Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
Vom Netzwerk:
dass Jofri die Flöte und die Gitarre des Meisters auf die Tribüne gebracht hatte.
    Meister Zist fasste Jofri ins Auge und nickte mit dem Kopf. Auf dieses Signal hin begann der Harfnergeselle mit einem langen Trommelwirbel. Die Zuschauer auf den Bänken verstummten. Aus dem Augenwinkel sah Kindan seinen Vater hinter der letzten Bankreihe stehen; an seiner Seite befand sich ein bildhübsches, vor Glück strahlendes Mädchen in einem traumhaft schönen Gewand. Mit gelindem Erschrecken vergegenwärtigte er sich, dass diese junge Frau Silstra war.
    Jofri änderte den Rhythmus, Meister Zist hob die Flöte an die Lippen und fiel mit einer fröhlichen Melodie ein. Alle erhoben sich von den Plätzen, als Danil Silstra durch den Mittelgang zum Podium geleitete.
    Gleichzeitig entzündete man die Fackeln, die man zu beiden Seiten der Bankreihen aufgestellt hatte.
    Am dunklen Himmel blitzte ein Lichtstrahl auf, tauchte Silstra in einen warmen Schein und leuchtete ihr den Weg zur Tribüne aus.
    »Kindan, was ist das?«, raunte Zist, eine kurze Pause einlegend.
    »Das ist Dask«, erwiderte Kindan voller Stolz. »Im Fluge hält er einen Glühkorb zwischen den Krallen.«
    »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, könnte ich es kaum glauben«, staunte Zist. »Das ist verblüffend. Wer hätte das gedacht?«
    Und in die komplexe Melodie, die Meister Zist auf seiner Flöte spielte, mischte sich die zwitschernde Stimme des Wachwhers.
    Die Musik verstummte, als Silstra ihren Platz auf dem Podium erreichte und sich mit dem Gesicht zum Publikum hinstellte.
    Danach fing Jofri erneut an zu trommeln, dieses Mal klang der Wirbel jedoch aggressiver, kriegerischer.
    Terregar, gekleidet in den Farben seiner Zunft, schritt durch den Mittelgang auf die Tribüne zu, begleitet von Veran, dem Anführer der Handelskarawane.
    Abermals flog Dask über die Köpfe der Anwesenden hinweg und beleuchtete nun den Bräutigam, der sich gemessenen Schritts zur Bühne begab.
    Als Terregar sich neben Silstra stellte, war dies für Kindan und Zenor das Zeichen, mit ihrem Duett zu beginnen. Jofri stellte die beiden mit einem furiosen Trommelwirbel vor, und Kindan fing an zu singen, doch gleich bei den ersten Noten stellte er fest, dass Zenor nicht einfiel.
    Verzweifelt versuchte Kindan, die Aufmerksamkeit seines Freundes auf sich zu ziehen, doch Zenors Blick war himmelwärts gerichtet; wie gebannt beobachtete er Dask, der über dem Podium schwebte.
    Kindan steigerte seine Lautstärke, um Zenors Versäumnis wett zu machen, bis Meister Zist den entrückt nach oben starrenden Jungen an der Schulter berührte.

    Zenor zuckte erschrocken zusammen, schielte verlegen und um Entschuldigung heischend zu Silstra und Terregar und stimmte in das Duett ein. Die Zuschauer schmunzelten einander zu, und ein verhaltenes Kichern lief durch die Menge.
    Nach diesem Lied trat Meister Zist vor und eröffnete das Trauungszeremoniell. Dies war die dritte Hochzeit, die Kindan miterlebte, doch noch nie zuvor hatte er aktiv an dem Ritus teilgenommen.
    Gespannt lauschte er dem vorgeschriebenen Wort-laut, mit dem Meister Zist Silstra fragte, ob sie Terregar zu ihrem angetrauten Ehemann nehmen wolle. Alsdann wandte sich der Harfner an Terregar und verlangte von ihm zu wissen, ob er sich mit Silstra zu vermählen wünsche. Nachdem die beiden mit einem lauten und vernehmlichen Ja geantwortet hatten, erklärte ihnen Meister Zist, welche Pflichten die Ehe mit sich brächte.
    Abschließend verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck, diese Verbindung möge von Glück und Erfolg gekrönt sein.
    »Ein Paar hat sich zusammengefunden, und dieser neue Bund soll allen Pernesern zum Vorteil gereichen«, sagte er feierlich. Er legte Silstras Hand in die von Terregar und drückte Braut und Bräutigam einen Kuss auf die Wange. »Ein Hoch auf Terregar und Silstra!«
    Die Zuschauer standen von ihren Plätzen auf und riefen: »Auf Terregar und Silstra!«
    »Glück und langes Leben!«, intonierte Meister Zist.
    »Glück und langes Leben!«, jubelten die Anwesenden.
    Meister Zist rückte ein wenig von dem frisch vermählten Paar ab. Er wartete, bis die begeisterten Rufe der Menge verklungen waren, dann wandte er sich an Kindan und nickte mit dem Kopf.
    Kindan setzte zu seinem Solo an.

    »Am Morgenhimmel, stolz und leise, zieht ein Drache seine Kreise.«
    Während er sang, vernahm er ein sonderbares Echo.
    Er musste sich beherrschen, um sich nicht umzuschauen und festzustellen, wer ihn so harmonisch begleitete,

Weitere Kostenlose Bücher