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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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war ein gebildeter, charmanter und gastfreundlicher
     Herr, der Englisch mit einer Vollkommenheit und Leichtigkeit sprach, die Jonathan erstaunlich fand, zumal der Mann behauptete,
     noch nie in England gewesen zu sein. Die Burg war uralt, und viele ihrer Teile schienen dunkel und bedrohlich. Sie wurde nur
     von Fackeln erhellt, deren Flammen an den Steinmauern und in den langen dunklen Korridoren bebende Schatten warfen. Zu Jonathans
     Erleichterung und Freude stellte sich jedoch heraus, dass sein Quartier bequem und kostbar eingerichtet war, wenn auch die
     Gegenstände Jahrhunderte alt zu sein schienen. Ein köstliches Abendessen erwartete ihn. Es wurde auf einem eleganten Tafelservice
     aus purem Gold gereicht. Graf Dracula beteiligte sich nicht an der Mahlzeit, entschuldigte sich damit, er hätte bereits diniert.
    Am nächsten Tag sah sich Jonathan seine Umgebung näher an. Die Burg war sehr abgelegen, umgeben von zerklüfteten Bergen hoch
     oben am Rande eines furchtbaren Abgrundes oberhalb eines bewaldeten Tales. Tagsüber war er stets lange Zeit allein, da Graf
     Dracula seine Unterhaltungen vorzugsweise bei Nacht führte.
    Schon bald entdeckte Jonathan eine herrliche Bibliothek, die Hunderttausende von Bänden und sehr viele Zeitungen und Zeitschriften
     in verschiedenen Sprachen enthielt, gar manche davon in englischer Sprache. Dort gesellte sich der Graf zu ihm.
    »Diese Freunde hier«, sagte Graf Dracula und deutete auf seine Bücher, »sind mir wirklich schon viele Jahre sehr lieb geworden.
     Durch sie habe ich Ihr großartiges, wundervolles England kennengelernt, und es kennen, heißt es zu lieben. Ich sehne mich
     danach, in den dichtbelebten Straßen Ihres |165| ungeheuren London zu promenieren, mitten in dem Getriebe und Gewühl der Menschen, teilzunehmen an ihrem Leben, ihren Schicksalen,
     ihrem Sterben und an all dem, was eben London zu dem macht, was es ist.«
    Jonathan hatte dann die Geschäfte erledigt, die ihn nach Transsilvanien geführt hatten. Er erläuterte in allen Einzelheiten,
     welchen Besitz seine Kanzlei im Namen von Graf Dracula erworben hatte: ein großes, altes, abgelegenes Herrenhaus mit dem Namen
     Carfax in einem Außenbezirk Londons, wo der Graf zu wohnen beabsichtigte. Nachdem alle Dokumente unterzeichnet und für die
     Post vorbereitet waren, überhäufte Dracula Jonathan mit Fragen über das Anwesen und über die Geschäftsgepflogenheiten und
     die Schifffahrt Englands. Im Verlauf der nächsten Abende führten die beiden Männer viele lange, freundschaftliche Gespräche
     über eine Vielzahl von Themen, die sie oft bis in die Morgenstunden wach hielten.
    Obwohl der Graf charmant und ausgesucht höflich war, begann seine seltsame Lebensweise, die Nacht zum Tage zu machen, von
     Jonathan ihren Tribut zu fordern. Außerdem ließ ihn eine Reihe merkwürdiger Entdeckungen ein gewisses Unbehagen verspüren.
     Trotz des offensichtlich zur Schau gestellten Wohlstands konnte Jonathan keinerlei Anzeichen auch nur eines einzigen Bedienten
     in der Burg finden. Es schien, als hätte der Graf all seine Mahlzeiten, an denen er sich selbst übrigens niemals beteiligte,
     persönlich zubereitet. Inzwischen war sich Jonathan auch sicher, dass es der Graf selbst gewesen war, der in Verkleidung jene
     Kalesche kutschiert hatte, die ihn zur Burg gebracht hatte. Außer in der Bibliothek und in Jonathans Quartier waren die meisten
     Türen in der Burg verschlossen und ihm verboten. Graf Dracula hatte ihn gewarnt, er dürfte auf keinen Fall irgendwoanders
     in der Burg außer in seinem eigenen Zimmer einschlafen.
    Während sich Jonathan eines Tages rasierte, fühlte er, wie eine Hand sich auf seine Schulter legte, und hörte des Grafen Stimme
     »Guten Morgen« sagen. Jonathan stutzte |166| verwirrt und überrascht, denn der Rasierspiegel zeigte kein Bild des Grafen Dracula, obwohl der unmittelbar hinter ihm stand!
     Ein Irrtum war ausgeschlossen. Der Graf hatte kein Spiegelbild! Jonathan zuckte so überrascht zusammen, dass er sich schnitt.
     Als der Graf das wahrnahm, stürzte er sich in einer Art dämonischer Wut auf ihn und zog sich erst zurück, als seine Hand die
     Perlen des Rosenkranzes berührte, an dem das Kruzifix um Jonathans Hals hing. Da legte sich die Erregung des Grafen so schnell,
     dass es Jonathan schien, sie wäre nie vorhanden gewesen.
    »Nehmen Sie sich in Acht, dass Sie sich nicht schneiden«, sagte der Graf ruhig. »In diesem Lande ist das gefährlicher, als
     Sie

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