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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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unsere Rückreise einen anderen, schnelleren Weg gefunden als den, auf dem
     ich gekommen war. Wir fuhren mit dem Orient-Express nach Paris und hielten uns auf seinen dringenden Wunsch einige Tage dort
     auf. Ich fand Paris herrlich und romantisch, viel schöner noch als Budapest. Während wir Hand in Hand über die breiten Boulevards
     schlenderten, Museen besuchten, in Cafés zu Abend speisten und uns die Sehenswürdigkeiten anschauten, glaubte ich, im Himmel
     zu sein.
    Jonathan hatte für uns ein kleines, blitzsauberes Zimmer unweit der Seine gefunden. Dort feierten wir mehr als zwei Wochen
     nach unserer Heirat unsere wirkliche Hochzeitsnacht. Bisher hatten wir uns nur an den Händen gehalten, und Küsse waren die
     einzige Intimität zwischen uns gewesen. Ich denke, Jonathan war ebenso unerfahren in Liebesdingen wie ich, wenn ich ihn auch
     nicht danach fragte, und so waren wir beide sehr aufgeregt. Er schien unter dem Druck meiner Erwartungen zu leiden, und ich
     tat alles in meiner Macht Stehende, um diese Ängste zu lindern. Als er zu mir ins Bett kam und mich mit ernster Miene in die
     Arme schloss, nahm ich mir vor, mich zu entspannen, und gab mich ihm bereitwillig hin.
    Als ich mich danach auf die Seite drehte und auf seinen regelmäßigen Atem vom Kopfkissen neben mir lauschte, verspürte ich
     einen ungeheuren Schmerz der Enttäuschung.
    Ich konnte mich des Gedankens an jene Nacht vor etwa drei Wochen nicht erwehren. Damals hatte ich in Herrn Wagners Armen auf
     der Terrasse des Pavillons von Whitby |132| gestanden. Als er auf mich herabschaute und seine Lippen nur wenige Zentimeter von den meinen entfernt waren, hatte mein Herz
     in wildem Drängen gehämmert. Unbändiges Begehren hatte mich durchströmt. Heute Nacht mit meinem Ehemann war jedoch alles ganz
     anders gewesen. Es hatte sehr liebevoll und zärtlich begonnen, war dann aber – wage ich es, einzugestehen? – viel zu schnell
     vorüber. Und es hatte mir nicht das angenehme körperliche Gefühl beschert, das ich mir erhofft hatte. Jonathan andererseits
     schien vollkommen zufrieden, ja sogar hochgestimmt und beinahe stolz auf sich zu sein.
    War das alles, was ich von meinem ehelichen Lager zu erwarten hatte? War der Akt der ehelichen Liebe wirklich etwas, das nur
     Männer genießen konnten, Frauen aber erdulden mussten?

[ Menü ]
    6
    Als Jonathan und ich am 14. September in Exeter eintrafen, wartete Herr Peter Hawkins mit einer Kutsche auf uns.
    »Meine lieben Kinder.« Er küsste mich auf die Wangen und drückte Jonathan fest die Hand, als wir ihm gegenüber in dem Gefährt
     Platz nahmen, nachdem man unser Gepäck aufgeladen hatte. »Bitte verzeiht mir, dass ich euch nicht auf dem Bahnsteig abgeholt
     habe. Ich leide schon seit vielen Wochen unter einem Gichtanfall, und das Laufen fällt mir schwer.«
    »Es ist so schön, Sie zu sehen, Herr Hawkins«, erwiderte ich mit großer Zuneigung. »Es tut mir leid, dass es Ihnen nicht gutgeht.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, das ist nur ein Altmännerleiden. Lassen Sie sich anschauen. Mina, Sie sind so wunderschön
     wie eh und je. Jonathan, Sie sind ein wenig zu dünn, und ein bisschen blasser als üblich, aber Sie sehen nicht allzu schlecht
     aus, wenn man die Umstände bedenkt. Ich muss sagen, ich freue mich sehr, nein, ich bin erleichtert, Sie beide wieder heil
     und sicher zu Hause zu haben.«
    |133| »Wir sind auch froh, wieder zurück zu sein, Sir«, antwortete Jonathan. »Noch einmal Danke für alles, was Sie für uns getan
     haben, während wir uns in Budapest aufhielten.«
    »Das war doch das Mindeste, was ich tun konnte, mein Junge. Ich habe Ihrem lieben Vater auf dem Totenbett versprochen, mich
     um Sie und Ihre Mutter zu kümmern. Bis jetzt hatte ich geglaubt, in dieser Beziehung mein Bestes getan zu haben.«
    »Das haben Sie, Sir. Sie waren wie ein Vater zu mir, und ich werde Ihnen dafür stets dankbar sein.«
    Herr Hawkins runzelte die Stirn, und die Falten in seinem Antlitz vertieften sich, während er mit sommersprossiger Hand sein
     schütter werdendes weißes Haar zurückstrich. »Ich habe aber anscheinend nicht recht daran getan, Sie nach Transsilvanien zu
     schicken. Ich habe mir in den letzten Wochen so viele Sorgen gemacht und mich gefragt: Warum bleibt er so lange aus? Was um
     alles in der Welt kann geschehen sein? Es tut mir leid, dass Sie krank geworden sind, Jonathan. Diese Schwester So-und-so
     im Krankenhaus hat sich nur sehr vage über all das geäußert,

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