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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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Nuella ein. »Ich werde dich nicht mehr aufziehen, nur weil du dich in der Dunkelheit so linkisch anstellst. Und du achtest nur noch auf Geräusche und vergisst, dass du nichts sehen kannst, einverstanden?«
    Kindan nickte; es war ihm gleichgültig, ob Nuella seine Kopfbewegung »spüren« konnte oder nicht, und sie setzten ihren Marsch durch den Tunnel fort.
    Nach einer Weile merkte Kindan, dass seine rechte Hand ständig an der Wand entlangstreifte. Er wich nach links aus, doch wieder schrammte die Hand gegen den Felsen.
    »Sind wir an der Biegung angelangt?«, erkundigte er sich.
    »Ja, und du darfst stolz auf dich sein, weil du das so schnell erkannt hast«, lobte ihn Nuella. »Ich hatte mich gefragt, wie lange es dauern würde, bis du darauf kommen würdest, dass der Tunnel an dieser Stelle ab-knickt.«
    »Dann sind wir vermutlich gleich am Ziel?«
    »Richtig. Noch ungefähr fünfzig Schritte«, erklärte Nuella. Siedend heiß rief sich Kindan in Erinnerung, dass Nuella ihm eingeschärft hatte, unbedingt die Schritte zu zählen. Im Eifer des Gefechts und durch die ungewohnte Situation hatte er es völlig vergessen. Er fragte sich, ob Nuella die Schritte gezählt hatte, oder ob sie aus Erfahrung die Entfernungen abzuschätzen wusste.
    »Warte!«, zischte sie ihm plötzlich zu. »Hör genau hin.«
    Kindan lauschte angestrengt. Er merkte, dass Kisk sich bewegte und den Kopf hin und her pendeln ließ.
    »Hörst du es?«, fragte Nuella nach einer geraumen Weile.
    »Ich höre überhaupt nichts«, gestand Kindan.
    »Es klingt, als würde am Eingang zum zweiten Schacht gearbeitet«, erläuterte Nuella. »Er befindet sich rechts von uns, hinter dem Felsen.«
    »Wie weit entfernt?«
    »An dieser Stelle ist die Felswand höchstens einen halben Meter dick«, antwortete sie. »Ich war dabei, als Vater darüber sprach. Wahrscheinlich hat er den Schacht mit Absicht so nahe am Geheimgang anlegen lassen, damit man notfalls einen Durchbruch machen kann. Auf diese Weise wären dann die beiden Schächte miteinander verbunden. Ich könnte mir vorstellen, dass der Durchstich vor dem nächsten Vorbeizug des Roten Sterns stattfindet.«
    Das leuchtete Kindan ein. Wenn es wieder Fäden regnete, wäre es zu gefährlich, die Grube oberirdisch erreichen zu wollen. Doch durch den Geheimgang konnten die Bergleute von Natalons Haus aus, welches dann zu einer massiven Festung umgebaut wäre, direkt in den Pütt einfahren. Höchstwahrscheinlich plante Natalon noch weitere Anlagen, zum Beispiel Vor-ratshäuser, in denen man die geförderte Kohle lagern konnte, ohne dass ein Mensch sich nach draußen begeben musste.
    Die Fäden waren äußerst gefräßige Organismen; das wusste Kindan wie jedes Kind im Camp. In den Lehrballaden hieß es, sie würden alles verschlingen - bis auf Metall und Stein. Nichts, was aus organischem Material bestand, war vor ihnen sicher - das galt für Lebewesen, für Pflanzen und auch für Kohle. Er war froh, dass es bis zum nächsten Vorbeizug des Roten Sterns noch vierzehn Planetenumläufe dauern würde. Kindan sagte sich, dass er dann ein ausgewachsener Mann wäre -
    sechsundzwanzig Planetenumläufe alt.
    »Eine kluge Entscheidung«, kommentierte er Nuellas Bemerkung.
    »Hoffentlich wird dieses Camp als reguläre Zeche anerkannt«, erwiderte das Mädchen. »Falls nicht, dann war die ganze Mühe umsonst - wie bei Onkel Tariks Camp.«
    »Was meinst du damit?«, erkundigte er sich.
    »Psst!«, zischelte Nuella. Im Flüsterton fügte sie hin-

    zu: »Wir nähern uns dem Ende des Geheimgangs. Ich erzähle es dir später.«
    Ehe Nuella und Kindan aufgebrochen waren, hatte das Mädchen ihm erklärt, dass der Gang in der Nähe des Mineneingangs mündete, unweit der gewaltigen Pumpen.
    »Vater hat die Öffnung so versteckt, dass sie aussieht, als gehörte sie mit zu dem hölzernen Ausbau«, hatte sie ihm anvertraut.
    Kindan konnte sich gut vorstellen, dass niemand auch nur von der Existenz eines geheimen Tunnels etwas ahnte. Der Einlass befand sich in einem großen Dielenschrank, der im zweiten Stockwerk von Natalons Burg stand. Was aussah wie schlichte runde Beschläge, entpuppte sich als geschickt getarnte, raffinierte Schnappriegel, die dazu dienten, eine Luke zu öffnen und zu schließen. Nur ein Eingeweihter wusste, wie diese Schlösser funktionierten.
    Von der Rückseite wurde der Eingang mit einem System aus hölzernen Zapfen verschlossen. Wenn die Tür wieder verriegelt war, konnte niemand erkennen, dass sich dahinter

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