Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
Vom Netzwerk:
mitnehmen sehen. Über den mörderischen Zweck seines Ausflugs war kein Zweifel mehr möglich! Unverdrossen
     saß Jonathan lange am Fenster und wollte die Rückkehr des Grafen abwarten. Plötzlich schien ihm, als tanzten kleine Flecken
     im Mondlicht. Zu seinem Unbehagen bemerkte er, dass er hypnotisiert wurde! Wie durch Zauberkraft materialisierten sich die
     Staubteilchen zu den Gestalten der drei Frauen, die versucht hatten, ihn zu |171| verführen. Schreiend rannte Jonathan davon und flüchtete sich in die Sicherheit seines Zimmers.
    Wenige Stunden später hörte er etwas Entsetzliches aus dem Zimmer des Grafen, eine Art Wehgeschrei, das rasch unterdrückt
     wurde, dann Totenstille. Jonathan weinte voller Schmerzen um das Kind, das, wie er vermutete, entführt und ermordet worden
     war. Schon bald danach erschien unten im Burghof eine verzweifelte Frau, hämmerte mit den Händen an das Burgtor und schrie:
     »Du Ungeheuer, gib mir mein Kind!«
    Von hoch oben, wahrscheinlich vom Turm, hörte Jonathan den Grafen mit harter, metallischer Stimme etwas rufen. Als Antwort
     ertönte von nah und fern ein Heulen. Kaum waren einige Minuten verstrichen, da kam ein Rudel Wölfe in den Burghof gestürzt.
     Die Frau schrie nicht, aber sie verschwand aus Jonathans Blickfeld wie vom Erdboden verschlungen.
    Als der Morgen dämmerte, beschloss Jonathan, seine Ängste abzuschütteln und etwas zu unternehmen. Er war dem Grafen noch nie
     bei Tag begegnet. Vielleicht schlief er dann. Jonathan wusste, dass das Fenster weit unten – das Fenster, aus dem er den Grafen
     zweimal hatte wie eine Eidechse herauskriechen sehen – das Fenster zum verschlossenen Zimmer des Grafen war. Irgendwie musste
     er sich Zugang dazu verschaffen. Wenn ein alter Mann an dieser Burgmauer entlangklettern konnte, überlegte Jonathan, warum
     sollte er es ihm nicht nachtun? Besser sein Leben bei einem Fluchtversuch aufs Spiel zu setzen, als hilflos in der Gewalt
     des Grafen zu verharren.
    Jonathan zog die Stiefel aus und kletterte die raue Burgmauer hinunter – ein äußerst gefährliches Unterfangen – und gelangte
     wirklich bis ins Zimmer des Grafen. Zu seiner Überraschung enthielt das Zimmer nur staubbedeckte Möbel und einen großen Haufen
     Goldstücke, von denen keines weniger als dreihundert Jahre alt war. Jonathan stieg nun über eine dunkle Wendeltreppe in die
     Tiefe bis zu einem finsteren, tunnelartigen Gang. Der führte in eine verfallene Kapelle, wo er zu seinem Erstaunen etwa fünfzig
     lange Holzkisten entdeckte, |172| die mit frischer Erde gefüllt waren. In einer dieser Kisten … lag der Graf, anscheinend schlafend! Starr vor Entsetzen, hastete
     Jonathan fort.
    In der Nacht des 29. Juni – dem Datum auf Jonathans letztem Brief – verkündete Dracula: »Morgen, mein Freund, werden wir uns
     trennen. Sie kehren in Ihr herrliches England zurück, mich aber erwartet eine Aufgabe, die so ausgehen kann, dass wir uns
     vielleicht nie wiedersehen. Ihr letzter Brief ist aufgegeben worden; morgen werde ich nicht hier sein, aber alles ist für
     Ihre Reise vorbereitet.« Die Zigeuner, erklärte Dracula, hätten noch einige Arbeiten für ihn zu erledigen. Danach würden sie
     seine Kalesche vorbereiten und Jonathan zum Borgopass bringen, wo er in den Postwagen nach Bistritz umsteigen könnte.
    Jonathan war misstrauisch und fragte, ob er nicht sogleich aufbrechen könnte, meinte, er würde gern sein Gepäck zurücklassen,
     falls man ihm gestatte, allein zu Fuß den Marsch anzutreten. Dracula äußerte seine Besorgnis, gab dann aber Jonathans Bitte
     statt und öffnete das Tor. Zu Jonathans großem Entsetzen hinderte ihn ein Rudel zähnefletschender Wölfe daran, sich auf den
     Weg zu machen. Als er später wieder sicher in seinem Zimmer eingeschlossen war, hörte Jonathan eine Stimme, in der er die
     des Grafen zu erkennen glaubte, wie sie den drei schrecklichen Frauen bedeutete: »Eure Zeit ist noch nicht gekommen. Wartet!
     Habt Geduld! Die morgige Nacht ist eure!«
    Starr vor Schreck, beschloss Jonathan, entweder zu fliehen oder zu sterben. Am nächsten Morgen kletterte er die Burgmauer
     hinunter und ging wieder zu der alten Kapelle, wo er Dracula wie zuvor in der Kiste voller Erde schlafend fand. Diesmal erschien
     ihm der Graf viel jünger als zuvor! Sein Haar und sein Schnurrbart waren nicht mehr weiß, sondern eisengrau. Seine weiße Haut
     schien rosig unterlegt. Und Tropfen frischen Blutes standen auf seinen Lippen. Hatte er am

Weitere Kostenlose Bücher