Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
das Flöz unter den See abtaucht.«
    Abermals witterte Kindan in alle Richtungen. »Jedenfalls kann ich nichts Auffälliges riechen.«
    »Und was ist mit Kisk?«, erkundigte sich Nuella.
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Sollte sie nicht merken, wenn sich irgendwo Grubengas sammelt?«
    »Ja, sicher. Eigentlich schon.«
    »Warum fragst du sie dann nicht, ob sie Stickluft
    riecht?«, versetzte Nuella ungeduldig.
    Kindan begriff, dass Nuella seinen Wachwher auf die Probe stellen wollte.
    »Kisk, was riechst du?«, wandte er sich an das Tier.
    Der Wachwher gab einen verblüfften Laut von sich.
    »Komm, Kisk, schnuppere ein bisschen. Verrate uns, wonach es hier riecht. Nur nach Kohle und verbrauchter Luft, oder vermagst du noch etwas anderes zu unterscheiden?«
    »Quatsch nicht so viel, Kindan«, herrschte Nuella ihn an.
    »Was weißt du schon, wie man mit einem Wachwher
    umgeht?«, verteidigte er sich.
    »Ich bin durchaus im Bilde, wie man einen
    Wachwher trainiert«, behauptete sie. »Vielleicht kann ich es sogar besser als du.«
    »Wie kommst du denn darauf?«, erwiderte er verdutzt.
    Selbstbewusst reckte sie das Kinn vor. »Ich
    beschäftige mich viel mit Larissa und bringe ihr so manches bei.«
    »Man kann ein kleines Kind doch nicht mit einem
    Wachwher vergleichen. Was könnte Kisk schon von dir lernen?«
    »Gute Manieren zum Beispiel«, parierte sie prompt.
    »Und mir scheint, dass Meister Zist es versäumt hat, deine Umgangsformen zu polieren, du ungehobelter Klotz.«
    Die beiden tauschten noch ein paar Sticheleien aus, bis Kindan einlenkte. Verlegen blickte er Nuella an, die das Gesicht wütend verzerrt hatte. Kindan schöpfte tief Atem, und dabei merkte er, dass etwas in seiner Kehle brannte.
    »Nuella!«, schrie er. »Hier ist tatsächlich Stickluft.
    Wir müssen sofort weg von hier.«
    Das Mädchen schnupperte prüfend und nickte resolut.
    »Du hast Recht. Vermutlich habe ich deshalb
    Kopfschmerzen bekommen, und nicht, weil du mit mir geschimpft hast.« Sie lächelte vage. »Sprich mit Kisk.«
    »Was soll ich ihr denn sagen?«
    »Erzähl ihr, dass dies Stickluft ist. Sie muss sich spä-
    ter an den Geruch erinnern können. Offen gestanden hatte ich gehofft, dass so etwas passieren würde.«
    »Du hat es gehofft?«
    »Ja. Kisk muss doch lernen. Und jetzt sag ihr Bescheid. Oder soll ich es tun?«
    Kindan tätschelte den Nacken des Wachwhers.
    »Riechst du, dass die Luft anders ist als sonst?«, fragte er eindringlich und sog demonstrativ den Atem ein. »Sie ist stickig und ungesund.« Abermals witterte er, um Kisk zu zeigen, wie sie die Luft prüfen sollte. »Sie schmeckt giftig, nicht wahr?«
    Der Wachwher blähte die Nüstern und tat einen
    kräftigen Atemzug. Rasselnd blies er die Luft wieder aus. Dann sah er zu Kindan empor und knurrte: Errwll.
    »Stickluft. Giftig!«, wiederholte Kindan und atmete noch einmal tief ein.
    Kisk folgte seinem Beispiel. Errwll.
    »Toll! Jetzt hast du ein Wort gelernt«, freute sich Nuella.
    Kindan bedachte das Mädchen mit einem zweifeln—
    den Blick und war froh, dass sie ihn nicht sehen konnte.
    »Tut mir Leid, aber ich finde nicht, dass sich dieses Gegrummel wie >Stickluft< anhört.«
    »So hatte ich das nicht gemeint. Du hast ein Wort von Kisk gelernt, Kindan. Wenn sie diesen Laut ausstößt, weißt du, dass sie dich auf Stickluft aufmerksam machen will.«
    Kindans Miene erhellte sich. »Das würde ja bedeuten, dass Kisk mir ihre Sprache beibringt.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Wachwhere so etwas
    wie eine eigene Sprache haben. Selbst die Drachen sprechen ja nicht in unserem Sinne - sie erzeugen Geräusche, aber nicht, weil sie sich damit verständigen wollen. Sie benötigen gar keine gesprochene Sprache, da sie untereinander und mit ihren Reitern durch Telepathie kommunizieren.« Sie streckte die Hand in Richtung des Wachwhers aus, und als sie ihn berührte, streichelte sie sanft seine Nase. »Gut gemacht, Kisk.«
    »Und nun sollten wir von hier verschwinden«, dräng-te Kindan. »Mein Kopf schmerzt fürchterlich.«
    »Siehst du?«, trumpfte Nuella auf. »Bei der Gelegenheit hast du noch etwas gelernt - wenn dein Kopf weh tut, ist das ein Zeichen für Stickluft.«
    »Das wusste ich bereits«, gab er zurück. »Nachdem
    ich euch damals aus eurem verpesteten Haus gerettet hatte, litt ich noch tagelang unter Kopfweh.«
    »Ach ja«, räumte Nuella zerknirscht ein. »Das hatte ich ganz vergessen.«
    Schweigend trat Kindan den Rückweg an. Kurz darauf schob Nuella ihre Hand in

Weitere Kostenlose Bücher