, die Drei Dörfer versinken im Chaos. Vielleicht ist das Nordostland bald wieder menschenleer, wie zu Anbeginn der Zeit.«
    »Ihr könnt mit uns kommen«, bot Seld an.
    Gechet schüttelte den Kopf. »Das Ufer des Sees ist unsere Heimat. Wir wollen nicht auf Berghängen, nicht in Wäldern und nicht an einer salzigen Küste leben. Die Abgeschiedenheit der Steppe, das klare Wasser – hierher sind unsere Vorväter gekommen, und hier werden wir sterben.«
    Die Hequiser prüften die Vorräte, die sie vor den Plünderern hatten retten können, kauften frische Waren und füllten die Wasserbeutel. Alle Wagen wurden vom Sand und Staub befreit, der sich auf und in ihnen gesammelt hatte. Dann reparierten sie einige Deichseln, die zu brechen drohten, und schmierten die Gelenke der Räder.
    Seld beschloss, dass es am besten war, noch vor Sonnenuntergang wieder auf dem Weg der Drachen zu sein. Also ließ er die Kolonne sich am Rand von Ovin versammeln und ging sie dann vom ersten zum letzten Wagen ab. Als er hinten angekommen war, trat jemand vor ihn.
    Es war Alur.
    Der alte Mann ging gebückt und stützte sich auf seinen Stock, doch er wirkte lebendiger, als Seld ihn jemals zuvor gesehen hatte. Seine Augen strahlten Aufmerksamkeit und Entschlossenheit aus. »Ich werde hier bleiben«, sagte er.
    Seld wollte etwas sagen, doch er fühlte, dass Alur keinen Widerspruch annehmen würde. Der alte Mann hatte einen Entschluss gefasst. Seld nickte langsam und fragte: »Aber warum?«
    »Du wirst Hilfe brauchen auf deinem Weg, Seld. Und diese Hilfe werde ich dir nicht geben können, wenn ich mit euch gehe.«
    Seld schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
    Alur trat an Seld heran und lächelte, als hätte er Mitleid mit seinem Gegenüber, hob seinen rechten Arm und strich mit dem Handrücken über Selds Wange. »Du wirst verstehen.« Seine Miene wandelte sich in tiefe Traurigkeit, und er nickte noch

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