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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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Harfners eingedrungen - das ist doch die Höhe!« Kindan klappte den Mund wieder zu und blickte erschrocken drein. Sein Gesicht brannte vor Scham, und er spürte, wie er bis unter die Haarwurzeln errötete. Oh nein!, stöhnte Kindan in Gedanken. Er ist der neue Harfner! Unser neuer Harfner! Ihm wurde ganz mulmig zumute, als er darüber nachdachte, welchen Schnitzer er begangen hatte.
    Der alte Mann reagierte auf seinen Ausbruch äußerst unwirsch.
    »Was fällt dir ein, du grüner Bengel?«, dröhnte seine Stimme. Nicht nur der Tonfall, sondern auch die Lautstärke verrieten seinen Unmut.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, stammelte Kindan, derweil er vor Verlegenheit mit der Stiefelspitze über den Boden scharrte, als wolle er sich ein Loch graben und darin versinken, um dem Zorn des Harfners zu entgehen. »Ich wusste nicht, dass du der neue Harfner bist.«
    »Aber du hättest es dir denken können, wenn du dir nur ein wenig Zeit zum Überlegen genommen hättest, nicht wahr?«, donnerte der Alte gereizt.
    Kindan senkte den Kopf. »Natürlich, Sir.« Kindan war es gewohnt, ausgeschimpft zu werden. In seinem jungen Leben hatte er bereits genug Rüffel eingesteckt.
    »Denken scheint wohl nicht deine starke Seite zu sein«, stichelte der Harfner.
    »Nein, Sir«, pflichtete Kindan ihm bei, das Kinn an die Brust gepresst, den Blick starr auf den Fußboden geheftet.
    Der neue Harfner fasste Kindan lauernd ins Auge.
    »Du bist doch nicht etwa mit diesem Tölpel verwandt, den ich heute früh weggeschickt habe, oder?«
    Kindan hob trotzig den Blick und ballte die Fäuste.
    Sicher, er hatte falsch und übereilt gehandelt, als er den Fremden so barsch anfuhr, doch nur ein Mitglied der Familie hatte ein Recht, Kaylek einen Tölpel zu nennen.
    »Hmm«, brummte der Mann. »Du sagst zwar nichts, aber deine Körperhaltung verrät mir, dass du fest zu deiner Sippe hältst.«
    Er erhob sich von seinem Stuhl und trat auf Kindan zu. Dann fasste er unter sein Kinn und hob seinen Kopf, bis sie einander in die Augen sahen. Kindan behielt seine wütende Miene bei, und kein Wort der Entschuldigung kam über seine Lippen. Obwohl sich ihre Blicke eine geraume Zeit lang kreuzten, senkte er nicht die Lider und hielt der Musterung durch den Harfner stand.
    Endlich rückte der Alte von Kindan ab. »Du bist ein eigensinniges, stures Bürschchen. Aber ich bin schon mit ganz anderen Lümmeln fertig geworden.«
    Kindan blähte in stummem Zorn die Nüstern.
    Der Harfner ignorierte dies und wandte sich Zenor zu. »Du kannst auch hereinkommen, Junge. Keine Angst, ich beiße nicht.«
    Zenor sah aus, als wüsste er nicht, was er von dem ganzen Vorfall halten sollte. Unschlüssig verharrte er auf der Schwelle und warf Kindan einen um Hilfe hei-schenden Blick zu. Als er von seinem Freund keinen Wink erhielt, wie er sich verhalten sollte, blieb er stock-steif stehen wie ein kleines Tier, das von einem Wherry hypnotisiert wird. Schließlich räusperte sich der Harfner ungeduldig, und Zenor sprang ins Zimmer, als hätte ihn jemand mit einem spitzen Stock gestochen.
    »Harfner Jofri hat mir erzählt, ihr zwei hättet gute Singstimmen«, eröffnete ihnen der Alte, während sein Blick zwischen den beiden Knaben hin und her huschte.
    »Aber Jofri ist ein Harfnergeselle, der sich auf Balladen und auf Trommeln spezialisiert hat.
    Ich hingegen ...« - an diese Stelle hob der Harfner seine Stimme, so dass sie den gesamten Raum füllte -
    »stehe im Rang eines Meisters, und mein Spezialgebiet ist das Ausbilden von Sängern. Deshalb hat man mich gebeten, die jungen Leute auszuwählen, die bei dem Musikprogramm heute Abend den stimmlichen Beitrag leisten.«
    Verblüfft sah Kindan den Meisterharfner an. Harfner Jofri hatte den Jungen und Mädchen von Camp Natalon häufig angedroht, er würde Meister Zists diszipli-narische Methoden anwenden, falls sie nicht gehorch-ten. »Wenn ihr nicht brav seid, behandele ich euch, wie Meister Zist mich behandelt hat«, lautete seine ominöse Warnung.
    Und nun stand besagter Meister Zist vor ihnen, wie er leibte und lebte, und sie waren seinen gestrengen Maßnahmen ausgeliefert.
    Zenor klappte der Kiefer herunter. Aus dem Augenwinkel schielte Kindan seinen Freund an und merkte, wie er versuchte, etwas zu sagen. Doch er bewegte nur stumm die Lippen und starrte den Meister mit vor Schreck geweiteten Augen an.
    »Bist du ...« Kindan gestand sich ein, dass auch er eine Heidenangst hatte. »Bist du Meister Zist?«
    Zenor fasste sich so weit,

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