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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Ziegel sollten den Boden warm halten. Sie waren kaum ausgekühlt - was ihn wunderte, doch er war froh, dass er nicht sofort neuen Steine erhitzen und herbeischaffen musste.
    Er wählte eine Stelle aus, die ihm am wärmsten erschien, raffte dort das Stroh zu einem Nest zusammen und bettete das Ei hinein. Dann bedeckt er es mit noch mehr warmem Stroh, um den Schutz und die Temperatur des Flügels der Königin zu simulieren.
    Zum Schluss nahm er sein Werk in Augenschein und
    schob die Hand in das Nest. Die Wärme schien ausreichend zu sein. Plötzlich spürte er, wie hungrig er war, obwohl er eine deftige Mahlzeit zu sich genommen
    hatte, ehe sie zu Aleesa aufbrachen. Rasch ging er nach draußen.
    Tarik und Natalon unterhielten sich, derweil Zist und M'tal angeregt miteinander plauderten.
    »Komm mit, Kindan, wir schulden M'tal unsere Gast—
    freundschaft. Reisen macht hungrig. Was meinst du, Junge, könntest du auch einen Happen vertragen?«
    Als Kindan eifrig nickte, setzte sich Meister Zist in Bewegung und führte seine Gäste in die Harfnerhütte.

Kapitel 8
    Junger Wachwher in dem Ei,
    Komm heraus, mein Partner sei.
     
    M'tal nahm nur einen leichten Imbiss zu sich und
    verzichtete auf ein richtiges Mittagessen, da er schon bald zu seinem Weyr zurück musste.
    »Mein Magen soll sich nicht an den veränderten
    Zeitrhythmus gewöhnen«, erklärte er und zwinkerte
    Kindan verschmitzt zu. »Wer durch die Zeit springt, sollte sich an seine gewohnten Mahlzeiten halten.
    Kindan und Zist taten sich gütlich an der Suppe, die eine freundliche Seele ihnen in die Küche gestellt hatte, und dazu gab es frisches Brot. Kindan wünschte sich, er hätte Aleesa mehr Fragen gestellt, und die Gelegenheit war günstig, als er ihr erklärt hatte, Dask sei vor ihm auf die Welt gekommen. Er vertraue dem Harfner an, was ihn bewegte, und Meister Zist furchte leicht die Stirn.
    »Ich werde mal nachschauen, ob ich Informationen
    über die Pflege eines jungen Wachwhers in diesen
    Büchern finde.« Er deutete auf die Sammlung von
    ledergebundenen Werken, die im Wohnzimmer auf
    einem Regal standen. »Aber ich entsinne mich nicht, viel über Wachwhere gelesen zu haben.« Er schnitt eine Grimasse. »Als ich im Archiv arbeitete, wurde ich nie mit diesem Thema konfrontiert, und der Meisterarchivar schien nicht viel für Wachwhere übrig zu haben.
    Trotzdem gibt es vielleicht das eine oder andere Buch, das sich mit der Aufzucht dieser Tiere befasst.«
    »Ich weiß, dass mein Vater Dask zusammen mit den
    beiden anderen Wachwheren von Burg Crom
    trainierte.« Kindans Stimme erstarb, denn wieder einmal durchlebte er den Verlust des einzigen Elternteils, den er gekannt hatte. »Offenbar sind Wachwhere in der Lage, sich gegenseitig etwas beizubringen, einer lernt vom anderen.«
    »Als du in der Bruthöhle warst, hast du gesprochen«, erinnerte der Harfner ihn.
    »Ja, aber mit der Königin, und nicht mit dem Em-bryo. Der befindet sich ja noch im Ei. Er muss erst lernen, bestimmte Laute zu verstehen.«
    »Natürlich«, pflichtete der Harfner ihm bei. »Du
    musst dem Jungwher beibringen, was mit ganz
    bestimmten Tonfolgen gemeint ist. Benutzt man bei
    jedem Wachwher immer die gleichen Laute? Sind sie
    etwa festgelegt?«
    »Ich weiß es nicht«, bekannte der Junge.
    Der Harfner richtete den Blick ins Leere und rührte mit langsamen Bewegungen in seiner Suppenschale.
    »Nun ja, Hauptsache, Aleesa hat dir das Ei mitgegeben.
    Alles Weitere wird sich schon irgendwie ergeben. M'tal ist unser Verbündeter, und in Burg Benden gibt es auch Wachwhere. Wenn du dir keine Blöße geben willst, kann man die Fragen so geschickt formulieren, dass man die richtigen Antworten bekommt, ohne dass jemandem unsere Unkenntnis auffällt.«
    In diesem Moment hätte Kindan seinen Lehrer am
    liebsten umarmt. Immer noch fühlte er sich überglücklich, weil er sich nun endlich im Besitz eines Wachwhereis befand. Den Rest seiner Suppe tunkte er mit einer dicken Scheibe Brot auf. Dann brachte er Schale und Löffel zum Spülstein.
    »Ich spüle das Geschirr ab, wenn ich zurückkomme.
    Aber zuerst möchte ich prüfen, ob die Ziegelsteine, auf denen das Nest mit dem Ei liegt, noch warm genug sind«, erklärte er und verließ das Cottage.
    *
    Von nun an war das Hegen des Wachwhereis seine
    Hauptbeschäftigung und füllte seine gesamte Zeit aus.
    Des Nachts schlief er in dem Stall, eingewickelt in sein abgewetztes Schlaffell. Mitten in der Nacht schreckte er mehrmals hoch und stand rasch

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