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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein Mann von einer Frau vergewaltigt wurde?«
    Beckram war so empfindsam für Schuldgefühle, dass er sie auch bei einem anderen auf fünfzig Schritte spüren konnte. »Du glaubst, man hat ihn umgebracht? Weil er dir erzählt hat, dass Bastilla ihm wehgetan hatte?«
    Kirkovenal lächelte angespannt, dann holte er bebend Luft. »Ich denke, dass jemand, vielleicht Paulon selbst, ihr von unserem Gespräch erzählte. Als ich das letzte Mal zu Ciernack ging …«
    Plötzlich stand er auf, die Hände zu Fäusten ge-ballt. »Ich habe diese Geschichte nie jemandem erzählt. Ich weiß nicht, ob …« Er begann, auf und ab zu gehen. »Habe ich dir je erzählt, dass dein Vetter mir einmal einen großen Gefallen getan hat? Ich war in der Schattenstadt und wäre beinahe das Opfer von ein paar Schurken geworden, die auf leichtes Geld aus waren. Einer von ihnen schlug mich nieder, und als ich das nächste Mal aufblickte, war die ganze Gasse voller regloser Räuber. Dein Vetter tätschelte mir den Kopf und fragte mich, ob ich tot sei.«
    Kirkovenal blieb mit dem Rücken zu Beckram stehen. »Kurz nach Paulons Tod ging ich zu Ciernack. Ich glaubte damals nicht, dass irgendeine Verbindung bestand, weil ich Paulons Geschichte immer noch nicht ernst nahm. Das Nächste, woran ich mich erinnerte, war … ich … sie …« Kirkovenal konnte nicht weitersprechen. Stattdessen griff er nach dem Saum seines Hemds und zog es hoch, um Beckram seinen Rücken zu zeigen.
    »Ihr Götter!«, rief Beckram. Selbst das trübe Licht im Zelt konnte die furchtbaren Narben auf Kirkovenals Rücken nicht verbergen.
    Kirkovenal riss das Hemd wieder herunter. »Das war nicht das Schlimmste, was sie mir angetan hat.
    Ich dachte, ich wäre tot.«
    »Warum hat sie dich nicht ebenfalls umgebracht?«, fragte Beckram.
    »Sie behielt mich zwei Tage lang dort. Ich konnte sie überzeugen, dass Paulon mir nie etwas verraten hatte. Dass ich glaubte, ich hätte sie dafür bezahlt, mir … mir wehzutun, als ich betrunken war, als hätte ich schon öfter Frauen Geld gegeben, damit sie so etwas taten. Ich sagte, sie müsse darüber schweigen, weil mein Bruder mich verstoßen würde, wenn er herausfände, dass ich Frauen bezahlte, damit sie mich schlugen. Es hat offenbar funktioniert. Ich bin noch am Leben.« Nun sah er Beckram wieder an. »Seitdem habe ich keinen Tropfen mehr getrunken.«
    Beckram stand auf. »Danke. Ward muss sofort davon erfahren. Weißt du, wen ich fragen sollte, um herauszufinden, wo er ist? Er ist heute Früh aufgebrochen - Bastilla war auch dabei … Und ich kann mich wirklich nicht erinnern, wohin er wollte.«
    Kirkovenal nickte. »Ich werde mich erkundigen.
    Dann bringe ich dich hin.«

    Tisala hielt sich den linken Arm und hörte zu, wie ihr Stellvertreter die Männer aufzählte, die tot oder verwundet waren. Sie kannte alle unter ihrem Befehl gut, bis hin zu ihren Lieblingsfarben, und es tat weh, sie zu verlieren. Vierzehn ihrer fünfzig Männer waren an diesem Tag bereits gestorben. Ein weiteres Dutzend war schwer verwundet, und die anderen hatten allesamt Schnittwunden und Prellungen.
    Sie schickte den Mann aus, sich darum zu kümmern, dass genügend Holz gesammelt wurde, um einen Scheiterhaufen für die Toten zu errichten. Sie selbst würde sich darum kümmern, eine Wache aufzustellen. Es wäre dumm, sich überraschen zu lassen, falls die Vorsag unerwartet zurückkämen. Dann stellte sie die zehn ihrer Männer, denen es noch am besten ging, zu einer Patrouille zusammen. Sie war gerade damit fertig geworden, als der Priester auf sie zuschlurfte.
    »Die Artefakte der Göttin brauchen eine Eskorte nach Callis«, verkündete er in klagendem Tod.
    »Wir werden alle dorthin zurückkehren, um meinem Vater zu berichten, was hier geschehen ist«, sagte sie. »Ihr und die Dorfbewohner könnt gern mitkommen, wenn wir morgen Früh aufbrechen.«
    »Es gibt nicht genug Reittiere im Dorf …«
    Sie unterbrach ihn ungeduldig. »Wir werden so viele Tiere finden, wie wir können, aber der Rest muss zu Fuß gehen. Sagt ihnen, sie sollen nicht viel Gepäck mitnehmen, denn sie müssen es selbst tragen.«
    Er wirkte enttäuscht. Wollte er etwa das halbe Dorf zurücklassen?
    Gereizt drehte sich Tisala um und ging zum Scheiterhaufen, um zu sehen, wie weit ihre Leute dort gekommen waren. Bevor sie ihn jedoch erreichte, packte der schlanke dunkelhaarige Zauberer, der mit Ward von Hurog unterwegs war, sie am Arm.
    »Habt Ihr meinen Herrn gesehen?«, fragte er aufgeregt.

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