Drachenzauber
Reisenden geworden. Ich verdrehte bei dem Gedanken daran die Augen.
»Es gibt nicht viel Magie in den Tempeln der Meron«, erklärte ich ihr. »Nicht wirklich. Die meisten Adligen beten zu Vekke, dem Gott des Krieges. Die Priester der Meron mögen Magie als Tribut verlangen, aber das sind für gewöhnlich hausgemachte Amulette von irgendwelchen Dorfhexen. Bauern können sich keine echte Magie erlauben.«
»Silbermoor liegt nicht weit von hier«, sagte Axiel. »Ich erkenne diese Felsformation dort.« Er zeigte auf einen Felsvorsprung an einem Hügel. »Ich glaube, wir sind das letzte Mal nur ein kleines Stück westlich von hier vorbeigekommen. Wenn ihr ungewöhnliche magische Gegenstände sucht, könnte es von Bedeutung sein: Silbermoor hat einen Stein, der angeblich einmal ein Drache war.«
Penrod schnaubte. »Als wir das letzte Mal dort waren, sagte der Hurogmeten, dieser Stein sei ebenso sehr ein Drache, wie er ein Pferd ist.«
Axiel schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Es ging deutlich Magie von ihm aus, das habe ich gespürt.« Ich hatte nicht gewusst, dass er Magie wahrnehmen konnte.
Oreg duckte sich unter der Stofftür des Tempels durch und stapfte durch den Schlamm zu seinem Pferd. »Wohin gehen wir jetzt?«
»Nach Silbermoor.« Dann sind wir eben Reisende, dachte ich verbittert.
Blümchens große Hufe ließen das Wasser aus den Pfützen hoch genug aufspritzen, um meine ohnehin klatschnassen Stiefel mit Schlamm zu überziehen. Es war schwer zu sagen, ob ein Bach über den Weg floss oder der Weg durch einen Bach verlief.
Zumindest Blümchen war zufrieden. Ich ritt an der Spitze, und das gefiel ihm besser, als bei den anderen zu sein. Als ich das letzte Mal versucht hatte, Tosten aufzuheitern, hatte er nur mit bösen Bemerkungen reagiert, und ich war zu dem Schluss gekommen, dass ich lieber für mich bleiben sollte, bis ich imstande war, meine Zunge zu beherrschen.
Der Regen störte den Hengst nicht so sehr wie die anderen Pferde. Blümchen ignorierte ihn, als wäre er zu arrogant, um sich an etwas so Banalem wie dem Wetter aufzureiben.
Ich fragte mich, ob ich die anderen nicht nach Hause schicken sollte. Penrod brauchte das trockenere Klima von Shavig, wo seine Schulter nicht wehtat.
Ciarra war zu jung für dieses Unternehmen und Tosten zu weich: Nicht, was den Körper anging, aber den Geist. Er spürte den Tod jeder Leiche, die wir verbrannten, ob es ein Bandit war, den wir getötet hatten, oder ein Dorfbewohner, der den Banditen zum Opfer gefallen war. Selbst Bastilla würde anderswo besser dran sein. Sie hatte behauptet, eine schlechte Zauberin zu sein. Ich kannte mich mit diesen Dingen nicht besonders gut aus, aber obwohl sie sicher nicht so gut war wie Oreg, schlug sie Licleng, Vaters Magier, um Längen. Sie zündete jeden Abend ein Feuer mit feuchten Zündspänen und noch feuchte-rem Holz an, während Oreg unser Bettzeug trocknete.
Sie würde sich problemlos im Haushalt eines Adligen ihren Lebensunterhalt verdienen können, besonders in feuchtem Klima. Sie brauchte mich nicht.
Oreg gehörte nach Hurog, wo er und Hurog sicher waren. Es tat beinahe weh, in seiner Nähe zu sein; er erinnerte mich täglich daran, dass Hurog mir nicht gehörte und, wie ich inzwischen dachte, mir auch niemals gehörten würde.
Damit blieb nur noch Axiel, der Kammerdiener meines Vaters, der Sohn des Zwergenkönigs. Von uns allen war er am besten geeignet, etwas anderes zu tun, als ziellos durch diesen götterverlassenen Sumpf zu stapfen: Jeder Adlige hätte ihn als Waffenmeister eingestellt. Aber wenn man Aethervon glauben durfte, war Axiel hier, um sein Volk zu retten, weil sein Vater einen Traum gehabt hatte. Er war mindestens sechzehn Jahre bei meinem Vater gewesen, vielleicht länger, aber er glaubte, ich sei der Grund, wieso man ihn nach Hurog geschickt hatte.
Blümchen schnaubte plötzlich und sammelte sich: ein Kampfross, bereit, in die Schlacht zu ziehen. Die Veränderung riss mich abrupt aus meinen Gedanken.
Mit laut klopfendem Herzen spähte ich in den Wald, um herauszufinden, ob wir beobachtet wurden.
Eine leichte Berührung meines Knies und eine Verlagerung meines Gewichts lenkten Blümchen in einen engen Kreis. Aber ich konnte nichts erkennen, außer dass der Rest meiner Gruppe ein wenig zurückgefallen war, mit Axiel an der Spitze und Oreg ganz hinten. Tosten und Bastilla waren in ein lebhaftes Gespräch verstrickt. Penrod rieb sich unter Ciarras besorgtem Blick die Schulter. Axiel
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