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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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mir –«, begann Seld.
    »Verschwinde, Drachenmann! Eure Brut ist Derods Untergang.« Er senkte sein Haupt.
    Seld zögerte. Er wollte noch etwas Tröstliches sagen oder seine Hand ausstrecken, um den Mann zu helfen, der einmal ein guter Freund gewesen war. Doch stattdessen erhob er sich und entfernte sich langsam. Immer wieder blickte er über die Schulter zurück, ob Lokar nicht seine Worte überdachte, aber in seinem Elend schien er zu Stein geworden zu sein.
    Als Seld und Ark schließlich durch das Tor die Stadt wieder verließen, sahen sie von Norden her die Armeen des Herrschers näherkommen. Egal, wie viele Soldaten Talut den Drachen entgegenschickte – sie würden alle ausgelöscht werden. Es war schon jetzt eine Armee der Toten. Und wenn die Drachen die Angreifer getötet hatten ... würden sie dann in ihrer Wut über den Angriff auch die Stadt auslöschen?
    Während seine Gedanken bei den Drachen weilten, verließ unmittelbar Selds Geist seinen Körper, und er fand sich bei den Drachen wieder.
    Nein, hallte eine Stimme durch seine Gedanken. Wir werden keinen Menschen töten.
    Selds Geist schwebte über den Drachen, die durch Derod voranschritten. Sie befanden sich inzwischen im südlichen Teil des Landes, und am Horizont konnte Seld den Umriss des Mittelmassivs erkennen. Sie hatten die Weite Steppe am nördlichen Ende verlassen und näherten sich nun unaufhaltsam Klüch.
    Folge uns. Das Osertem wird kommen.
    Selds Geist kehrte in seinen Körper zurück, und er beendete den Schritt, den er vor seiner Geistesreise begonnen hatte. Dann blieb er stehen, und Ark blickte ihn fragend an.
    »Ich habe wieder die Drachen gesehen«, flüsterte Seld und blickte nach Nordosten. Irgendwo hinter diesen Hügeln kamen die Drachen. »Ich habe wieder ihre Stimmen vernommen, Ark. Bald werden sie hier sein.«

Kapitel 12 Ein Gesicht aus der Vergangenheit
    Während der folgenden Nacht fand keiner der Hequiser Ruhe. Vor den Toren der Stadt waren unzählige Lagerfeuer entzündet worden, in deren Schein sich die Flüchtlinge Geschichten von den Drachen erzählten. Es hatte sich mittlerweile herumgesprochen, dass selbst die Bewohner des Dorfes geflohen waren, die direkt bei den Drachen gelebt hatten, und so wurden die Hequiser von allen Seiten neugierig betrachtet. Immer noch kamen Flüchtlingsströme vor die Tore der Stadt, und immer neue Hundertschaften kehrten nach Klüch zurück. Als die Kasernen zum Bersten gefüllt waren, schlugen die Soldaten auf der anderen Seite des Heke ihre Zelte auf. Späher hatten die Nachricht überbracht, dass die Drachen nun geradewegs auf Klüch zuliefen und sie bald die Stadt erreichen würden. Dies hatte zur Folge, dass die ersten Flüchtlinge, die nach Klüch gekommen waren und die keinen Einlass gewährt bekommen hatten, nun wieder aufbrachen, in der vagen Hoffnung, weiter südlich an der Küste sicher zu sein.
    Der nächste Tag war kühl. Kälte schien vom Meer aufzusteigen und sich über die Stadt zu legen; der Geruch von Algen und Brackwasser hing in der Luft.
    Seld hatte tief und traumlos geschlafen, und zum ersten Mal, seit er seinem Grab entstiegen war, fühlte er sich stark und tatendurstig. Er erklärte Ark, dass er die Gelehrtenstätte in der Stadt aufsuchen wolle, um etwas über die Prophezeiung des Bematu herauszufinden.
    Kaum hatte er sich von den Wagen der Hequiser entfernt, rief jemand hinter ihm seinen Namen.
    Es war Quint. Er trug nicht mehr seine wertvolle Kleidung, sondern einen abgetragenen Mantel aus Lifhaut.
    »Was gibt es ... Vorsteher?«, fragte Seld.
    Quint trat an Seld heran und wich dessen Blick aus. »Ich ... ich möchte etwas wissen.«
    Seld wartete.
    »Ich fürchte, dass hier vor der Stadt ein Chaos ausbricht, wenn die Drachen kommen.«
    Seld schaute lange Quint an. »Und was möchtest du wissen?«
    Quint setzte zum Sprechen an, schloss dann jedoch seinen Mund wieder. Schließlich fragt er: »Was soll ich tun, wenn die Drachen kommen?«
    »Du bist Vorsteher«, gab Seld zurück. »Entscheide.« Er wollte sich zum Gehen wenden.
    »Warte!«
    Seld blieb stehen.
    »Ich möchte nicht, dass jemand stirbt, weil ich einen Fehler mache.«
    In den Augen seines Gegenübers sah Seld nur eine Bitte, keinerlei Heimtücke, die sonst immer in Quints Augen stand. »Diese Anhöhe dort ...« Seld deutete mit seiner Rechten die Küste hinunter, wo sich ein bewaldeter Hügel erhob, der zum Meer hin eine steinige, steile Klippe bildete. »Bring die Kolonne zum Fuß dieses Hügels. Dort

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