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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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    Zwei Stunden später war Kindans Rücken nassge-schwitzt. Meister Zist schlug einen herzlichen Ton an, wenn er seine Instruktionen gab, und Kindan gehorchte bereitwilliger als zuvor, doch es war nach wie vor harte Arbeit - für Lehrer und Schüler. Kindan merkte, wie sehr der Harfner sich anstrengte, ihm etwas beizubringen, als Meister Zist sich die Schweißperlen von der Stirn wischte.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach den Unterricht.
    »Mach die Tür auf, Junge«, sagte Zist freundlich.
    »Ich brühe uns einen Tee auf. Ich glaube, dein Vater ist gekommen, um nachzuschauen, ob du noch lebst. Und als Vorwand für seinen Besuch bringt er deine gute Kleidung mit.«
    Meister Zist irrte sich nicht.
    »Ich bringe dir deine Festtagsbekleidung«, sagte Danil beim Eintreten. Er lächelte breit. »Ach, Junge, das wird ein schöner Tag!«
    Für seinen wortkargen Vater war dies schon fast eine Rede.
    »Meister Zist kocht gerade Tee«, erklärte Kindan.
    »Das soll gut für den Hals sein.« Er verschwieg, dass der Meister gesagt hatte, Tee wirke sich auch beruhigend auf die Nerven aus.
    »Ich war den ganzen Tag lang mit Jofri zusammen«, berichtete Danil. »Wir haben das Podium für die Hochzeitszeremonie gebaut und den Platz zum Feiern hergerichtet.«
    »Wo werden Braut und Bräutigam die Nacht verbringen?«, erkundigte sich Meister Zist, der mit einem Tablett ins Zimmer kam. Auf dem Tablett befanden sich nicht nur drei Tassen mit Tee, sondern auch lecker aussehendes Blätterteiggebäck.
    Danil errötete. »Bei den Händlern ist es Sitte, dass Braut und Bräutigam die Hochzeitsnacht in einem Wohnwagen der Karawane verbringen. Offenbar hat der Meister für Handelsangelegenheiten in Crom dafür gesorgt, dass diesem Brauch Genüge getan wird. Der Geselle, der die Karawane anführt, soll darauf achten, dass Terregar und Silstra die Tradition der Händler be-folgen.«
    Zist schüttelte den Kopf und bedachte Danil mit einem vielsagenden Blick. »Und kein Mensch käme auf den Gedanken, sich zu widersetzen. Jeder, der außerhalb seiner eigenen Gemeinde heiratet, ist darauf angewiesen, dass die Händler ihn befördern, und er würde sich hüten, sie zu verprellen.«
    Danil nahm sich ein Stück Gebäck und biss hinein.
    »Das schmeckt ja köstlich! Und es ist noch warm. Hat Jenella diese Leckereien geschickt?«
    Meister Zist nickte. »Ja, jemand hat sie gerade gebracht.« Kindan fiel ein, dass er kurz nach der Ankunft seines Vaters gehört hatte, wie die Haustür noch einmal geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Danil setzte eine ernste Miene auf. »Kindan, geh bitte für einen Augenblick nach draußen«, sagte er zu seinem Sohn.
    »Nimm deinen Tee und etwas Gebäck mit«, forderte Meister Zist ihn auf. Kindan suchte sich sein Lieblings-gebäck aus, griff nach seiner Tasse und verließ die Kate.
    Milla, die in Natalons Haushalt für das Backen und Kochen zuständig war, fabrizierte für ihr Leben gern irgendwelches Naschwerk, das sie »Schleckereien« nannte. Dabei probierte sie immer etwas Neues aus.
    Manchmal stellte sie Konfekt her, dann wieder buk sie Plätzchen; gelegentlich kamen winzige, mit Fleisch gefüllte Pastetchen aus ihre Küche, oder gewürzte Gemüsehäppchen. Das Stück Blätterteig, das Kindan ergattert hatte, enthielt eine delikate Hackfleischfüllung.
    Die Sonne stand noch hoch am Himmel, doch ihre Wärme vermochte die herbstliche Kälte im Tal nicht zu verscheuchen. Kindan fröstelte. Er machte sich auf einen kalten Abend gefasst, der nur durch etliche Becher mit heißem Klah und Glühwein erträglich würde.
    Entschlossen stopfte er sich den Rest des Blätterteigs in den Mund, damit er beide Hände an der Teetasse wärmen konnte.
    Drinnen in der Hütte war eine lebhafte Unterhaltung im Gange, doch einzelne Worte vermochte er nicht zu verstehen. Gelangweilt schlenderte er zu dem von einer Mauer umfriedeten Kräutergarten, der die Kate des Harfners von Natalons Wohnsitz trennte. Natalons Herberge war viel zu groß, um noch als Cottage durch-zugehen, außerdem bestand sie gänzlich aus Stein.
    Wenn die Zeit des Fädenfalls näherrückte, würde dieses Gebäude als Vorbau zu einer ordentlichen Fluchtburg dienen, die man in die Bergflanke hineinschlug, und die es an Größe eventuell sogar mit Burg Crom aufnehmen konnte.
    Kindan und die anderen Kinder des Camps hatten ungefähr ein Jahr lang in Burg Crom gewohnt, derweil Natalon, Danil und andere Bergarbeiter die Gegend nach abbauwerten Kohlelagerstätten

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