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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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nicht sicher, ob seine Antwort vollständig war.
    Der Meister nickte. »Richtig. Aber das ist noch längst nicht alles. Außerdem sammeln die Harfner Informationen und geben sie weiter. Wir dienen als Bewahrer und Hüter von Wissen. Und wir helfen den Heilern.«
    »Meine Schwester verstand sich aufs Heilen«, warf Kindan ein.
    Zist nickte. »Obendrein versuchen wir, Probleme zu lösen.«
    Kindan blickte verständnislos drein. Meister Zist seufzte. »Wir hören jedem zu, der uns etwas zu berichten hat, und wenn wir glauben, dieser Mensch benötigt Hilfe, greifen wir ein.«
    Kindan versuchte, sich den Anschein zu geben, als verstünde er das Gesagte. Er hatte seinen Teller leerge-gessen, und nun lief ihm beim Gedanken an die Nach-speise das Wasser im Mund zusammen. Doch er wusste, dass Meister Zist weitersprechen und nicht eher Ruhe geben würde, bis er glaubte, Kindan hätte begrif-fen, was er meinte.
    Nun deutete der Harfner ein Lächeln an. »Wir werden darauf geschult, gute Beobachter zu sein. Natürlich können wir keine Gedanken lesen, aber mit der Zeit lernt man, aus gewissen Zeichen zu erkennen, wo einen Menschen der Schuh drückt.« Unvermittelt stand er auf, räumte Kindans Teller ab und servierte dann die Leckereien, die die Bäckerin ihnen geschickt hatte.
    »Ein Harfner muss nicht nur lernen, Wissen weiter-zugeben und für eine musikalische Unterhaltung zu sorgen, sondern er wird auch darin ausgebildet, Menschen zu beobachten und sich ihre Sorgen und Küm-

    mernisse anzuhören«, fuhr der Meister fort, nachdem er in ein Stück Gebäck gebissen hatte.
    Kindan nickte nur, weil er mit vollem Mund nicht sprechen konnte.
    »Aber da wäre noch etwas!«, ergänzte Meister Zist mit wichtiger Miene. »Ein Harfner wird regelrecht darauf getrimmt, ein Geheimnis für sich zu behalten.«
    »Ich kann auch dicht halten«, sagte Kindan eifrig.
    Der Harfner hob mahnend den Zeigefinger. »Das ist gut so. Doch nicht jeder schafft es, seine Neugier zu zügeln und nicht zu versuchen, die Geheimnisse anderer Menschen zu lüften. Und falls man dahinterkommt, dass irgendjemand ein Geheimnis hütet, darf man ihn um keinen Preis verraten. Meinst du, das schaffst du auch?
    Anderen Leuten ihre Geheimnisse zu lassen?«
    Kindan setzte eine zweifelnde Miene auf.
    »Wir werden ja sehen«, meinte Zist. »Vorerst erwarte ich von dir, dass du nie wieder versuchst, Gespräche zu belauschen, die ich in meinem Arbeitszimmer oder in irgendeinem anderen Raum dieses Hauses führe. Wenn du etwas hörst, worüber du mit mir reden möchtest, kommst du damit zu mir, und wir unterhalten uns. Ich werde entscheiden, ob es ein Geheimnis ist oder nicht.
    Bist du mit diesem Vorschlag einverstanden?«
    Kindan nickte.
    »Du bist ein braver Junge.« Meister Zist schluckte den letzten Bissen des Gebäcks herunter, sah, dass Kindan seinen Nachtisch auch aufgegessen hatte und stand vom Tisch auf. »Spül bitte das Geschirr ab und geh früh zu Bett. Du hattest einen anstrengenden Tag.
    Morgen beginnen wir dann mit deinem Unterricht.«
    »Was für ein Unterricht?«, wiederholte Kindan entgeistert.
    »Du wirst schon sehen«, beschied ihn der Harfner.
    »Schließlich hast du noch eine Menge zu lernen, was über den allgemeinen Schulstoff hinausgeht.« Er deutete in die Richtung seines Arbeitszimmers. »Harfner machen sich auch Notizen. Und Jofri hat mir seine Aufzeichnungen überlassen. Darin steht, dass ein bestimmter Sohn des Bergmanns Danil nicht nur eine gute Singstimme hat, sondern sich auch für den Beruf des Harfners interessiert.«
    Erstaunt riss Kindan die Augen auf. »Das hat Jofri geschrieben?«
    Meister Zist nickte in feierlichem Ernst, doch seine Augen blinzelten fröhlich. »Allerdings«, bestätigte er.
    »Und nun begib dich hurtig an die Arbeit, und dann ab mit dir ins Bett.«

    * * *
    Sein neues Leben kam Kindan viel anstrengender vor als seine alte Existenz. Alles war irgendwie anders, dachte er traurig. Er schob immer noch Wache auf der Bergkuppe, die sich mehrere hundert Meter über dem Eingang zur Grube befand, und von der aus man einen herrlichen Ausblick über das Tal hatte. Obschon die meisten Leute immer nur von ihrem »Tal« sprachen, waren Kindan und Meister Zist dazu übergegangen, diese Senke als »Natalons Tal« zu bezeichnen.
    Doch eine bedeutende Veränderung hatte es gegeben.
    Jetzt war Kindan nicht nur einer von vielen jungen Burschen, die den Aussichtsposten besetzt hielten, sondern er fungierte als Aufsichtsperson, dem alle

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