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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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lächelte Seld auf eine Art an, die ihn mehr wärmte, als es die Sonne vermochte.
    » Ich bin tot « , sagte er.
    » Tot? «
    » Am zweiten Tag, nachdem ihr Ovin verlassen habt, bin ich gestorben. Seitdem bin ich hier. «
    Seld blickte um sich in die Schwärze. » Was ist das für ein Ort? «
    Alur wendete sich ab, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und machte einige Schritte. Seld setzte sich in Bewegung, lief neben Alur, der aufrecht einherschritt, das Kinn erhoben. » Dies « , sagte Alur, » ist das Reich der Drachen. «
    » Hier kommen sie her? «
    » Ja ... und nein. Sie sind immer noch hier, und gleichzeitig sind sie in unserer Welt. Die Drachen sind mächtiger, als du dir je vorstellen kannst, Seld. Für dich sind die Drachen die Beschützer der Menschen – sie wachen auf den Koan-Bergen darüber, dass die Dämonen nicht nach Derod kommen, nicht wahr? «
    Seld nickte.
    » Doch so einfach ist es nicht « , fuhr Alur fort. » Du hast einen Dämon in den Drei Dörfern gesehen. Was ist dir an ihm aufgefallen? «
    » Er sah aus wie ein Drache « , sagte Seld. » Aber er war gleichzeitig ... dunkel, bedrohlich. «
    » Hattest du Angst vor ihm? «
    » Ja « , erwiderte Seld. » Mehr als jemals zuvor in meinem Leben. «
    Eine Zeitlang schritten sie schweigend über den gleichförmigen Boden einher, die Sterne über sich.
    » Ich fürchtete die Drachen « , sagte Alur plötzlich. » Sie schienen meinen Geist aus meinem Körper zu stehlen, um mir Dinge zu zeigen, die ich nicht verstand. Viele Jahre versuchte ich zu erfassen, warum sie dies taten. Ich glaubte, wahnsinnig zu werden. «
    Alur blickte zum Sternenhimmel. » Doch nun verstehe ich. Nun bin ich hier, und alles fügt sich zusammen. Ich weiß, was mir die Drachen all die Jahre vor Augen führten. Es war töricht, vor den Drachen Angst zu haben, weil sie meinen Geist kontrollieren konnten. Die Dämonen waren es immer, die ich hätte fürchten sollen. Doch ich verstand nicht, ich ... « Seine Stimme verklang.
    » Warum? Weswegen hassen die Dämonen die Menschen derart? « , fragte Seld.
    » Ein Band verbindet Drachen und Menschen. Was der eine weiß, daraus schöpft der andere; die Gefühle, die den einen überfluten, an ihnen hat der andere teil – und beide bekommen das, was der jeweils andere nicht haben kann. Denn die Drachen sind ewig, und die Menschen sterblich. Aber das schier unendliche Wissen der Drachen kennt weder Freude noch Trauer, so bekamen sie diese Gefühle von den Menschen und diesen einen Blick auf ewiges Wissen.
    Doch vor langer Zeit gab es einen Drachen, der dieses Band brach. Er wollte sein Wissen nicht mit den niederen Menschen teilen, und so verwandelte er sich in einen Dämon. Und er war nicht der Einzige. Bald hatte sich eine Unzahl von Drachen in Dämonen verwandelt. «
    » Das Drachental vor Klüch ... war es – «
    » Ja « , unterbrach Alur. » Im Drachental kam es zu der Schlacht gegen die Abtrünnigen. Es starben unzählige Drachen und Dämonen, und die letzten der schwarzen Wesen wurden über die Koan-Berge ins Ödland getrieben. Doch seitdem verwandeln sich immer wieder Drachen zu Dämonen, und inzwischen ist das Dämonenheer derart groß geworden, dass die Drachen sich sammeln, um die letzte Schlacht um diese Welt zu schlagen. «
    Seld wurde schwindlig. » Aber was haben wir damit zu tun? Wir Menschen? «
    » Das wirst du von den Drachen erfahren, Seld. Nun, da du an diesem Ort warst, wirst du auch in deiner Welt mit ihnen reden können. Du wirst ihre Gedanken hören, so wie sie den deinen schon lange lauschen. Doch nimm dich in Acht vor den Dämonen – ihre Lügen werden deine Gedanken betören, aber du darfst niemals die Drachen betrügen! Suche die Prophezeiung des Bematu! «
    Seld wollte Alur fragen, wo er nach dieser Prophezeiung suchen sollte, doch –
    Er tat einen pfeifenden Atemzug, bekam Staub in seine Lunge und hustete heftig. Seld wollte seinen Kopf bewegen, doch er konnte es nicht. Schwer atmete er, wollte etwas sagen, aber bekam keinen Ton heraus.
    Dunkelheit war um ihn – war es Nacht? Wie lange hatte Selds Geist seinen Körper verlassen? Er lag flach auf dem Rücken, und nichts durchdrang die Schwärze. Seld versuchte, seine Arme anzuziehen, um sich auf die Ellenbogen zu stützen, doch seine Arme schienen festgebunden zu sein. Etwas hüllte ihn ein, presste ihn zusammen. Mit aller Kraft, die sich in seinem Körper befand, stemmte er Arme und Beine zur Seite, und so verschaffte er sich ein wenig Raum in

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