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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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einbricht.«
    »Aber das ist doch sicher nicht die einzige Möglichkeit, die Gänge zu sichern, oder?«
    »Nein«, antwortete Kindan. »Man kann einen Stollen auch mit einem Ausbau aus Holz abstützen und danach die Kohlensäulen abbauen. Wenn eine Lagerstätte nicht besonders groß oder das Vorkommen erschöpft ist, geht man auf diese Weise vor. Aber bei uns dürfte das noch lange nicht der Fall sein, vielleicht erst am Ende des nächsten Vorbeizugs des Roten Sterns ...«
    »Das wären ja noch mehr als fünfzig Planetenumläufe.« Meister Zist zeigte sich gebührend beeindruckt.
    Kindan nickte. »Das Flöz, welches jetzt erschlossen wird, ist über drei Meter mächtig und reicht weit in die Tiefe. Wenn das Camp erst einmal offiziell zur Zeche erklärt sein wird, wollen die Bergleute weiter Schächte abteufen. Dabei gibt es Schächte für den Transport von Menschen und Material, und solche, die für die Bewetterung da sind und die Grubenbaue mit Frischluft versorgen. Vermutlich legt man unterirdische Strecken an, die so breit sind, dass Arbeitstiere die Kohle beför-

    dern können. Bis jetzt ziehen Menschen die Grubenwagen oder benutzen Schubkarren zum Transport von Kohle.«
    Meister Zist nickte verstehend. »Was weißt du noch über diese Kohlensäulen?«
    »Nun ja, wie ich schon sagte, räumt man nicht das ganze Flöz leer, sondern lässt immer wieder Säulen stehen, die verhindern, dass der Druck des Gebirges die Hohlräume zum Einsturz bringt. Wenn man anfängt, diese Säulen abzubauen ...«
    »Könnte dadurch das gesamte Stollennetz einstürzen, nicht wahr?«, sinnierte Meister Zist.
    Kindan nickte heftig mit dem Kopf. »Ganz genau!«
    »Dann sollte man sich doch tunlichst hüten, diese Säulen auch nur anzurühren. Oder kannst du dir eine Situation vorstellen, in der es einen Sinn ergäbe, sie an-zugreifen?«
    Kindan zuckte die Achseln. »Soviel weiß ich auch nicht über Bergbau, Meister Zist«, erwiderte er zögernd.
    »Was könnte Bergleute denn veranlassen, so vorzu-gehen? Überleg mal«, forderte der Harfner ihn auf.
    »Nun ja, zwei Möglichkeiten fallen mir ein. Man fördert die Kohle, die sich in den Säulen befindet, wenn man in großer Eile ist und keine neuen Felder erschlie-
    ßen kann. Oder eine Lagerstätte ist ausgebeutet, und man ersetzt die Säulen durch einen hölzernen Ausbau.«
    »In beiden Fällen bedeutet das eine baldige Schlie-
    ßung der Grube, nicht wahr?«, meinte der Harfner.
    »Ja«, pflichtete Kindan ihm besorgt bei. Er fragte sich, ob man plante, den Bergwerksbetrieb aufzugeben.
    Was würde dann aus ihm, wenn es das Camp Natalon nicht mehr gäbe?
    Meister Zist schien seine Gedanken zu erraten, denn er klopfte Kindan leicht auf die Schulter und sagte in aufmunterndem Ton. »Ein Harfner findet überall Arbeit, mein Junge.« Der alte Mann blickte aus dem Fenster.
    »Da wir gerade von Arbeit sprechen, für uns beide gibt es viel zu tun. Fangen wir an.«

    * * *

    Der Unterricht bei Meister Zist war mit den Schulstunden, die der Harfnergeselle Jofri abgehalten hatte, nicht zu vergleichen. Seit Kindan bei Zist im Hause lebte, befand er sich in einer ganz besonderen Position. Der Junge besaß einen stark ausgeprägten Sinn für Loyalität, deshalb vereidigte er die schroffe Art des Meisters und nahm ihn gegenüber den anderen Kindern in Schutz. Hätte Kindan jedoch noch bei seiner eigenen Familie gewohnt, wäre sein eigensinniger Charakter durchgebrochen und er hätte alles darangesetzt, um die Disziplin in der Klasse zu unterminieren.
    Dalor fiel auf, wie sehr sich Kindan für Meister Zist einsetzte, doch er gab dazu keinen Kommentar ab.
    Cristov bemerkte gleichfalls, dass Kindan ihren Lehrer unterstützte, und er ließ keine Gelegenheit verstreichen, um den Knaben zu hänseln. Tariks Sohn hatte schon immer versucht, die anderen Kinder im Camp zu schi-kanieren. Nun machte er sich eine besondere Freude daraus, Kindan zu sticheln. Unentwegt betonte er, dass er nun in Kindans Zimmer schliefe, und wie schön es sei, in dessen ehemaligem Zuhause zu wohnen.
    Kindan ließ sich diese Häme eine Zeit lang gefallen, ohne sich zu wehren. Bis er eines Tages Cristov begegnete, der die Festung verließ und zum Mittagessen nach Hause eilte. Kindan stellte ihm geschickt ein Bein, und Cristov fiel der Länge nach auf den schlammigen, von Schneematsch durchsetzten Boden.
    »Du solltest besser auf deine Füße aufpassen«, riet Kindan dem Burschen, der mit dem Gesicht nach unten im Dreck lag. »Und auf

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