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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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als sich Millas Anordnungen zu fügen. Die Bäckerin hatte ihn geschickt überlistet.
    »Wie ihr gerade gehört habt, heiße ich Kindan«, sagte er zu den Lehrlingen. »Kommt mit, ich zeige euch, wo ihr wohnen werdet.«
    Am Ende brachte Kindan vier der angehenden Bergleute - zwei waren fast noch Knaben, die beiden anderen waren bereits etwas älter - bei Tarik und Dara unter. Es gelang ihm, Dara einzureden, es gereiche ihr zur Ehre, wenn sie gleich vier der Neuankömmlinge bei sich wohnen ließe. Dara, die anfangs misstrauisch drein-geblickt hatte, erwärmte sich zusehends für ihre neuen Untermieter. Sie sagte, sie könne es kaum erwarten, ihrem Ehemann die gute Nachricht zu erzählen. Kindan, der ziemlich sicher war, dass Tarik die Mitbewoh-ner als lästiges Übel auffasste, malte sich in Gedanken aus, wie er wohl auf diese Veränderung in seinem Haushalt reagieren würde.
    Alarra, die mit Toldur verheiratet war, nahm zwei Lehrlinge bei sich auf - den jungen Gulegar und den älteren Menar -, derweil Norla Regellan ein Quartier anbot. Zuvor hatte Kindan sie darauf hingewiesen, dass Regellan nicht in derselben Schicht arbeiten würde wie Zenor, und Norla ergriff die Gelegenheit, jemanden bei sich im Haus zu haben, der gelegentlich auf die Kinder aufpasste.
    Nachdem alle Lehrlinge untergebracht waren, rannte Kindan zum Cottage des Harfners zurück, um sich frisch zu machen, die Festtagskleidung anzuziehen und seine Trommeln zu holen. Als er das Häuschen betrat, hörte er aus Meister Zists Arbeitszimmer leises Weinen.
    Es war Nuella. Die Glühkörbe in dem Raum waren beinahe ausgebrannt und spendeten nur noch ein mattes Licht. In der Hektik des Tages hatte niemand die Zeit gefunden, sie auszuwechseln.
    »Was ist los?«, fragte er, als er das Mädchen in einem der großen Sessel sitzen sah. Beim Klang seiner Stimme hob Nuella den Kopf.
    »Ich ... ich ... Meister Zist sollte mir Unterricht geben«, erwiderte Nuella mit zittriger Stimme. »Ich dachte mir, ich hätte mich vielleicht mit der Uhrzeit vertan, deshalb ging ich zur Festung zurück. Dort hörte ich, wie er sich mit jemandem unterhielt. Also kam ich wieder hierher.«
    »Ach, im Augenblick herrscht ein ziemliches Durcheinander, weil die Handelskarawane eingetroffen ist«, erläuterte Kindan.
    »Aber die Trommeln haben gar nichts angekündigt«, hielt Nuella ihm entgegen.
    »Vermutlich ist die Meldestation zur Zeit nicht besetzt«, mutmaßte Kindan. Die Meldestation, von der aus Trommelsignale gegeben wurden, lag auf halber Strecke zwischen der Festung Crom und Camp Nata-lon. »Ich war der erste, der die Wagen entdeckte, und von diesem Augenblick an bin ich als Kurier zwischen Meister Zist und deinem Vater hin und her gerannt.«
    »Aber ich habe gehört, wie Meister Zist mit einem Mädchen sprach«, wandte Nuella ein.
    »Das war Tarri. Sie führt die Handelskarawane an«, erklärte Kindan.
    »Wie, ein Mädchen darf den Beruf des Händlers ergreifen?«, staunte Nuella.
    Kindan zuckte die Achseln. »Warum nicht? Aber Tarri ist kein Mädchen mehr. Sie trägt bereits die Schulterknoten, die sie als Gesellin ihrer Zunft ausweisen.«
    Nuella zog die Nase hoch. »Milla sagt, ein Mädchen könne als Bäckerin arbeiten, wenn sie neben ihrer Auf-

    gabe als Mutter noch etwas anderes unternehmen will.
    Sie meinte, das sei das Einzige, wozu Mädchen taugten.
    Zufällig hörte ich, wie sie sich mit meiner Mutter über dieses Thema unterhielt. Es klang, als würde sie sich beklagen.«
    »Ich verstehe nicht, warum sie jammert«, wunderte sich Kindan. »Sie ist doch eine ausgezeichnete Bäckerin.«
    »Mutter möchte das Baby auf den Namen Larissa taufen«, warf Nuella ein. »Sie macht sich Sorgen, ob das Baby mit gesunden Augen auf die Welt gekommen ist. Sie möchte nicht noch ein blindes Kind haben.«
    Kindan begriff, dass Nuella ihn in ihr Geheimnis einweihte.
    »Dem Baby fehlt bestimmt nichts«, entgegnete Kindan, indem er unbewusst Meister Zists Tonfall nach-ahmte. Nuella fiel seine gekünstelte Sprechweise auf und runzelte unmutig die Stirn.
    »Meine Mutter sagt, dass man bei einem Neugeborenen nie weiß, was es einmal für Krankheiten entwickelt«, belehrte sie ihn. »Manchmal dauert es mehrere Planetenumläufe, ehe ein Kind das Augenlicht verliert.«
    Sie biss sich nervös auf die Lippe, und dann platzte sie heraus: »Meine Augen waren gesund, bis ich drei Planetenumläufe alt war. Auf einmal... sah ich alles verschwommen. Und jetzt erkenne ich nur noch helle und dunkle

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