Drachenwege
erkundeten und mit der Errichtung einer Förderanlage begannen, sowie sie fündig wurden.
Burg Crom glich einem gigantischen Labyrinth aus Tunneln und Räumen, die man in eine hoch aufragende, majestätisch anmutende Steilwand gebrochen hatte.
Kindan hatte viel Zeit damit verbracht, durch die leeren Zimmer zu stromern - oder sie zu säubern. Sowie der nächste Vorbeizug des Roten Sterns begann und es wieder Fäden vom Himmel regnete, würden dort die Menschen einziehen, für deren Schutz der Burgherr von Crom zuständig war.
Kindan schüttelte sich bei dem Gedanken, was den Bewohnern von Pern in nicht allzu langer Zeit be-vorstand. Fäden! Silbern glänzende, lange Streifen, zu Wolken zusammengeballt, die der Rote Stern wie eine Tod und Verderbnis bringende Schleppe hinter sich herzog. Und die auf Pern abregneten, wenn sie dem Planeten nur nahe genug kamen. Diese gefräßigen Spo-ren zerstörten bis auf Stein und Metall alles, womit sie in Berührung kamen. Sie verätzten und fraßen nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch die gesamte Vegetation. Zur Zeit eines Vorbeizugs durfte in der Nähe der Fluchtburgen nichts Grünes gedeihen. Die Fäden, nicht empfindungsfähige Organismen, wuchsen unglaublich schnell und konnten blühende Täler binnen weniger Stunden in eine unfruchtbare Ödnis verwan-deln. Jedenfalls hatte Kindan es so gelernt.
Er kniff leicht die Augen zusammen und versuchte sich vorzustellen, wie man hinter Natalons Haus eine Festung in die Bergflanke schlagen würde. Von den oberen Etagen aus hätte man einen phantastischen Ausblick über den See, doch Kindan grauste es, wenn er daran dachte, dass er fünfzig Planetenumdrehungen lang in einem Höhlenlabyrinth hausen musste.
Tief in seinem Innern bezweifelte Kindan sogar, ob er wirklich den Beruf des Bergmanns ausüben wollte.
Doch dann unterdrückte er resolut diesen ketzerischen Gedanken. Sein Vater war ein Bergarbeiter und ein Wher-Führer. Er sollte sich glücklich schätzen, wenn sich ihm die Gelegenheit bot, auch nur in einer Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Die Bergleute waren für die Perneser Bevölkerung überlebenswichtig. Ohne sie lief gar nichts. Die Kumpel, die den Feuerstein abbauten, sorgten dafür, dass die Drachen Flammengarben aus ihrem Maul speien konnten. Nur so schaffte man es, sich der Tod bringenden Fäden zu erwehren.
Die Kohle, die im Camp Natalon gefördert wurde, brannte am heißesten und produzierte den härtesten Stahl. Das Eisenerz, das man in anderen Minen schürfte, wurde zu Pflügen, Schaufeln, Spitzhacken, Nägeln, Beschlägen und zahllosen wichtigen Artikeln verarbeitet, die man für das tägliche Leben brauchte. Außerdem gab es auf Pern Nickel-, Kupfer- und Zinnminen. Diese Metalle vermischte man zu Messing, aus dem wiederum Ornamente und Tafelbesteck hergestellt wurden. Und die großen Salzbergwerke in Süd-Boll und Igen versorgten den ganzen Planeten mit Salz.
Erst seit kurzem setzte man Wachwhere im Bergbau ein, und Kindans Vater hatte diesbezüglich mehr Erfahrung als die meisten Bergarbeiter. Dask warnte die Kumpel nicht nur vor dem gefährlichen Grubengas, sondern er konnte mit seinen Krallen auch graben und Dinge befördern. Aus Gesprächsfetzen, die Kindan aufgeschnappt hatte, wenn sein Vater und seine älteren Brüder sich unterhielten, schloss er, dass Danil den Wachwheren noch viel mehr nützliche Eigenschaften zutraute. Offensichtlich plante er, Dasks Einsatz in der Grube auszuweiten.
Im Gegensatz zu den Menschen, die bei Tag aktiv waren und des Nachts schliefen, wurde ein Wachwher erst nach Einbruch der Dunkelheit richtig munter und schlummerte tagsüber. Deshalb hielt man in den großen Burgen Wachwhere, die in der Finsternis aufpass-ten, dass sich kein ungebetener Gast an die Festung heranschlich. In den Bergwerken konnten die Kumpel von der Nachtschicht wesentlich mehr leisten als ihre Kameraden von der Tagschicht, weil sie von den Wachwheren unterstützt wurden.
Aber trotz allem wusste man nur sehr wenig über diese Kreaturen, die erst des Nachts ihre wahre Vitalität entfalteten. Sogar Kindans Vater bezog sein Wissen aus persönlicher Erfahrung und Beobachtung - ohne sich auf allgemein bekannte Fakten berufen zu können. Was er über Wachwhere wusste, hatte er sich durch seinen Umgang mit Dask selbst beigebracht.
Kindan hatte gehört, dass es ursprünglich noch zwei weitere Wachwhere im Camp Natalon gegeben hatte.
Einer war eingegangen, und der andere wurde von
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