Drachenzauber
hat.«
Ich verbeugte mich tief vor dem König und wandte mich dann dem Hof zu. Die Tamerlain stand dicht neben mir, und ich ließ mich von ihr stützen.
»Unser König war in der vergangenen Woche ein sehr großzügiger Gastgeber.« Das mit der Woche hatte ich einer Bemerkung der Wachen entnommen, als wir vom Asyl hierhergefahren waren. Was meine eigene Wahrnehmung anging, hätten es Monate oder Jahre sein können, seit ich Hurog verlassen hatte. »Und ich hoffe, ihn bezüglich meiner Eignung als Burgherr zufrieden gestellt zu haben. Wie er mir zuvor an diesem Tag bereits sagte, hätte ich mich ihm schon vor längerer Zeit in aller Form präsentieren sollen, aber ich hatte beide Hände voll damit zu tun, meine Burg wieder aufzubauen. Ich nehme an, ich hätte es den Zwergen überlassen können«, ich hielt inne, um Jakoven daran zu erinnern, dass ich über Verbündete verfügte, an die er nicht gedacht hatte, »aber es war meine Schuld, dass Hurog einstürzte. Es schien meine Pflicht zu sein, mich auch persönlich um den Wiederaufbau zu kümmern.«
Ich warf einen Blick zu meinen Verwandten, die angespannt und reglos vor König und Hof standen, und lächelte ihnen überzeugend zu. Das gewaltige Rauschen des Schlachtenfiebers und die Tamerlain waren das Einzige, was mich auf den Beinen hielt.
Die anwesenden Adligen, darunter viele Shavig-Leute, nickten und lächelten, als ich sie an meine Rolle bei der Beendigung der Invasion aus Vorsag und an den Preis erinnerte, den Hurog dafür bezahlt hatte. Ich hatte auch die Zwerge erwähnt, die aus dem Nebel der Legende getreten waren, um wieder in Hurog aufzutauchen. Zumindest in Shavig waren ihnen viele schon begegnet. Dann sah ich, dass sich mehrere mächtigere Shavig-Männer durch die Menge drängten, um sich zu meinem Onkel zu stellen. Wenn ich jetzt einen Fehler machte, würde nicht nur meine Familie darunter leiden. Ich schaltete das Lächeln in meinen Augen ein und fragte mich, wie ich aus diesem Raum herauskommen und meine Verwandten mitnehmen könnte.
»Ich sehe Euch, Hurogmeten«, grollte eine tiefe Stimme, und als ich mich umdrehte, fand ich mich dem Wächter des Meeres gegenüber, dem höchstran-gigen Seefurter, den ich nur vom Sehen her kannte.
Er kam selten an den Hof, denn er bestand darauf, sein Handelsimperium persönlich zu verwalten. »Die Vorsag hätten Seefurt als Nächstes verschlungen, nachdem sie Oranstein verdaut hatten. Wir erinnern uns alle an das, was Ihr getan habt.« Er verbeugte sich zweimal tief. Einmal vor dem König und einmal vor mir.
Ich fragte mich, ob er wusste, dass ich den König überlisten wollte, und versuchte, mir dabei zu helfen, oder ob seine Worte tatsächlich nichts weiter bedeuteten als das, was er sagte. Wie auch immer, ich war ihm dankbar, denn der Jubel, der seiner Erklärung folgte, ließ Jakoven keine andere Wahl.
Mit nun ausdrucksloser Miene wandte ich mich wieder dem König zu. »Ich hoffe, dass ich alle Zweifel, die Ihr hattet, beruhigen konnte, mein König.«
Er schaute von mir zu dem lächelnden Hof. »Ich habe keine Zweifel an Euch, Wardwick von Hurog«, sagte er gütig.
Ich verbeugte mich noch einmal, sorgfältig bemüht, mein gefährdetes Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als ich mich wieder aufrichtete, begegnete mein Blick dem von Jadeauge, und Blutgier stieg in mir auf. Sohn meines Vaters, der ich war, wurde ich einen Augenblick von dem Bedürfnis verzehrt, Jadeauge umzubringen.
Der König machte eine Geste, mit der er uns ent-ließ, und wandte sich an seinen Kämmerer, um sich den nächsten Fall präsentieren zu lassen, als hätte er mich bereits vergessen. Aber als ich an ihm vorbei zu meiner Familie ging, sah ich, wie weiß die Knöchel seiner Finger waren, mit denen er sich an die Armlehnen des Throns krallte. Lässig legte ich den Arm um Tostens Schultern und flüsterte um mein strahlendes Lächeln herum: »Raus jetzt.«
Tosten ließ den Arm unter meinen Umhang gleiten und half mir unauffällig. Beckram und Duraugh wehrten alle Gratulanten ab, sodass wir allein waren, als Tosten mich in den Flur zerrte.
»Schnell, an einen Ort, wo man uns nicht sieht«, sagte ich, denn ich spürte, wie die Schwäche in meinen Knien größer wurde.
Tosten lehnte mich gegen die Wand und riss mehrere Türen auf. Er zog mich durch die letzte und schloss sie hinter uns. Licht fiel durch die offenen Fenster herein, und ich konnte den leichten Duft der Herbstrosen im Garten riechen. Ich setzte mich sehr schnell hin
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