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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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bilden.«
    Kisks Zunge schnellte aus dem Maul und beleckte
    Cristovs Hand. Offenbar ängstlich geworden, zog der Junge seine Hand zurück. Daraufhin gab der Wher einen traurig klingenden Laut von sich, als wolle er fragen, ob Cristov ihn nicht leiden könnte.
    »Jähe Bewegungen erschrecken sie«, erklärte Kindan.
    Und weil er ehrlich war, fügte er hinzu: »Ich glaube, Kisk mag dich. Sie leckt nicht jedem die Hand.«
    Mutig streckte der Junge abermals die Hand aus.
    Vielleicht ging es Kisk zu schnell, denn zuerst
    versteckte sie ihren Kopf hinter Kindans Rücken. Doch langsam näherte sie sich wieder der dargebotenen Hand.
    Nachdem sie die Innenfläche ausgiebig abgeleckt hatte, nieste sie ein paarmal, und hinterher schleckte sie mit der Zunge Cristovs Gesicht ab.
    Als Kindan das Niesen hörte, verbiss er sich ein
    Schmunzeln. Ihm fiel ein, was Nuella über das
    Duftwasser gesagt hatte, mit dem sich Cristov
    verschwenderisch parfümierte.
    Kindan lächelte den Jungen an. »Sie hat Vertrauen zu dir gefasst.«
    »Cristov!«, rief eine Männerstimme aus dem Haus.
    Es war Tarik.
    »Ich bin hier!«, antwortete der Junge. Ehe Kindan mit Kisk den Rückzug antreten konnte, erschien Tarik im Türrahmen.
    »Was ist hier los?«, donnerte Tarik.
    »Ich wollte mir nur den Wachwher ansehen«, erwiderte Cristov tapfer, aber Kindan merkte ihm an, dass er sich vor seinem Vater fürchtete.
    Tarik verließ das Haus und ging zu den Jungen. Aus schmalen Augenschlitzen betrachtete er Kisk.
    »Das ist also der Wachwher, der für unsere Sicherheit sorgen soll?«, spottete der Mann. »Er ist ja noch kleiner als ein Wherry*. Und für diese Missgeburt hat Ima sein bestes Fleisch hergegeben?«
    »Ich finde, Kisk ist sehr hübsch«, warf Cristov
    schüchtern ein.
    »Die Aufzucht von einem solchen Vieh betrachte ich als glatte Zeitverschwendung. Es lohnt sich nicht, sich mit solchen Kreaturen abzugeben.« Abschätzig fasste er Kindan ins Auge. »Und jemand, der seine Arbeitskraft mit diesem Firlefanz vergeudet, kann auch nicht viel taugen.«
    Kindan richtete sich zu seiner vollen Größe auf und blitzte Tarik empört an. »Steiger Natalon hält einen Wachwher für so wichtig, dass er Kisk gegen Kohle für einen ganzen Winter eingetauscht hat.«
    Tarik lachte bellend. »Mein Neffe ist ein Trottel. Ich darf gar nicht daran denken, was wir für soviel Kohle hätten einkaufen können. Dinge, die wir wirklich brauchen!«
    »Tarik!«, rief Dara vom Haus her. Sie spähte aus der Tür. »Du hast Cristov gefunden. Gut. Und jetzt kommt beide ins Haus, das Abendessen ist fertig.« Als sie Kindan erkannte, lächelte sie ihm zu. »Ach, Kindan! Schön, dich mal wieder zu sehen. Ist das dein Wachwher?«
    Kindan merkte, wie sie ihren Ehemann argwöhnisch
    musterte. »Ein grüner. Hat er schon einen Namen?«
    »Es ist ein weibliches Tier, und es heißt Kisk,
     
    * Wherry oder Wherhuhn: Eine Art Geflügel, das Ähnlichkeit mit den Truthühnern auf der Erde hat, aber so groß wie ein Straußenvogel werden kann. - Anm. d. Übers.
    Ma'am«, antwortete Kindan höflich.
    Dara nickte. »Der Name gefällt mir. Und jetzt musst du dich von Cristov und Tarik verabschieden, das Essen steht schon auf dem Tisch.«
    »Natürlich, Ma'am. Das verstehe ich«, gab Kindan
    zurück, wobei er seine besten Harfnermanieren de-monstrierte. »Ich hätte ohnehin nicht mehr bleiben können, denn Kisk scheint sich zu langweilen.«
    Er hatte Recht. Der Wachwher zerrte ungeduldig an
    dem Strick. Aber zu Kindans Verdruss zeigte er keinerlei Neigung, seinen Stall aufzusuchen. Sie wanderten durch die Nacht, bis Kindan sich einbildete, am Horizont zöge bereits die Morgendämmerung herauf. Erst dann fing Kisk an zu gähnen und wollte sich auf dem Boden in eine Schlafposition zusammenrollen. Kindan musste all seine Überzeugungskraft aufbieten, um den Wher in den Schuppen zurückzulocken. Und ehe der Hahn zum ersten Mal krähte, waren Mensch und Tier fest eingeschlafen.

Kapitel 9
    Kleiner Wachwher, Verlass dein Nest;
    Komm her zu mir, Ich halt dich fest.
     
    Ich geb's auf!«, erklärte Meister Zist und lehnte sich zurück. »Ich habe alles gelesen, was Tarri mir aus Crom mitbrachte, und wir sind immer noch nicht klüger geworden. Nahezu alles, was wir über Wachwhere wissen, haben wir während der vergangenen drei Monate lediglich durch den Umgang mit unserer stets hungrigen Freundin hier selbst herausgefunden.«
    Kindan, Zenor und Nuella nickten.
    »Ein Wachwher ist intelligenter als eine

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