Drachenzauber
Person sich verpflichtet fühlen wird, dich zu retten .«
Max wurde bang ums Herz. Die ganze Schnüffelei! All das, was sie über die Verschwörung herausgefunden hatten! Und dabei hatten sie das wirklich Wichtige völlig übersehen. Den Lockvogel, der Artus nach Annwn bringen sollte: Das war er selbst! Er war der Köder! Sie würden ihn nach Annwn schicken, und dann würde König Artus ihn retten müssen .
Max war so wütend über seine eigene Dummheit, dass er keine Kraft mehr hatte, sich zu fürchten. Wenn er doch nur auf Grimm gehört hätte! Wenn er doch nur nachgedacht hätte, bevor er in den Keller aufgebrochen war. Jetzt kannte er zwar den Rest des Plans, aber was nützte ihm das? Nichts, wenn er wie ein Hühnchen verschnürt war und in die Anderswelt gezaubert wurde!
Morgana hob die Arme und fing an, den Zauberspruch zu murmeln. Ihre Haare wehten ihr ums Gesicht und wanden sich wie Schlangen. Ihre Augen waren von einem solch eisigen Blau, dass Max unter ihrem Blick erstarrte. Sie streckte die Arme nach Max aus und rief etwas mit harter Stimme. Dann schleuderte sie einen glitzernden Tropfen des Zaubertranks in seine Richtung.
Als der Tropfen auf ihn zuflog, war es, als bliebe die Zeit stehen. Aber dann brach auf einmal ein Tumult los. Die Tür wurde aufgerissen, eine Gestalt raste in den Raum und direkt auf Max zu. Es war Olivia. Er hatte kaum Zeit, ihr bleiches Gesicht zu bemerken, bevor der Tropfen auf ihrer ausgestreckten Hand landete und sie wie ein verlöschendes Licht verschwand.Als Max aufwachte, fühlte er sich, als wäre er ertrunken und dann an den Haaren wieder aus den Tiefen des Meeres gezogen worden. Er war ganz benommen. Alles tat ihm weh. Der Raum, in dem er sich befand, war seltsam düster. Er konnte sich kaum auf die Person konzentrieren, die mit ihm zu reden schien. Er schüttelte den Kopf und versuchte, etwas zu sagen, aber aus seiner Kehle kam nur ein Krächzen.
»Ah, aufgewacht?«, fragte die Stimme. Max hatte das Gefühl, als würde er sie kennen. Aber ganz sicher war er sich nicht. Eine Hand bewegte sich vor seinem Gesicht. Plötzlich schien es heller geworden zu sein im Raum. Sein Kopf tat auch nicht mehr so weh. Er lag in seinem eigenen Bett, und neben ihm saß ...
»Merlin! Was? Du solltest doch noch gar nicht hier sein! Was ist passiert?«
Merlin klopfte ihm auf die Schulter.
»Ich habe deinen Segler erhalten«, sagte er. »Ich hatte das Gefühl, dass ich vielleicht besser hier sein sollte. Aber wäre ich nur früher gekommen.« Merlin sah sanft und mitfühlend aus. »Max«, sagte er. »Kannst du dich an irgendetwas erinnern?«
Max gab sich Mühe, aber das Letzte, an das er sich erinnerte, war die Unterrichtsstunde ... und dann,dass er seinen Zaubertrank in den Keller gebracht hatte ...
»Ich war auf dem Weg in den Weinkeller – um Lady Morgana zu treffen«, sagte er stockend. »Dann – erinnere ich mich nicht mehr ...«
»Deine Erinnerung wurde weggezaubert«, sagte Merlin. Er wählte seine Worte mit Sorgfalt: »Es scheint, dass dieselbe Zauberin, die letzten Monat den kornischen Prinzen entführt hat, zurückgekehrt ist. Sie hat Aleric vorgegaukelt, Lady Morgana zu sein. Sie hat versucht, dich nach Annwn zu schicken. Geschickt hat sie dann allerdings Olivia.«
Max fühlte sich, als hätte er einen Schlag vor die Brust bekommen. Olivia! In der Anderswelt! Zugleich hatte er die schreckliche Ahnung, dass etwas nicht stimmte. Dass es etwas Wichtiges gab, das er wusste. Aber er konnte sich nicht erinnern. Die Zauberin, die den kornischen Prinzen entführt hatte – das war Lady Morgana gewesen. Einzig König Artus glaubte seiner Halbschwester die Geschichte, dass es eine andere verkleidete Hexe gewesen war.
Was ging hier vor?
»Aber – es kann nicht – wie ... Was sollen wir nur tun?«
»Wir werden sie retten«, sagte eine andere Stimme entschieden. Erst jetzt bemerkte Max, dass sich noch jemand im Raum befand. Dieser Jemand war groß und dunkel und lief wütend auf und ab. Es war der König. Das erklärte auch Merlins vorsichtige Wortwahl.
In diesem Moment ging die Tür auf. Sir Bertram kam herein. Er war beladen mit Schwertern, Rüstungen, Schilden und Helmen.
»Also gut«, sagte er. »Ich habe alles, was wir brauchen. Wann brechen wir auf?«
Es blickte zu Max herüber und sah, dass sein Sohn aufgewacht war. Mit einem lauten Getöse ließ er alles fallen und kam zu ihm ans Bett.
»Max, mein Junge«, sagte er. Sein Vater sah grau und mitgenommen aus. »Mach dir
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