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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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die seine und drückte sie fest. »Danke«, flüsterte sie.
    Kindan wusste nicht, was er darauf hätte erwidern
    können.

Kapitel 10
    Was jeder Bergmann wissen muss:
    Luft, die kalt ist, sinkt zu Boden;
    Erwärmt sie sich, steigt sie nach oben!
     
    Zenor war wütend, als er zwei Tage später von ihrem Ausflug erfuhr. »Ihr seid ganz allein unter Tage gewesen! Das hätte euer Tod sein können. Angenommen, euch wäre ein Unglück zugestoßen?«
    »Dalor wusste Bescheid«, entgegnete Nuella im gleichen hitzigen Ton.
    »Ich habe nicht mit dir gesprochen, sondern mit Kindan«, kanzelte Zenor sie ab.
    »Das interessiert mich nicht. Ich gab dir jedenfalls eine Antwort«, versetzte das Mädchen spitz.
    Kisk zwitscherte besorgt und rieb ihren Kopf an Kindans Bein.
    »Seid jetzt still, alle beide«, fuhr Kindan dazwischen.
    Zum Glück klang seine Stimme tief und fest, und kein Kiekser mogelte sich ein. Und zu seiner Genugtuung merkte er, dass er einen autoritären Ton anschlagen konnte, wenn er nur wollte, denn Nuella und Zenor hörten sofort auf zu streiten und schauten erschrocken drein. Er verbiss sich ein Lächeln und fuhr energisch fort: »Zenor, wir waren zu keiner Zeit ernsthaft gefähr-det. Wir konnten uns sogar besonders sicher fühlen, weil Kisk bei uns war.«
    »Was hätte ein untrainierter Wachwher euch schon
    nützen können?«, blaffte Zenor.
    »Was glaubst du, wo Kisk ihre Ausbildung erhalten
    soll, wenn sie nicht unter Tage darf?«, fragte Nuella kampfeslustig und ballte die Fäuste.
    Kindan setzte zu einer neuen Bemerkung an, um
    seine »Kommandostimme« auszuprobieren, doch Kisk
    stubste ihre Nase gegen seine Waden, richtete sich auf den Hinterbeinen auf und flatterte mit den Stummelflügeln. Dann erzeugte sie tief in ihrem Rachen ein zirpendes Geräusch. Kindan sah den Wachwher an und hob fragend eine Augenbraue. Kisk wiederholte die Gesten und zirpte ein zweites Mal.
    »Hört mal her, wir bekommen Besuch«, verkündete
    Kindan.
    »Wie bitte?«, staunte Zenor. »Wie kommst du darauf?«
    Kindan wedelte lässig mit der Hand. »Kisk hat es mir mitgeteilt. Es ist ein Drachenreiter.« Der Wachwher schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Zwei Drachenreiter?« Kisk nickte heftig.
    »Ihr habt das einstudiert!«, rief Nuella entzückt. »Er-zähl, Kindan, auf welche Weise verständigt ihr euch?«
    »Nun ja«, sinnierte Kindan, »es ist beinahe so, als würde Kisk Bilder in meinen Kopf projizieren. Aber das beschreibt es nicht ganz. Ich glaube, ein Wachwher kommuniziert ähnlich wie eine Feuerechse, und nicht so sehr wie ein Drache. Aber vielleicht liegt die Art der Verständigung irgendwo in der Mitte. Wie auch immer, Kisk erzählt mir so lange etwas, bis ich es verstehe.«
    Dann fiel ihm etwas ein, und er wandte sich an Zenor.
    »Könntest du bitte zu Meister Zist laufen und ihm
    sagen, dass bald zwei Drachenreiter hier eintreffen werden?«
    Zenor warf einen Blick auf das Mädchen. »Soll ich
    dich nach Hause bringen, Nuella?«
    »Auf gar keinen Fall!«, widersprach sie heftig. »Ich bleibe hier.« Sie eilte zu Kisk und schlang die Arme um ihren sehnigen Hals.
    Zenor wollte protestieren, doch Kindan winkte ab.
    »Bitte, Zenor, benachrichtige nur Meister Zist. Eine so wichtige Neuigkeit wird er wissen wollen.«
    Zenor kniff ärgerlich die Lippen zusammen. »Trotzdem solltest du dich verstecken, Nuella. Dich darf doch keiner sehen.«
    Nuella drückte nur ihr Gesicht gegen Kisks Nacken
    und gab einen unwirschen gedämpften Laut von sich.
    Zenor schnitt eine Grimasse, aber er gab nach und verließ den Schuppen.
    »Es ist ja ohnehin nicht mein Geheimnis«, murmelte das Mädchen.
    »Was sagst du?« Kindan hatte nicht genau zugehört, weil er sich insgeheim fragte, aus welchem Grund gleich zwei Drachenreiter Camp Natalon mit ihrem Besuch beehrten.
    »Dass es nicht mein Geheimnis ist«, wiederholte sie.
    »Vater besteht auf dieser Heimlichtuerei. Er ist derjenige, der nicht will, dass jemand von mir erfährt.« Sie seufzte und fuhr fort: »Seine Mutter war nämlich auch blind, musst du wissen. Und er hat Angst, dass sich dieses Leiden auf die weiblichen Nachkommen in unserer Familie vererbt. Dass jedes Mädchen, das geboren wird, mit diesem Augenfehler auf die Welt kommt. Er fasst es wohl als ein Manko auf, für das er verantwortlich ist. Die Leute könnten glauben, dass mit ihm selbst etwas nicht stimmt. Als ob sich jemand dafür interessieren würde. Er hat doch zwei gesunde Augen.«
    Kindan spürte, dass Nuella

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