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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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versprochen, vor Sonnenuntergang zurückzukehren. Das wäre
     in ein, zwei Stunden. Ich fragte mich, was wohl geschehen sein konnte. Just in diesem Augenblick vernahm ich in meinen Gedanken
     Draculas Stimme:
    Sei beruhigt, Mina. Der erste Teil ist wie geplant verlaufen.
    Geht es allen gut
?
, dachte ich als Antwort.
    Niemand, weder ich noch sonst jemand, hat auch nur einen Kratzer abbekommen. Deine Depesche hat die erwünschte Wirkung gezeitigt.
     Die Männer lagen in meinem Haus am Piccadilly auf der Lauer. Möge ich es immer mit so schlecht vorbereiteten Feinden zu tun
     haben! Ich habe ein rechtes Spektakel veranstaltet, ehe ich geflohen bin.
    |370|
Wo bist du jetzt?
    Ich mache mich an den zweiten Teil des Plans. Pass gut auf dich auf. Ich liebe dich.
     
    Als die Sonne gerade ihre letzten Strahlen aussandte, kehrten die Männer heim. Ich trat ihnen an der Tür entgegen und las
     auf ihren Gesichtern eine Mischung der verschiedensten Gefühle. Dr. van Helsing schien der Munterste von allen zu sein, während
     Jonathan völlig niedergeschmettert wirkte. Dieser Anblick schmerzte mich zutiefst. In der vergangenen Nacht war er noch ein
     glücklicher Mann mit einem starken, optimistischen, jugendlichen Gesicht gewesen. Heute wirkte Jonathan verhärmt, alt und
     ausgemergelt. Die Augen lagen tief in den Höhlen, und sein Gesicht war von Schmerz zerfurcht. Seine Energie war jedoch ungebrochen.
     Er wirkte wie ein gespanntes Gewehr, eine geladene Kanone, die jederzeit beim geringsten Anlass explodieren könnte.
    »Wie ist es euch ergangen?«, fragte ich, und meine tiefe, von Herzen kommende Sorge war stärker als die geheuchelte Unschuld,
     die ich ihm vorzuspielen versuchte.
    »Er ist aufgetaucht, aber er ist entkommen«, erwiderte Jonathan mit niedergeschlagener Miene. Als sein Blick auf die Narbe
     an meiner Stirn fiel, schaute er rasch fort. Ich verstand den Grund: Sie erinnerte ihn daran, dass ich seiner Meinung nach
     besudelt war, dass er nicht vermocht hatte, mich zu beschützen.
    »Der Bösewicht ist geflohen, ja«, sagte Dr. van Helsing, »aber wir haben heute viel gelernt. Und wir hatten großen Erfolg.
     Wir haben bis auf eine einzige alle seine Kisten zerstört.«
    »Sie müssen mir alles erzählen«, forderte ich ihn auf.
    Beim Abendessen unterhielten mich die Männer mit dem Bericht von den Abenteuern, die sie am Nachmittag erlebt hatten.
    »Zunächst haben wir alle Kisten in der Kapelle von Carfax |371| bearbeitet«, hob Dr. Seward an. »Die sind jetzt sämtlich mit Hostien gefüllt und für ihn wertlos.«
    »Dann habe ich einen Schlosser überredet, uns Zugang zum Haus des Grafen in Piccadilly zu verschaffen«, erklärte Lord Godalming,
     »indem ich vorgab, es sei mein Haus und ich hätte den Schlüssel verloren. Dort fanden wir acht Kisten mit Erde. Quincey und
     ich entdeckten je sechs weitere Kisten in seinen Wohnsitzen in Mile End und Bermondsey, und wir haben sie alle zerstört. Das
     heißt, wir haben sie für
ihn
unbrauchbar gemacht.«
    »Dann haben wir uns eilig nach Piccadilly zurückbegeben und von der Depesche erfahren, die Sie geschickt hatten, Frau Harker«,
     warf Herr Morris ein.
    »Sie hatten uns mitgeteilt, der Graf sei von Carfax nach Süden geeilt«, erklärte Dr. van Helsing, »und so glaubten wir, dass
     er zunächst seine anderen Häuser überprüfen würde. Wir lagen auf der Lauer. Endlich kam er.«
    »Graf Dracula schien auf eine Überraschung gefasst zu sein – oder zumindest eine zu befürchten«, sagte Jonathan. »Es war schade,
     dass wir keinen besseren Angriffsplan vorbereitet hatten. Ich bin geradewegs mit meinem Gurkha-Messer auf ihn losgegangen.«
    »Oh!«, rief ich erschrocken, denn ich hatte dieses Messer, das er von seinem Vater geerbt hatte, bereits gesehen. Es hatte
     eine lange, gebogene Klinge, die man genauso gut als Messer wie als Axt einsetzen konnte, und es war eine schreckliche Kriegswaffe.
    »Nur die teuflische Geschwindigkeit des Grafen hat ihn gerettet«, meinte Dr. Seward. »Eine Sekunde später hätte die scharfe
     Klinge sein Herz glatt durchbohrt.«
    »So hat sie nur die Jackentasche des Ungeheuers zerfetzt«, wandte Herr Morris ein, »und hat dafür gesorgt, dass eine Flut
     von Münzen und Geldscheinen auf den Boden fiel.«
    »Wir haben uns ihm, mit unseren Kruzifixen und Hostien bewaffnet, genähert«, fuhr Lord Godalming fort. »Der Graf |372| wich zurück und stürzte sich geradewegs durch ein Fenster, um uns von unten mit einigen ausgesuchten

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