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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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genommen fühlte.
    »Wieso läufst du schon wieder vorneweg?«, beklagte er sich.
    Nuella breitete beide Arme aus. »Du kannst ruhig zu mir aufschließen«, schlug sie vor. »An dieser Stelle ist der Gang breit genug, damit wir nebeneinander gehen können.«
    Kindan legte einen Schritt zu und eilte an Nuellas Seite. Kisk trödelte nicht, sondern drängte sich in die Mitte.
    »Gleich kommt eine Biegung«, warnte er, als sie die neu angelegte Strecke erreichten.
    »Ich weiß«, erwiderte Nuella lakonisch.
    Kindan verzichtete darauf, sie zu fragen, woher sie ihr Wissen bezog. Mittlerweile war ihm klar, dass Nuella Veränderungen an der Umgebung bemerkte,
    indem sie ihre ohnehin geschärften Sinne anstrengte.
    Am Klang der Schritte, an einem Luftstrom oder an
    einem spezifischen Geruch merkte sie, was rings um sie her vorging. Mitunter konnte er es kaum glauben, dass sie blind war, so sicher bewegte sie sich.
    Nuella bog nach rechts in die neue Strecke ab.
    »Warte!«, rief Kindan ihr zu.
    »Warum?«, wollte sie wissen, blieb jedoch stehen.
    »Es gibt hier ziemlich viele Stützbalken«, erklärte er.
    »Ich möchte mir einen Überblick verschaffen.« Kritisch musterte er die wuchtigen hölzernen Stempel, die die Firste abstützten. Im Abstand von einem Meter befanden sich jeweils drei durch Querbalken verstärkte Stempel. Er ging ein paar Schritte in den Gang hinein und sah, dass das Ende des Tunnels einen ähnlich massiven Ausbau besaß. »Dieser Stollen scheint mir stärker gesichert zu sein als üblich«, erklärte er Nuella.
    »Mein Vater meint, dass ein neu gegrabener Gang
    immer besonders sorgfältig abgestützt werden muss«, erwiderte sie. »Neulich geriet er deshalb mit Onkel Tarik in Streit. Onkel Tarik behauptete, mein Vater wäre zu ängstlich, und man könnte das kostbare Holz sparen und woanders einsetzen. Aber Vater hielt ihm entgegen, man könnte nicht vorsichtig genug sein. Doch Onkel Tarik blieb dabei, es sei eine Verschwendung an Material, Zeit und Arbeitskraft, eine Stelle dreifach zu sichern, wenn ein einziger Stempel genügte.«
    »Ich kann mir vorstellen, wie er argumentierte. Er weiß immer alles besser und wirft seinen Kameraden vor, sie seien faul.«
    Als sie die neue Strecke entlang gingen, bemerkte
    Kindan den soliden Ausbau. Hier glühte frisches Myzel in den Leuchtkörben, vermutlich, weil die Bergleute für ihre Arbeit ausreichend Licht brauchten.
    Zügig marschierten sie weiter. In der Mitte des Tunnels verliefen Schienen, auf denen die Grubenwagen fuhren. Einmal stolperte Nuella über einen Holzpflock, der ein Stück aus dem Boden hervorragte, doch sie gewann sofort das Gleichgewicht wieder. Ihre entschlossene Miene hinderte Kindan daran, ihr anzubieten, sie an die Hand zu nehmen.
    Nach knapp fünfzig Metern endeten die Schienen. An den Stollenwänden sah Kindan die Spuren von frisch gebrochener Kohle.
    Sicheren Schrittes bewegte sich Nuella durch den
    Gang, wobei sie die rechte Hand ausgestreckt hielt. Sie blieb stehen, als ihre Finger die Wand mit der noch eingeschlossenen Kohle berührten. Behutsam tastete sie die Stelle ab. Dann wandte sie sich Kindan zu.
    »Ich wollte immer wissen, wie es vor Ort ist, wo
    mein Vater arbeitet«, sagte sie schüchtern. Dann
    lächelte sie. »So schlimm ist es gar nicht.«
    Kindan blickte in die Runde und schüttelte den Kopf.
    Unter Tage zu schuften, bei schlechtem Licht und
    obendrein ständiger Gefahr ausgesetzt, entsprach nicht seiner Vorstellung von einem angenehmen Arbeitsplatz.
    Plötzlich hob Nuella schnuppernd die Nase und sog
    tief den Atem ein. »Riechst du nichts?«, fragte sie.
    Kindan schnüffelte. »Nein. Die Luft ist etwas verbraucht, aber ich rieche kein Gas.«
    »Nun ja, Vater legte unter anderem diese neue
    Strecke an, weil er sich davon überzeugen wollte, ob es hier Ansammlungen von Grubengas gibt. Dask schien ja Stickluft entdeckt zu haben. Sollte es sich herausstellen, dass hier giftige Gase ausdünsten, wäre eine Arbeit zu gefährlich. Onkel Tarik erzählte, die letzte Mine, in der er beschäftigt war, sei wegen des zu hohen Risikos geschlossen worden.«
    »Aber das Unglück passierte doch auf der zweiten
    Sohle«, erinnerte sich Kindan. Die zweite Sohle lag viel weiter nördlich.
    Nuella nickte. »Genau das sagte Onkel Tarik auch.
    Aber mein Vater glaubt, dass sich auch hier schlagende Wetter bilden könnten. Wenn das Problem mit Stickluft jedoch nur an dieser Stelle auftaucht, könnte man im Süden weiter Kohle fördern, bis

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