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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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das Wort »Pflicht« legte.
    »Und wann ist ein Geheimnis etwas Schlechtes?«
    »Heimlichtuerei ist schlecht, wenn man dadurch jemandem Schaden zufügt oder verschweigt, dass ein Mensch leidet«, erklärte der Meister. »Ein Harfner muss unverzüglich eingreifen, wenn er erfährt, dass ein Geheimnis dazu benutzt wird, jemandem zu schaden.«
    »Was für ein Geheimnis könnte das wohl sein?«, sinnierte Kindan und ging in Gedanken die kurze Liste mit allen Geheimnissen durch, die er sich vorstellen konnte.
    Meister Zist setzte eine säuerliche Miene auf. »Ich kannte einmal einen Mann, einen ziemlich brutalen Kerl, der die Kontrolle über sich verlor, wenn er zu viel Wein getrunken hatte. Dann verprügelte er seine Kinder.« Er kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Das ist ein Geheimnis, das man lüften muss.
    Um andere Menschen zu schützen.«
    Kindan schauderte bei der bloßen Vorstellung. »Also ist ein Geheimnis dann böse, wenn es dazu dient, jemanden ungestraft piesacken zu können.«
    Meister Zist pflichtete ihm bei. »So kann man es ausdrücken.« Dann trank er den Rest Klah aus, an dem er genippt hatte, stand auf und bedeutete Kindan, ihm zu folgen. »Später unterhalten wir uns weiter über dieses Thema. Aber jetzt gibt es jede Menge Arbeit für uns.«

    * * *

    Tatsächlich führte die Handelskarawane sechs Wagen für Kohle mit sich. Sämtliche Frauen und Kinder des Camps liefen herbei, um die Händler zu begrüßen.
    »Ihr seid die ersten neuen Gesichter, die wir seit sechs Monaten sehen!«, freute sich Milla und reichte Gebäck herum, das sie eigens für die Ankunft der Händler gebacken hatte.
    »Ich heiße Tarri«, sagte eine Frau von Anfang zwanzig und gab Milla die Hand. Dann betrachtete sie der Reihe nach die anderen Campbewohner. »Und ich bin Kaufmannsgesellin.«
    Meister Zist drängte sich durch die Menge, dichtauf gefolgt von Kindan. »Ich bin der hiesige Harfner, Meister Zist. Es ist mir ein Vergnügen, euch alle kennen zu lernen.«
    Tarri hob verwundert die Augenbrauen, weil sie in diesem kleinen, abgeschiedenen Camp einen Meisterharfner nicht erwartet hatte; doch sie fing sich rasch und drückte ihm herzlich die Hand.
    »Der Bergwerksmeister hat mir sieben Lehrlinge mitgegeben, die hier eingesetzt werden sollen«, erklärte sie und deutete mit einem Kopfnicken auf eine Gruppe von jungen Burschen.
    Kindan stutzte. Er hatte gehört, wie Natalon Meister Zist etwas von acht Lehrlingen erzählte, und nicht von sieben.
    »Eure Hilfe ist hier hoch willkommen«, erwiderte Meister Zist fröhlich und winkte den Lehrlingen zu.
    Dann flüsterte er Kindan ins Ohr: »Wo werden sie wohnen?«
    »Wir müssen sie dort unterbringen, wo es den meisten Platz gibt«, raunte Kindan zurück.

    In Meister Zists Augen trat ein halb listiger, halb schadenfroher Ausdruck. »Das wäre in Tariks Haus, nicht wahr?«
    Kindan nickte.
    »Meister Zist, kannst du uns vielleicht sagen, wo wir die Wagen für die Kohle abstellen sollen?«, erkundigte sich Tarri. Ihrer skeptischen Miene nach zu urteilen erwartete sie eine verneinende Antwort.
    »Wenn ihr bis zu der Stelle zurückfahrt, wo sich die Straße gabelt, gelangt ihr direkt an das Depot«, gab der Harfner gelassen zurück.
    Tarri bedankte sich mit einem Kopfnicken und erteilte den anderen Händler Befehle. Dann wandte sie sich wieder an den Harfner.
    »Ich nehme an, der Obersteiger Natalon wird über Waren und Preise reden wollen«, sagte sie.
    »Obersteiger Natalon ist zur Zeit auf Schicht und hat mich beauftragt, ihn in jeder erdenklichen Hinsicht zu vertreten. Also müsst ihr mit mir als Gastgeber vorlieb-nehmen«, antwortete der Harfner. Er verbeugte sich und deutete mit einer Hand auf Natalons Festung. »Wenn ihr mir bitte folgen wollt - von der langen Reise müssen eure Kehlen ausgedorrt sein, und eine Erfrischung wird euch sicher gut tun.«
    Die junge Kaufmannsgesellin nickte erfreut, und an Meister Zists Seite steuerte sie die Festung an.
    »Hat jemand eine Ahnung, wo unsere Unterkünfte sind?«, fragte ein Junge, der kaum älter war als Kindan.
    Dieser stand im Begriff, dem Harfner und Tarri zu folgen, doch Milla hielt ihn zurück.
    »Dieser Bursche hier weiß über alles Bescheid. Kindan, ich schlage vor, du bringst die Lehrlinge in ihre Wohnquartiere, während ich den Händlern Erfrischungen reiche.«
    Kindan wäre zwar lieber bei den Mitgliedern der Karawane geblieben, um sich den neuesten Klatsch anzuhören, doch ihm blieb nichts anderes übrig,

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