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Drachenwächter - Die Prophezeiung

Drachenwächter - Die Prophezeiung

Titel: Drachenwächter - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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mir.« Der Matrose kam zögerlich näher.
    Tebis blickte zu Talut Bas, der den Dämonen anlächelte, und das jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Als schritt er von seinem Thron herab, trat Talut Bas die wenigen Stufen vom Steuerrad auf das mittlere Oberdeck hinunter, direkt auf den Dämonen zu.
    Es war das erste Mal, dass Kapitän Tebis einen Dämonen genau in Augenschein nehmen konnte. Ihm stockte der Atem, als er den Tod roch, der von dem Wesen ausging. Als das Wesen sein Maul ein wenig öffnete, konnte Tebis die unzähligen spitzen Zähne sehen. Die glühend roten Augen waren auf Talut Bas gerichtet. Als der Herrscher bei dem Dämonen ankam, senkte dieser den Kopf.
    Talut hob seine Hände und berührte den Kopf des Wesens, ließ seine Handfläche über die dampfenden Nüstern gleiten, bis hinauf zu den spitzen Hörnern. »Er war der Erste«, sagte Talut. »Der erste Dämon dieser Welt. Und er ist derjenige, der eine Prophezeiung erfüllen wird.«
    Tebis verfolgte atemlos, wie der Dämon die Berührung über sich ergehen ließ, und erwartete, das Wesen würde jeden Moment seinen Rachen aufreißen und den Menschen vor sich in seinen Flammen vergehen lassen. Talut drehte sich zu den beiden Männern um.
    »Ich habe die Prophezeiung in den Tiefen der Gelehrtenstätte gefunden. Erst gestern Nacht habe ich sie vollständig verstanden. Nun weiß ich, was zu tun ist.« Er schaute zu dem jungen Matrosen, dann zu Tebis. »Wir sind die drei, von denen die Prophezeiung berichtet. Jeder von uns hat eine Aufgabe zu erfüllen.«
    Mit beiden Händen griff Talut in sein Gewand und zog zwei juwelenbesetzte Dolche hervor und hielt die Griffe den beiden Männern hin. Tebis und der Matrose nahmen je einen Dolch an sich.
    »Durch die Erfüllung dieser Prophezeiung werde ich mit dem Dämonen verschmelzen, und meine Macht wird diese Welt erzittern lassen. Und so werden wir eine weitere Prophezeiung erfüllen, die uns unendliche Macht auf ewig verleihen wird.« Talut schloss die Augen und atmete durch. »Lassen wir es geschehen.« Er öffnete die Augen und heftete seinen Blick auf den jungen Matrosen. »Du warst der Letzte, der außer uns beiden an Bord geblieben ist. Damit ist dein Schicksal besiegelt. Du wirst dich nun töten. Ramm den Dolch in dein Herz.«
    Tebis versuchte zu schlucken, doch da war kein Speichel mehr in seinem Mund.
    Der Matrose rührte sich nicht, blickte Talut nur angstvoll an.
    Dieser trat einen Schritt näher an den Mann heran. »Möchtest du lieber Höllenqualen im Feuer des Dämonen erleiden und qualvoll verenden? Ramm den Dolch in dein Herz! Tu, was dein Herrscher dir befiehlt. Tu es!« Taluts Stimme war zu einem Brüllen geworden.
    Als gehorchten die Hände nicht mehr seinem eigenen Willen, hob der Matrose den Dolch, richtete die Spitze auf sein Herz und rammte sich den Stahl in den Leib. Einmal blinzelte er, starrte ungläubig in Taluts Augen, dessen Gesicht nun ein Lächeln zierte. Der Matrose kippte zur Seite, röchelte kurz und starb.
    Talut schaute zu Tebis. »Und du ... du wirst mich töten.«
    »Wie?« Tebis hatte erwartet, sich nun ebenso töten zu müssen.
    Wieder wendete sich Talut dem Dämonen zu und strich mit seiner rechten Hand über die Nüstern des schwarzen Wesens. »So steht es geschrieben. Ich muss sterben, um es zu vollenden.«
    Zuerst wirkte es auf Tebis, als ginge von Taluts Händen, die noch immer auf dem schwarzen Dämonenkopf lagen, ein Licht aus – ein blaues Licht, das immer heller wurde und sowohl unter Taluts Haut als auch unter die Schuppen des Wesens zu kriechen und sich dort auszubreiten schien. Talut Bas fühlte offenbar keine Schmerzen, denn er warf seinen Kopf in den Nacken und lachte lauthals, das Gesicht zu einer Maske rasenden Irrsinns verzogen, während der Dämon vor ihm zu zittern begann.
    »Töte mich, Narr!«, brüllte Talut.
    Tebis hob seine rechte Hand und stieß den Dolch in Taluts Rücken, links neben der Wirbelsäule. Dann taumelte er zurück, schlug die Unterarme vors Gesicht, um seine Augen vor dem gleißenden, blauen Feuer zu schützen, das von Talut Bas und dem Dämonen ausging, und er fühlte selbst von seiner erhöhten Position aus die Hitze auf seiner erhobenen, von sich gestreckten Handfläche. Der Herrscher musste in diesem Feuer verbrennen – das gesamte Schiff musste in Brand geraten! Aber Talut Bas blieb am Leben. Er schrie sein wahnsinniges Lachen weiter heraus, und das blaue Feuer verzehrte ihn nicht, obwohl es ihn nun zur Gänze verhüllte

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