Drachenzauber
größten Wunsch erfüllt.
Seit zehn Jahren lag dieses Artefakt auf meinem Regal und wartete darauf, geweckt zu werden.«
Er entfernte sich von mir, und ich hörte, wie er seinen Hocker aufhob und ihn wieder hinstellte.
»Also gut«, fuhr er forsch fort, als wäre die rohe Begierde in seiner Stimme nie vorhanden gewesen.
»Arten sagt, du seiest bereit, Jadeauge. Und jeder Narr kann sehen, dass er gebrochen ist. Aber ich will ihn dumm und glücklich. Und sorge dafür, dass er sprechen kann.«
»In Ordnung«, sagte Jadeauge. »Wir haben mit Drogen experimentiert, um die richtige Wirkung zu erzielen. Wir werden ihm ein wenig Zaubererwurzel geben, um dafür zu sorgen, dass ihn bestimmt keiner für normal hält, und außerdem ein paar Dinge, die ihn glücklich machen.«
Es war ein schöner Tag, und die frische Kälte des Spätherbsts drang sauber und rein in meine Luge. Ich erwähnte das den Wachen gegenüber, als sie halfen, mich in einen zweirädrigen Wagen zu laden, der uns zum Hof bringen sollte.
Ich sagte es auch der Tamerlain, die grollend auf meinen Füßen saß. Es beunruhigte die Wachen, dass ich mit ihr redete, weil sie sie nicht sehen konnten.
»Die Götter sollen dich holen, sei endlich still«, sagte einer. »Müssen wir uns das jetzt den ganzen Weg bis zum Schloss anhören?«
Überrascht blickte ich von dem großen Tier auf, das sich am Boden des Wagens ausgestreckt hatte.
»Sieh ihn dir doch an«, sagte er zu seinem Kameraden. »So zu lächeln, wenn einem Tränen über die Wangen laufen …«
»Immer mit der Ruhe«, knurrte der andere Mann.
»Er hat jetzt beinahe eine Woche im Asyl gesessen.
Er ist nicht ans Licht gewöhnt, und seine Augen tränen. Es wird bald aufhören.«
Die Tamerlain setzte sich und platzierte ihre Vorderpfoten zu beiden Seiten von mir. Der Wagen wackelte nicht von ihren Bewegungen, wie er es von meinen tat - es war, als hätte sie überhaupt kein Gewicht.
»Es tut mir leid, Ward«, sagte sie in mein Lächeln.
»Aber die Zeit ist gekommen.«
Bei diesen Worten brachte Feuer mein Blut zum Glühen und leckte über meinen Körper, eisiges Feuer, das Verunreinigungen ebenso wie Nerven ver-bannte. Schweiß brach mir aus und brannte in meinen Augen, Schleim in der Lunge ließ mich um Atem ringen.
»Verdammt, er hat Zuckungen«, knurrte der zweite Mann, unternahm aber keinen Versuch, mir auch nur nahe zu kommen. »Wenn diese dummen Magier ihm etwas angetan haben, das ihn umbringt - du weißt schon, wem sie am Ende die Schuld geben werden.«
Als die Pferde stehen blieben, war das Schlimmste vorbei. Ich stolperte zitternd aus dem Wagen und fand mich einem Hintereingang des Palasts gegen-
über. Zum ersten Mal, seit ich aus dem Wasserschlauch des Generals getrunken hatte, stand ich nicht mehr unter dem Einfluss der Kräuter.
Die Wachen zerrten mich unsanft eine schmale Treppe hinauf und in ein Hinterzimmer, wo ein hei-
ßes Bad wartete. Sie zogen meine schmutzige Kleidung aus und schrubbten mich mit rauen Tüchern ab.
Schaudernd und in ein Badehandtuch gewickelt, saß ich auf einem Hocker, während einer von ihnen mich rasierte. Es gab eine kurze Diskussion über mein Haar, aber sie kamen zu dem Schluss, dass es wohl ein Brauch aus Shavig war, rieben es trocken und bürsteten es zu einem Zopf. Die Tamerlain beobachtete das alles, ohne für die Männer sichtbar zu sein, ebenso wie Oreg manchmal nur für mich, aber nicht für andere zu sehen war. Ich achtete darauf, sie nicht direkt anzusehen. Und ich lächelte die ganze Zeit, bis mir die Wangen wehtaten.
Sie zogen mir schlichte, aber teure Kleidung in Schwarz an. Die Stiefel waren meine eigenen, aber sie hatten sie inzwischen poliert. Dann legten sie mir einen Kapuzenumhang um die Schultern und brachten mich durch die Tür in den Flur. Die Kapuze verhinderte, dass ich sonderlich viel von meiner Umgebung sah, aber das war schon in Ordnung. Es gab mir mehr Zeit nachzudenken. Und Nachdenken war jetzt überlebenswichtig.
Der König wollte mich haben, damit er Farsons Fluch benutzen konnte. Er würde mich nicht aufgeben.
Aber es gab noch etwas anderes, was er wollte. Er hatte Jadeauge angewiesen, dafür zu sorgen, dass ich glücklich und dumm war. Die Tamerlain hatte gesagt, Jakoven werde mich vor seinem Hof präsentieren - nein, das war es nicht.
Ich blieb abrupt stehen, und jemand schob mich weiter.
Ganz plötzlich brach mir der Schweiß aus, und eine Hitzewelle bewegte sich von meinen Füßen bis zum Kopf und nahm meinen
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