Drachenzauber
keine Sorgen. Wir bringen sie zurück. Artus hat es versprochen. Und Merlin kommt mit. Wir werden es schaffen.«
Max richtete sich auf und sah, dass Caradoc auch da war. Er saß am Bettende und wirkte sehr besorgt. Adolphus hatte sich mit Grimm zu seinen Füßen zusammengerollt. Jetzt huschte die Ratte zu Max hinüber, kletterte auf seine Schulter und knabberte an seinem Ohr.
»Es ist meine Schuld, Max. Ich habe sie geholt. Ich habe den Tumult im Keller gehört und gedacht, dass du Hilfe brauchst. Und was immer sie auch sagen«, fügte er flüsternd hinzu, »das da drin war Morgana. Ich bin mir ganz sicher ...«
»Lady Morgana hat versprochen, uns den Weg freizumachen«, sagte Artus zu Sir Bertram. »Glücklicherweise ist es ihr auch gelungen, den Zauberkessel von Annwn ausfindig zu machen. Also können wir den Preis für Olivias Leben bezahlen. Sie ist verrückt vor Sorge um das arme Mädchen. Sie glaubt, es wäre ihre Schuld.«
»Ist es ja auch«, zischte Grimm. Merlin sah ihn scharf an. Doch niemand sonst im Raum schien die Ratte gehört zu haben.
»Sie wird den Zauber bis morgen Abend für uns vorbereiten«, fuhr Artus fort. »Wir haben also Zeit, um einen Plan zu machen.«
Merlin tauschte Blicke mit Caradoc und räusperte sich.
»Ich habe einen Vorschlag. Diese ... äh ... Zauberin wird unsere Pläne zur Rettung Olivias erahnen. Sie wird versuchen, sie zu vereiteln, oder ... noch Schlimmeres. Wenn Lady Morgana uns den Weg freimacht, wird das ... bekannt werden. Ich finde, wir sollten besser heute Abend heimlich und leise gehen, ohne dass sonst noch jemand davon weiß. Caradoc kann uns den Weg freimachen.«
Artus sah Merlin durchdringend an. Merlins braune Habichtsaugen hielten dem Blick aus Artus’ blauen Augen stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Schließlich nickte Artus. »Das klingt sinnvoll. Dann gehen wir also heute Abend.«
»In dem Lied heißt es, dass nur sieben wiederkehren werden«, sagte Caradoc. »Genau sieben, für die sieben Herausforderungen. Wenn ich den Weg offen halte und Olivia mit zurückkommt, müssen sechs gehen. Und es müssen sechs sein, die einen guten Grund, eine Verbindung zu ihr haben.«
»Das bin dann wohl ich«, sagte Sir Bertram schnell. »Und Artus ist ein Verwandter. Und Merlin – nun ja – er ist ein Freund der Familie ...«
»Die anderen drei werden also ich, Grimm und Adolphus sein«, sagte Max. »Und dass uns das bloß niemand verbietet! Denn egal, wer was sagt, wir kommen mit!«
»Ja, ja!«, rief Adolphus und sprang vom Bett. »Wir müssen gehen. Wir müssen Olivia retten. Wir werden sie retten. Das werden wir!«
»Oder bei dem Versuch sterben«, fügte Grimm fest entschlossen hinzu. »Was wir wahrscheinlich werden. In jedem Fall bleiben wir nicht hier, und damit basta!«
Rettung naht!
Auf dem dunklen Berg war es kalt und windig. Der Vollmond stand hoch am Himmel, wurde aber von Wolkenschleiern verdeckt. Es war schwer, mehr auszumachen als die vagen Umrisse der nahen Bäume und die hoch über ihnen aufragende Masse des Bergs. Sie standen vor einer Höhle. Caradoc wob kleine silberne Zauber über den Eingang. Artus stand neben ihm. Er trug seine Rüstung und sein langes Schwert – Excalibur. Der finster dreinblickende Merlin war ähnlich bewaffnet. Und Sir Bertram stand dicht bei Max und schärfte ihm zum zehnten Mal ein, in der Nähe zu bleiben, nicht wegzugehen und sich auf gar keinen Fall umbringen zu lassen.
Max klammerte sich an den Zauberkessel, den Großtante Wilhelmina ihm gegeben hatte. Der Kessel war ineinen Umhang gewickelt und sollte den ersetzen, den König Artus von Morgana erhalten hatte. »Pass gut auf ihn auf, Max«, sagte Merlin, als er die Zauberkessel austauschte. »Etwas sagt mir, dass du ihn zurückbringen musst, weil er zu dir gekommen ist.«
Als Caradoc vom Höhleneingang zurücktrat, konnten sie alle die dünnen silbernen Umrisse einer Tür in der Dunkelheit leuchten sehen.
»Also«, sagt Artus. »Es ist so weit. Sechs von uns brechen auf; sieben sollen wiederkehren. Halt nach uns Ausschau, Caradoc. Vor Tagesanbruch werden wir zurück sein.«
»Das müssen wir«, sagte Merlin. »Bei Tagesanbruch ist der Zauberbann gebrochen, und wir werden nie wieder zurückkehren.«
»Keine Sorge, wir werden da sein«, sagte Sir Bertram schroff. »Griselda ist es gewohnt, ihren Willen zu kriegen.«
Einer nach dem anderen schritten sie durch den schimmernden Türrahmen. Max hatte Grimm auf der Schulter sitzen. Adolphus schlich etwas
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