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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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einer Weile nahm sie ihre Flöte und stimmte eine leise, traurige Melodie an.
*
    Kindan war selbst überrascht, als er ein paar Stunden später in seinem eigenen Zimmer saß, auf seinem eigenen Bett, und den Harfner des Camps, Meister Zist, in einem anderen Raum herumwerkeln hörte.
    Mehrere Male hatte Meister Zist bei ihm hereinge—
    schaut und gefragt: »Alles in Ordnung, Junge?«
    Beim ersten Mal war Kindan vor Schreck wie erstarrt und konnte als Antwort auf die Frage nur stumm nicken.
    »Nun, ich habe auch noch eine Menge Dinge zu er—
    ledigen«, hatte Meister Zist dann erklärt. »Wenn du Hunger hast, geh in die Küche und bereite dir etwas zu Essen zu. Ich bin in meinem Arbeitszimmer und möchte nicht gestört werden.«
    Ein Blick in das Gesicht des Meisters verriet Kindan, dass er gut daran täte, ihn auf jeden Fall in Ruhe zu lassen. Kindan hatte heftig mit dem Kopf genickt, zum Zeichen, das er verstanden hätte, aber kein Wort gesprochen.
    »Also gut«, hatte Meister Zist abschließend gesagt.
    »Richte dich in deinem Zimmer ein, und wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, essen wir gemeinsam zu
    Abend.«
    Nun hörte Kindan Stimmen, die aus dem Arbeitszimmer des Harfners kamen. Irgendeine junge Person unterhielt sich mit dem Meister. Neugierig geworden, spitzte Kindan die Ohren. Es klang beinahe so, als sei Dalor bei ihm, aber er war sich nicht sicher. Vielleicht gab Meister Zist Dalor Nachhilfeunterricht, damit er den versäumten Lernstoff aufholte.
    Kindan fragte sich, ob Dalor möglicherweise bereits von dem Harfnergesellen Jofri privat unterrichtet worden war. Immerhin war er der Sohn des Obersteigers, und er hielt es nicht für ausgeschlossen, dass man ihm eine Sonderbehandlung zukommen ließ. Vielleicht wollten seine Eltern ihn auch nicht dem normalen
    Schulalltag aussetzen, in dem es häufig recht rau und turbulent zuging.
    Alle Kinder im Camp hielten Dalor für etwas kränklich. Aber Kindan konnte sich nicht erinnern, dass Dalor irgendwann einmal wirklich krank gewesen wäre. Doch seine Mutter Jenella hatte viele Kinder geboren, die tot zur Welt kamen oder gleich nach der Niederkunft starben, und eventuell behielt sie Dalor aus lauter Vorsicht und Ängstlichkeit im Haus, wenn sie glaubte, er könnte krank sein.
    Kindan stellte sich an die Zimmertür und horchte angespannt. Nein ... es war doch nicht Dalors Stimme, die er hörte, obwohl sie der seinen zum Verwechseln
    ähnlich klang. Er überlegte, ob er die Tür einen Spalt breit öffnen sollte, um besser hören zu können.
    Noch während er mit der Idee liebäugelte, fiel eine dritte Stimme ein. Es war der unverwechselbare Bass von Natalon. Der Obersteiger schien sich über etwas geärgert zu haben. Dann hob abermals die junge, helle Stimme an, und auch Meister Zist ließ sein sonores Organ vernehmen.
    Aus dem Tonfall und der Art und Weise, wie diskutiert wurde, entnahm Kindan, dass Natalon und diese junge Person gut miteinander bekannt sein mussten.
    Vielleicht handelte es sich doch um Dalor, überlegte Kindan. Womöglich wollte Natalon nicht, dass Dalor Meister Zist besuchte, weil er dachte, der Junge könnte ihm lästig werden.
    Als es ans Verabschieden ging, wurden die Stimmen
    lauter, dann vernahm Kindan, wie zwei Menschen das Haus verließen. Eine Weile später schritt Meister Zist durch die Diele und klopfte an Kindans Tür.
    Der Junge war es nicht gewöhnt, dass man seine Privatsphäre respektierte, und hatte nicht die geringste Ahnung, wie er auf soviel Höflichkeit reagieren sollte.
    »Darf ich hereinkommen?«, fragte Meister Zist,
    nachdem er eine Zeit lang gewartet hatte.
    Schwungvoll riss Kindan die Tür sperrangelweit auf.
    »Selbstverständlich, Meister Zist.«
    Der Meisterharfner betrat das Zimmer und schaute in die Runde. »Hast du alle deine Sachen eingeräumt?«
    »Ja. Und noch einmal vielen Dank, dass ich mein eigenes Zimmer haben darf«, antwortete Kindan.
    »Keine Ursache«, winkte Meister Zist ab. »Komm
    mit in die Küche, wir essen jetzt zu Abend.«
    Kindan erschnupperte den würzigen Duft von ge—
    schmortem Fleisch, ehe er den Kessel auf dem Herd
    stehen sah. Es war ein Topf, der aus Jenellas Küche stammte. Flink holte er Essgeschirr und Besteck aus dem Schrank und deckte den Tisch.
    Meister Zist füllte die Teller mit großzügigen Portio-nen, und dann begannen sie zu essen. Bei Tisch
    herrschte ein verlegenes Schweigen. Kindan vertilgte seine Ration in Windeseile und wartete höflich ab, ob der Meister ihn

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