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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Geisteszustand, aus dem ich meinen
     Vorteil zu ziehen hoffte. »Herr Renfield, Sie sagten, dass Dr. Seward sich Ihnen in den Weg gestellt hat. Beziehen Sie sich
     damit auf die verschiedenen Zeiten, als Sie versucht haben, diese Einrichtung zu verlassen, und er Sie zurückbrachte?«
    »Ja, und darauf, dass er mir kein Kätzchen geben will.«
    Da ich um die Vorliebe des Patienten für den Verzehr lebendiger Kreaturen wusste, überging ich diese verstörende Bemerkung
     und fuhr fort: »Ich habe mir sagen lassen, dass Sie zum Nachbargrundstück gerannt sind. Können Sie mir sagen, warum Sie das
     gemacht haben?«
    Er zögerte. »Ich habe den Meister gesucht.«
    »Wer ist denn der Meister?«
    Furcht stahl sich in seine Stimme. »Seinen Namen kenne ich nicht. Ich habe ihn nie gesehen. Ich spüre nur seine Gegenwart.
     Er kommt und geht.«
    »Wie spüren Sie seine Gegenwart? Woran merken Sie, dass er kommt und geht?«
    »Darüber möchte ich nicht sprechen.« Plötzlich wirkte Herr Renfield ängstlich und bestürzt. »Hören Sie auf, darüber zu reden.
     Ich glaube inzwischen, dass es ein Fehler war, |258| den Meister wissen zu lassen, dass ich hier bin. Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht!«
    »Warum nennen Sie ihn den Meister?«
    Herr Renfield starrte mich erregt an. »Warum stellen Sie mir all diese Fragen? Ausgerechnet Sie! Sie kennen doch den Meister
     besser als ich!«
    »Ich?«, antwortete ich überrascht. »Ich kenne ihn überhaupt nicht.«
    »Aber sicher! Sie kennen ihn, Frau Harker. Gewiss! Gewiss!«
    »Also, nun reicht es! Das Gespräch ist beendet«, fuhr Dr. Seward dazwischen, packte mich am Arm und führte mich zur Tür.
    »Auf Wiedersehen, Herr Renfield« sagte ich.
    »Auf Wiedersehen.« Als sich die Tür hinter mir schloss, hörte ich ihn unerwartet rufen: »Ich flehe zu Gott, dass ich Ihrem
     hübschen Gesicht nie wieder begegne! Er segne und behüte Sie.«
     
    Nach meinem Treffen mit Herrn Renfield war ich äußerst verstört. Es schien mir, als hätte der Patient tatsächlich eine seltsame
     Verbindung zu diesem Wesen, das er »Meister« nannte, selbst wenn er diese Verbindung nicht verstand, und der »Meister« konnte
     niemand anderer sein als Graf Dracula. Seine Zusicherung, dass ich den »Meister« kannte, war mir jedoch ein Rätsel. Wollte
     er mir damit bedeuten, dass ich den Grafen Dracula kannte, weil ich in den letzten Tagen so viel über ihn erfahren hatte?
     Oder bezog er sich auf das einzige Mal, als ich Dracula am Piccadilly beobachtet hatte? Ich teilte Dr. Seward meine Überlegungen
     mit, und der versicherte mir, dass diese Aussage nur unterstrich, dass Herr Renfield erwiesenermaßen ein Irrer war.
     
    Jonathan kehrte schon bald von seinen Erkundungen zurück, die bisher wenig erfolgreich gewesen waren. Dr. Seward holte |259| Dr. van Helsing vom Bahnhof ab. Der Professor war begeistert von der Arbeit, die Jonathan und ich getan hatten. Er bat mich,
     weiterhin Informationen zu sammeln und sie mit der Maschine aufzuzeichnen, sobald sie hereinkamen. Damit hätten wir stets
     alle Fakten in der genau richtigen Reihenfolge und auf dem neuesten Stand vorliegen. Nach einem eilig eingenommenen, frühen
     Abendessen sah er die Aufzeichnungen durch, die ich in der Nacht zuvor geschrieben hatte.
    Um acht Uhr am Abend trafen wir alle sechs in Dr. Sewards Studierzimmer zu einer Art Kollegium zusammen. Dr. van Helsing nahm
     den Vorsitz am Tisch ein. Er ersuchte mich, zu seiner Rechten Platz zu nehmen und als Schriftführerin zu fungieren. Er hielt
     ein Exemplar des Manuskripts hoch und erkundigte sich, ob alle mit den in diesen Unterlagen enthaltenen Fakten vertraut wären.
     Als wir dies bejahten, fuhr Dr. van Helsing grimmig fort: »Meine Freunde, es ist ein schreckliches Unternehmen, das wir uns
     da vorgenommen haben, und es kann Folgen zeitigen, die auch den Tapfersten unter uns erzittern lassen. Wir alle wissen nun,
     dass es Wesen gibt, die man Vampire nennt. Wir müssen diesen mächtigen Feind vernichten, der vor uns steht. In dieser Schlacht
     könnten einige ihr Leben verlieren. Aber wenn wir unterliegen, geht es um mehr als um Leben und Tod. Wir könnten diesem Scheusal
     – Gott behüte! – zum Opfer fallen. Wir werden dann nämlich so wie er, wir werden grässliche Nachtgespenster ohne Herz und
     Gewissen, die die Leiber und Seelen anderer zu vernichten trachten. Diese Gefahr besteht wirklich, doch wir müssen sie auf
     uns nehmen.«
    Ich spürte, wie mir kalt ums Herz wurde.

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