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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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einmal, dann ging er davon.
    Gechet kam zu Seld. »Wir werden den alten Mann bei uns aufnehmen und uns um ihn kümmern. Er wird hier in Ruhe leben.«
    Seld blickte Alur hinterher, bis er in einem der Häuser verschwunden war. »Ich danke Euch«, sagte er an Gechet gewandt. »Alur ist oft verwirrt. Dann redet er von Dingen, die Ihr nicht verstehen werdet und ...«
    Gechet unterbrach Seld: »Es wird ihm gut bei uns gehen. Seid unbesorgt.«
    »Danke«, sagte Seld und schüttelte zum Abschied Gechets Hand. Dann ging er die Kolonne entlang nach vorne und gab das Zeichen zum Aufbruch, woraufhin sich die Wagen in Bewegung setzten.
    Bald stießen die Hequiser wieder auf die Spur der Drachen, die sich zum Horizont in südwestlicher Richtung wand.
    Drei Tage und Nächte folgten die Hequiser dieser Spur. Die Steppe wurde zusehends flacher, und bald gab es auf dem Weg keine steilen Anstiege mehr. Dann kamen die Drachen wieder in Sichtweite, woraufhin die Hequiser etwas langsamer reisen konnten.
    Seitdem sie Ovin verlassen hatten, waren keine Wegmarken mehr zu sehen gewesen, aber am Lauf der Sonne konnte Seld ablesen, dass der Weg der Drachen in der Nähe des alten Handelsweges blieb, vielleicht kamen sie etwas weiter südlich an den Rand der Steppe.
    Weitere vier Tage vergingen mit langsamem Reisen und Rasten. Die Drachen waren jederzeit am Horizont auszumachen, und tatsächlich streifte der Weg der Drachen ab und an die alte Handelsroute mit ihren Wegmarken.
    Und plötzlich und ohne Ankündigung geschah es wieder: Seld lief gerade neben den Lif, die den vordersten Wagen zogen, als ihn die nächste Geistesreise überkam und er zu Boden sank.
    Seld schwebte abwärts durch eine Höhle, immer tiefer durch einen engen, felsigen Tunnel hinab. Spitze Steine ragten aus den Wänden, und sein körperloses Selbst kam ihnen bedrohlich nahe, doch er war sich auf eigentümliche Weise der Unverwundbarkeit seines Geistes bewusst und verspürte keine Angst. Eine leise Stimme, die er als seine eigene erkannte, flüsterte ihm ein, dass er in Wirklichkeit unter dem klaren Himmel der Weiten Steppe lag und dass die Höhle nur seinem Geist entsprang. So ließ Seld sich treiben und gab sich dem Gefühl des gleichförmigen Fallens hin. Ruhe überkam ihn, mit der wohlige Wärme einherging.
    Ein fahles Licht umspielte ihn, das weder heller noch schwächer wurde, je tiefer er hinabsank. Seld glaubte jedoch, dass sich das Licht veränderte. Es wurde weicher, schien von überall zu kommen – ein sanfter Schimmer, der alle Schatten vertrieb. Selds körperloses Selbst drehte sich, sank in die Tiefe hinunter. Die Wände drängten immer näher an ihn heran und schienen geradezu nach ihm zu greifen.
    Da weitete sich der Tunnel – die Wände entfernten sich von Seld, und auch sein Abstieg verlangsamte sich. Er versuchte, sich zu orientieren, aber es gab kein Oben und Unten, und auch ein Ziel seiner Reise war nicht auszumachen.
    Doch unvermittelt war ein Unten da, ein flacher, mit Wildkraut bewachsener Boden, und Kraft seines Geistes versuchte Seld, sich in eine aufrechte Position zu bringen. Als es ihm schließlich gelungen war, bemerkte er, dass sich über ihm ein blauer Himmel befand, von dem die Sonne blendendes Licht auf ihn herabschickte. Die Höhle war verschwunden.
    Und Seld war von Drachen umgeben.
    Sie standen in einem weiten Kreis um ihn herum. Oder war dies gar keine Geistesreise? War es etwa Wirklichkeit, dass er hier stand, von Drachen umgeben? Seld blickte an sich herab, und er sah seinen Körper, strich mit den Handflächen über die Kleidung, fühlte den rauen Stoff unter seinen Fingerkuppen. Ein Schauer der Angst glitt über seine Haut, und er glaubte, Schweiß auf der Stirn zu fühlen – allesamt Zeichen dafür, dass es nicht nur sein Geist war, der sich hier befand?
    Die Drachen hielten ihre Köpfe schräg und musterten Seld mit bedrohlicher Aufmerksamkeit. Kamen sie näher? Nein, sie bewegten sich nicht – doch, sie kamen näher! Und ihre Schuppen wurden schwarz! Seld roch und schmeckte ihren feurigen Atem, schloss die Augen. Es mussten nur noch Sekunden sein, bis sie ihre Mäuler aufrissen, um mit ihrem heißen Atem –
    Doch dies taten sie nicht. Als Seld seine Augen zögerlich wieder öffnete, war er allein. Nun war es Nacht, und das Licht unzähliger Sterne strahlte vor dem tiefblauen Himmel.
    Jemand sprach Selds Namen, hinter ihm. Langsam drehte er sich um.
    Es war Alur. Die Schmerzen des Alters schienen von ihm abgefallen; er

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