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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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schraubte. Meister Zist wusste, dass Gaminth wesentlich schneller fliegen konnte. Früher, vor vielen Planetenumläufen, hatte M'tal nur zu gern mit den Fähigkeiten seines Drachen geprahlt und ihn zu den rasantesten Flugkünsten animiert.
    Meister Zist nahm an, dass er sich nur mit Rücksicht auf seine Passagiere so viel Zeit ließ. Er spähte über die Schulter und warf einen Blick auf Kindan. Der Junge hatte vor Begeisterung die Augen weit aufgerissen und grinste von einem Ohr zum anderen. Kindan hatte eindeutig keine Angst; Natalon hingegen war ziemlich blass um die Nasenspitze.
    M'tal drehte sich zu ihnen um. »Wir gehen jetzt ins Dazwischen. Seid ihr bereit?«
    »Ich verstehe immer noch nicht, wieso wir rechtzeitig zum Vertragsabschluss mit Aleesa zusammentreffen,
    mein Lord«, nörgelte Natalon mit allen Anzeichen von Nervosität.
    M'tal setzte ein unergründliches Lächeln auf. »Hab Vertrauen, es wird alles gut gehen«, antwortete er. »Die Nachwirkungen dieser Blitzreise werden zwar etwas anstrengender sein als bei den üblichen Flügen mit einem Drachen, aber das ist nun mal der Preis für
    Pünktlichkeit.«
    Natalon schluckte krampfhaft und nickte nachdrücklich.
    M'tal fasste dies als Zeichen des Einverständnisses auf. »Gut«, sagte er. »Sind alle bereit für den Sprung?«, wandte er sich an Meister Zist und Kindan. Als die beiden bejahten, gab er ihnen die letzten Instruktionen.
    »Holt dreimal tief Luft, und dann haltet den Atem an.
    Fertig? Es geht los! Eins ... zwei ... drei ...«
    Plötzlich wurde es dunkel um sie. Kindan verspürte eine Mischung aus Angst und Aufregung, als er sich vergegenwärtigte, dass er nichts mehr fühlen konnte außer der Gegenwart seiner Mitpassagiere und den Körper des Drachen, auf dem sie saßen.
    Er erinnerte sich an M'tals Worte, der gesagt hatte, der Flug durch das Dazwischen dauerte nur so lange, wie man brauchte, um dreimal zu husten. Kindan fing an zu husten. Einmal, zweimal, dreimal, viermal. Fünf-mal! Allmählich machte er sich Sorgen.
    Wir sind gleich da, hörte er eine Stimme in seinem Kopf. Vor Überraschung war Kindan wie gelähmt.
    Dann erschien ein Licht. Immer mehr Lichter tauchten auf. Sie traten wieder in den Normalraum ein. Als sie im Camp Natalon ins Dazwischen gegangen waren, schien die Mittagssonne vom Himmel. Nun jedoch herrschte Dämmerlicht, durchbrochen von vereinzelten hell funkelnden Punkten, die wild umeinander kreisend auf sie zugerast kamen. Endlich begriff Kindan, dass sie sich in einem steilen Sinkflug befanden. In seinem Überschwang stieß er einen lauten Jubelruf aus. Sie waren angekommen - einen Tag früher, als sie ab-geflogen waren.
    »Das ist die richtige Einstellung, Junge!«, rief
    Meister Zist ihm über die Schulter zu.
    »Ich glaube, mir wird schlecht!«, stöhnte Natalon und kniff fest die Augen zusammen.
    *
    »Weißt du, was du zu tun hast?«, wandte sich Aleesa an Kindan.
    »Ich glaube schon«, sagte der Junge. Er war müde,
    und sein ganzer Körper schmerzte, als hätte er einen schlimmen Muskelkater. Seine Gliedmaßen fühlten sich an, als seien sie gestreckt worden. Er fragte sich, ob das mit der Zeitreise in die Vergangenheit zusammenhing oder eine Auswirkung seiner Nervosität war. Doch vor lauter Aufregung dachte er gar nicht daran, jemandem von seinem Unwohlsein zu erzählen.
    Aleesa hob skeptisch die Augenbrauen. »Es genügt
    nicht, wenn du es nur glaubst, mein Kleiner.«
    Die Whermeisterin war eine hagere, hoch gewachsene Frau, die Kindan überragte. Sie sprach nur das Nötigste. Kindan merkte, dass Natalon sich von ihr ein wenig eingeschüchtert fühlte.
    Um sich zu beruhigen, holte er tief Luf. »Ich ver—
    beuge mich vor der Königin und begebe mich dann zum Gelege. Wenn sie es zulässt, darf ich mir ein Ei
    aussuchen und es mitnehmen. Danach mache ich vor
    der Königin eine zweite Verbeugung und verlasse rück-wärts gehend die Brutstätte.«
    »Hoffentlich ist die Königin dir wohlgesonnen«, warf Natalon ein. »Für Aleesa hängt eine Menge davon ab -
    ein Kohlevorrat, der für einen ganzen Winter reicht.«
    Kindan schluckte trocken.
    »Denk daran, dass du zügig voranschreitest. Du darfst nicht trödeln«, ermahnte der Harfner ihn.
    »Wenn du die Höhle betrittst«, erklärte Aleesa und deutete auf einen Felsspalt in der senkrecht aufragenden Klippe, »biegst du nach rechts ab.«
    Die Öffnung im Gestein war gerade breit genug, dass ein Wachwher hindurchpasste, und gerade mal so hoch, dass Kindan beim

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