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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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seinem menschlichen Partner mitgenommen, als dieser das Camp verließ. Kindans Brüder hatten sich über den Verlust bitterlich beklagt, derweil Tarik triumphierte; aber dessen abschätzige Meinung über die Fähigkeiten der Wachwhere war allgemein bekannt.
    Kindan war sich darüber im Klaren, dass er schon sehr viel Glück haben musste, wenn man ihm das Ei eines Wachwhers zur Hege und Pflege übertrug.
    Er wäre gern ein Wher-Führer geworden; doch er gestand sich ein, dass es noch eine Beschäftigung gab, die er liebte - das Singen.
    Kindan hörte auf, Natalons Haus anzustarren und ließ den Blick über den See und die kleinen Katen wandern.
    Bis zu den Fenstern waren die Hütten aus Stein gebaut, der Rest bestand aus Holz. Die hohen, spitzen, weit vorkragenden Dächer konnte man notfalls mit Schieferplatten decken, um die Heimstätten halbwegs vor den Fäden zu schützen. Doch am sichersten war man in einer »richtigen Burg«, einer in den Felsen ge-hauenen Festung.
    »Kindan!«, unterbrach Danil Kindans Grübeleien.
    Der Junge drehte sich um und lief zur Kate des Harfners zurück.
    »Wir sehen uns dann bei der Hochzeitszeremonie«, verabschiedete sich sein Vater von ihm. Und zu Kindans größter Überraschung beugte sich Danil herunter und drückte ihn fest an seine Brust. »Ich hab dich lieb, mein Sohn.«
    Kindan kämpfte mit den Tränen, als er erwiderte:
    »Ich hab dich auch lieb, Dad.«
    Dann marschierte Danil zügig los und winkte noch einmal kurz mit der Hand. Stolz und überglücklich betrat Kindan das Cottage.
    Drinnen bedachte Meister Zist ihn mit einem ausgie-bigen, durchdringenden Blick.
    »Dein Vater ist ein bemerkenswerter Mann«, sagte er schließlich. »So wie er sind nicht viele.«
    Kindan nickte.
    »Du singst noch einmal das Lied vom Drachen am Morgenhimmel, und danach gehen wir das gesamte Repertoire durch«, ordnete der Meisterharfner an. Hastig hob er die Hand, als Kindan tief Luft schöpfte.
    »Nein! Nicht so, Junge. Denk daran, was ich dir sagte.«
    Zist drückte sich die Hände in sein Zwerchfell und de-monstrierte Kindan, was er meinte. »Auf die korrekte Atemtechnik kommt es an. Du sollst nicht einfach nach Luft schnappen, sondern in einer bestimmten Weise einund ausatmen. Mach es genauso wie ich.«

    * * *

    Der Wind peitschte über den großen Platz des Camps, als Kindan Meister Zist zu dem Podium begleitete, auf dem die Hochzeitszeremonie stattfand. Beide trugen ihre besten Festtagsgewänder; Meister Zist sah in dem traditionellen Harfnerblau geradezu vornehm aus.
    Kindan bemühte sich, nicht ständig an sein eigenes Er-scheinungsbild zu denken; er befürchtete, die anderen Kinder aus dem Camp würden ihn in Zukunft erbar-mungslos hänseln.
    Meister Zist schien zu erraten, was Kindan bedrückte, denn wie aus heiterem Himmel sagte er: »Du siehst großartig aus, Junge.«
    Die Tradition sah vor, dass der feierliche Hochzeits-ritus am frühen Morgen vollzogen wurde, so dass das Paar bei Sonnenaufgang das Ehegelöbnis sprach; die Sonne, die sich über den Horizont erhob, sollte die Szenerie mit ihren wärmenden Strahlen vergolden und dem jungen Paar samt ihren Familien Glück und Wohlstand im Leben verheißen.
    Aber um diese Tageszeit wäre es nicht möglich gewesen, Dask in die Feierlichkeit miteinzubeziehen.
    Deshalb hatte Jofri vorgeschlagen, die Trauung auf den Abend zu verlegen, bei Sonnenuntergang, und den Platz von großen Freudenfeuern erhellen zu lassen. Meister Zist sah keinen Grund, diesem Plan zu widersprechen.
    Jeder Bewohner des Camps hatte sich auf dem gro-
    ßen Platz versammelt. Die Esstische waren an den äu-
    ßersten Rand geschoben worden, und vor dem Podium standen lange Reihen von Bänken. Später, wenn man zum unterhaltsamen Teil überging, gehörte die Bühne den Musikanten.
    Kindan stieg der harzige Duft der Tannenzweige in die Nase, die man auf die noch nicht angezündeten Holzstöße gelegt hatte. Als die Sonne sich dem Horizont näherte, schlief auch der böige Wind allmählich ein.
    Die Zeremonie konnte beginnen.
    Meister Zist legt den Arm um Kindans Schultern und führte ihn zu seinem Platz auf dem Podium. Kindan bedachte Zenor mit einem flüchtigen Grinsen; sein Freund, gleichfalls in einem festlichen Gewand, stand an der andere Seite der Bühne. Neben ihm saß der Harfnergeselle Jofri, vor sich die Trommeln und die Gitarre in greifbarer Nähe. Meister Zist rückte ein Stück von Kindan ab und begab sich zu seinen eigenen Musikinstrumenten; Kindan nahm an,

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