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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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holen.«
    Auf Meister Zists Anweisung hin schleppten die
    Männer zwei Kommoden und eine kleine Kleidertruhe
    aus Danils Häuschen.
    »Deine Schwester wird die beiden Kommoden mit
    Sicherheit haben wollen, wenn sie erfährt, was sich hier zugetragen hat«, meinte er. »Ich glaube, dass du mit der Truhe auskommst, aber vorerst stellen wir alle drei Möbelstücke in dein Zimmer.«
    »Mein Zimmer?«, wiederholte Kindan verdutzt. Noch
    nie zuvor hatte er ein eigenes Zimmer gehabt, er hatte sich stets einen Raum mit Tofir und Jakris teilen
    müssen.
    »Dachtest du etwa, du würdest in meinem Zimmer
    schlafen?«, versetzte Meister Zist trocken.
    »Dann bringe ich am besten jede Menge Zudecken
    mit«, dachte Kindan laut nach. Auch wenn es zwischen ihm und den beiden älteren Brüdern ständig zu Zanke-reien kam, so hatten sie sich doch selbst in den kältesten Nächten gegenseitig gewärmt - sofern sie Kindan nicht die Decken wegnahmen.
    »Wenn du einverstanden bist, Kindan«, bemerkte
    Swanee, nachdem er sich aufmerksam im Cottage um—
    geschaut hatte, »dann gebe ich die Sachen, die du nicht brauchst, an Bedürftige, die Verwendung dafür hätten.
    Alles, was nicht benötigt wird, lagere ich ein. Tarik kriegt nichts, der hat selbst mehr als genug.«
    Kindan stimmte dem Vorschlag von Herzen zu, und
    auch Meister Zist nickte beifällig.
    »Einen Moment noch«, wandte Meister Zist unvermittelt ein und hob die Hand. Alle blickten ihn an.
    »Kindan, gibt es hier noch irgendein Teil, das du gern mitnehmen möchtest?«
    Kindan dachte kurz nach. »Darf ich mir aussuchen,
    was ich will?«
    »Selbstverständlich«, betonte Meister Zist. »Alles, was dein Herz begehrt.«
    »Tja, dann hätte ich gern Mutters alten Tisch, den mit der Klappe und der Musik darin.«
    »Musik?« Meister Zist hob eine Augenbraue.
    Kindan nickte. »Sie hat sehr an diesem Tisch gehangen, und mein Vater hielt ihn hoch in Ehren, nachdem sie ...«
    Meister Zist bedeutete ihm, er habe verstanden. »Ima, Swanee, habt ihr den Tisch gesehen?« Beide Männer
    bejahten. »Gibt es noch etwas, Kindan?«
    »Schau dich in aller Ruhe im Haus um, Junge«, riet Swanee. »Wenn dir noch etwas einfällt, nachdem wir die Sachen verteilt haben, könnten wir das Stück
    selbstverständlich zurückholen, aber das Einfachste wäre, du würdest dich jetzt gleich entscheiden.«
    Kindan wanderte durch das gesamte Cottage und
    nahm alles gründlich in Augenschein. In der Küche
    blieb er stehen und wandte sich an Meister Zist.
    »Brauchst du vielleicht irgendwelche Töpfe oder Geschirr?«
    Meister Zist schüttelte den Kopf. »Die Küche in meinem Häuschen ist bestens mit allem ausgestattet.«
    Kindan schürzte nachdenklich die Lippen. Dann nick-te er. »Ich glaube, jetzt habe ich alles, was ich möchte.
    Das war's dann, Meister Zist.«
    Swanee klatschte in seine derben Hände und sah Ima unternehmungslustig an. »Also gut. Wir tragen deine Sachen zu Meister Zists Cottage, und den Rest verteilen wir. Danke, Junge, es gibt hier etliche Familien, die sich über die Gabe freuen werden.«
    Kindan nickte stumm. Ihm war zumute, als nähme er
    ein zweites Mal Abschied von seiner Familie.
*
    Nuella lauerte Dalor auf, als er heimkam, und drängte ihn, er müsse ihr alles erzählen.
    »Was, Kindan zieht beim Harfner ein?«, rief sie erstaunt, als er geendet hatte.
    »Und Onkel Tarik übernimmt Danils Cottage«, wiederholte er mit Nachdruck. Er freute sich, dass sein griesgrämiger Onkel wegzog. Jetzt brauchte er sich nicht länger das ständige Genörgel dieses unleidlichen Querulanten anzuhören.
    Nuella war entsetzt. »Aber das ist ja schrecklich«, jammerte sie. »Wie soll ich den Harfner besuchen, wenn Kindan bei ihm wohnt?«
    Dalor zog die Stirn kraus. »Tja, deine Besuche wirst du wohl einstellen müssen.«
    »Dabei wollte Meister Zist mir das Flötespielen beibringen«, klagte sie.
    »Du spielst doch bereits die Flöte«, versuchte Dalor seine Schwester zu trösten. »Und zwar sehr gut. Was solltest du noch dazulernen?«
    »Ach, Dalor«, flüsterte sie traurig. »Aber jetzt kannst nur du meine Lieder hören.« Sie fühlte sich sehr elend, und am liebsten hätte sie geweint.
    »Und Mutter«, berichtigte er sie.
    »Dieses Grubenunglück hat Vaters Pläne mit der Ze—
    chengründung ziemlich durcheinander gebracht, nicht wahr?«, fragte sie.
    Dalor hob die Schultern.
    Nuella seufzte. »Ich wünsche mir ...« Sie hielt inne und schüttelte den Kopf. Ihr Wunsch blieb unausgesprochen. Nach

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