Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
stellte sich in Positur, schloss die Augen und drückte dann die Lider entschlossen zu.
    »Ich verstecke mich«, schlug Kindan vor. Kisk kehrte ihm den Rücken zu, wie er es ihr beigebracht hatte.
    Kurz nachdem er den abschließenden Stein gegen den Vorhang geworfen hatte, stieß Nuella einen leisen Schrei aus.
    »Kindan, leg mal den Arm übers Gesicht«, verlangte sie aufgeregt. Kindan gehorchte, wobei er seine Zudecke aus Stroh durcheinander brachte. »Ach du meine Güte! Und jetzt den anderen Arm!«
    Kindan reckte beide Arme über den Kopf und ver—
    schränkte die Finger ineinander.
    »Du hebst die Arme hoch!«, rief Nuella begeistert.
    »Und nun faltest du die Hände. Beim Ei der Goldenen Faranth - ich kann dich sehen!«
    Kindan setzte sich aufrecht hin und starrte Nuella entgeistert an. Tränen quollen unter ihren geschlossenen Lidern hervor und perlten über die Wangen.
*
    Am nächsten Tag begannen Kindan und Nuella mit
    einem ordentlichen Training des Wachwhers. Sie
    richteten Kisk dazu ab, Menschen zu finden, die unter Gestein oder Kohle verschüttet waren. Auf Nuellas Vorschlag hin sollte der Wachwher zuerst Leute aufstöbern, die er gut kannte. Kisk fasste das Ganze als Spiel auf und suchte nach Nuella, Kindan, Zenor, Dalor und Meister Zist. Dalor und der Harfner blieben dabei in ihren eigenen Quartieren, und Dalor war von seiner Schicht hundemüde.
    »Dalor fährt auch nicht häufiger in die Grube ein als ich«, grummelte Zenor, ehe er loszockelte, um sich schlafen zu legen. »Wir beide werden in erster Linie an den Pumpen eingesetzt.«
    »Vielleicht lässt Tarik dich öfter unter Tage arbeiten, wenn du ihn darum bittest«, schlug Nuella vor.
    Kindan warf ihr einen überraschten Blick zu.
    »Frag ihn doch einfach, ob er dich eventuell für einen Schichtwechsel in Betracht zieht.«
    »Tarik?«, sagte Zenor und schüttelte zweifelnd den Kopf. »Na, ich weiß nicht...«
    »Mach, was du willst«, entgegnete sie achselzuckend.
    »Hör auf zu jammern, oder bemühe dich, in Tariks
    Schicht aufgenommen zu werden.«
    »Was hatte das zu bedeuten?«, erkundigte sich Kindan, nachdem Zenor gegangen war.
    »Erinnerst du dich noch, wie besorgt du warst, weil Tarik die Stollen nicht solide genug abgestützt hat?«, fragte sie. Als Kindan nickte, erläuterte sie: »Wir beide, Kindan, du und ich, können meinem Vater nichts von unserer Entdeckung verraten. Denn dann müssten wir zugeben, dass wir unerlaubterweise in die Grube eingefahren sind. Aber wenn Zenor mit Tariks Schicht unter Tage geht, wird er sehr schnell merken, wie schlampig Tarik den Ausbau anlegen ließ und meinen Vater warnen.«
*
    Kinan und Nuella waren hoch erfreut, als Zenor
    glücklich verkündete, er hätte die Schichten getauscht.
    »Und das Allerbeste dabei ist«, fuhr er fort, sich die Hände reibend, »dass ich meiner Mutter morgens nicht mehr helfen muss, die kleinsten Kinder zu füttern.
    Regellan hingegen findet, dass er von dem Tausch
    profitiert, könnt ihr euch das vorstellen?«
    »Wie schön, dass jeder zufrieden ist«, sagte Nuella zu Kindan, als sie an jenem Abend Kisks Stall betrat.
    Kindan blickte an ihr vorbei zum Vorhang, der mit
    einem Rascheln hinter ihr zufiel.
    »Hat Meister Zist dich hierher gebracht?«, fragte er.
    Nuella winkte ab. »Nein, ich bin allein gekommen.«
    »Ist das nicht gefährlich? Und wenn dich jemand gesehen hat?«
    »Na ja, dann hätte man mich unterwegs angesprochen, nicht wahr?«, erwiderte sie ungeduldig. »Da mich auf meinem Weg zum Schuppen keine Seele gegrüßt hat, kam mir wohl niemand nahe genug, um Verdacht
    zu schöpfen.« Sie zog sich die Kapuze vom Kopf. »Bei diesem Wetter fällt es ohnehin niemandem auf, wenn ich von Kopf bis Fuß in einen Umhang gehüllt bin.«
    Nuella hatte Recht. Dieser Winter war bitterkalt und noch lange nicht zu Ende.
    »Irgendwann muss es ja wieder Frühling werden«,
    bemerkte Kindan.
    »Genau! Und wie sind wir dafür gerüstet?«
    Kindan war verblüfft über ihre heftige Reaktion.
    »Seit einem Monat warten wir hier, und bis jetzt hat sich noch nichts getan«, fuhr sie fort. »Und wie du richtig sagst, kommt eines Tages der Frühling. Was wird dann aus diesen Leuten, um deren Wohlergehen sich Lord M'tal sorgte? Die durch die Schneeschmelze im Frühjahr von der Außenwelt abgeschnitten sind?« Sie bemühte sich, ihre Empörung zu zügeln. »Und ich hatte gedacht, ich könnte helfen.«
    Sie legte eine Pause ein. »Nichts ist passiert. Ich habe keine Ahnung, wie ich von

Weitere Kostenlose Bücher