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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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Der Obersteiger schien sich über etwas geärgert zu haben. Dann hob abermals die junge, helle Stimme an, und auch Meister Zist ließ sein sonores Organ vernehmen.
    Aus dem Tonfall und der Art und Weise, wie diskutiert wurde, entnahm Kindan, dass Natalon und diese junge Person gut miteinander bekannt sein mussten.
    Vielleicht handelte es sich doch um Dalor, überlegte Kindan. Womöglich wollte Natalon nicht, dass Dalor Meister Zist besuchte, weil er dachte, der Junge könnte ihm lästig werden.
    Als es ans Verabschieden ging, wurden die Stimmen lauter, dann vernahm Kindan, wie zwei Menschen das Haus verließen. Eine Weile später schritt Meister Zist durch die Diele und klopfte an Kindans Tür.
    Der Junge war es nicht gewöhnt, dass man seine Privatsphäre respektierte, und hatte nicht die geringste Ahnung, wie er auf soviel Höflichkeit reagieren sollte.
    »Darf ich hereinkommen?«, fragte Meister Zist, nachdem er eine Zeit lang gewartet hatte.

    Schwungvoll riss Kindan die Tür sperrangelweit auf.
    »Selbstverständlich, Meister Zist.«
    Der Meisterharfner betrat das Zimmer und schaute in die Runde. »Hast du alle deine Sachen eingeräumt?«
    »Ja. Und noch einmal vielen Dank, dass ich mein eigenes Zimmer haben darf«, antwortete Kindan.
    »Keine Ursache«, winkte Meister Zist ab. »Komm mit in die Küche, wir essen jetzt zu Abend.«
    Kindan erschnupperte den würzigen Duft von ge-schmortem Fleisch, ehe er den Kessel auf dem Herd stehen sah. Es war ein Topf, der aus Jenellas Küche stammte. Flink holte er Essgeschirr und Besteck aus dem Schrank und deckte den Tisch.
    Meister Zist füllte die Teller mit großzügigen Portio-nen, und dann begannen sie zu essen. Bei Tisch herrschte ein verlegenes Schweigen. Kindan vertilgte seine Ration in Windeseile und wartete höflich ab, ob der Meister ihn aufforderte, sich einen Nachschlag zu nehmen. Meister Zist hingegen nahm sich viel Zeit mit dem Essen und schien jeden Happen gründlich durchzu-kauen. Als er endlich fertig war, zappelte Kindan vor lauter Nervosität auf seinem Stuhl.
    »Möchtest du einen Nachtisch?«, erkundigte sich Meister Zist.
    »Ja, sicher«, begann Kindan zögernd, dann platzte er heraus: »Aber dürfte ich mir vorher noch einen kleinen Nachschlag holen?«
    Der Meisterharfner deutete auf den Kessel. »Hier sitzen nur wir beide, Kindan. Nimm dir, soviel du willst.«
    Während Kindan seinen Teller bis zum Rand füllte, betrachtete Zist den Jungen mit nachdenklicher Miene.
    Als er sich dann wieder an den Tisch setzte, sagte er:
    »Wenn wir allein sind, Kindan, dann darfst du dir immer einen Nachschlag holen. Du brauchst mich nur zu fragen, denn ich lege Wert auf gute Manieren.«

    Kindan, der mit vollen Backen kaute, lächelte selig und nickte.
    »Du hattest viele Geschwister, die allesamt älter waren als du, nicht wahr?«
    Abermals nickte Kindan.
    Meister Zist seufzte. »In meiner Familie war ich das älteste Kind. Deshalb kann ich mich schlecht in deine Situation hineinversetzen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass du immer der Letzte warst, der sich eine zweite Portion holen durfte ... oder den Nachtisch.«
    »Ach, so schlimm war das gar nicht«, erwiderte Kindan. »Sis, meine große Schwester, sorgte schon dafür, dass ich nie hungrig vom Tisch aufstand.« Dann zog er eine Grimasse. »Aber mein Bruder Kaylek versuchte immer, meinen Nachtisch zu stibitzen - das heißt, falls wir einen hatten.« Sein Gesicht nahm einen ernsten, in sich gekehrten Ausdruck an.
    »Mit Kaylek kamst du wohl nicht besonders gut aus, nicht wahr?«, hakte Meister Zist freundlich nach.
    »Das stimmt«, räumte Kindan ein. »Aber dann erzählte mir mein Freund Zenor, dass Kaylek ihm bei dem Grubenunglück das Leben gerettet hat.« In Kindans Augen schimmerten Tränen. »Zu mir war Kaylek immer gemein, aber er opferte sein Leben, um Zenor zu retten.«
    »Solche Dinge sind manchmal schwer zu verstehen«, meinte der Harfner. »Ich habe schon öfter derlei Über-raschungen erlebt. Menschen, denen man nie etwas Gutes zutraute, haben sich dann in kritischen Situationen als wahre Helden entpuppt, indem sie selbstlos anderen halfen.«
    Kindan nickte.
    »Sag mal, Kindan«, fuhr Meister Zist fort, »ist dir überhaupt bewusst, welche Pflichten und Aufgaben ein Harfner erfüllen muss?«

    »Ein Harfner gibt Schulunterricht, und bei festlichen Anlässen singt er Lieder. Die meisten Harfner beherrschen mehrere Musikinstrumente.« Erwartungsvoll sah Kindan Meister Zist an, denn er war sich

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