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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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rief Jonathan entsetzt.
    »Und Graf Dracula?«, fragte ich. »Ist er auch ein Vampir?«
    »Der Graf trinkt und isst nicht. Er besitzt übermenschliche Kräfte. Über Tag schläft er in einer tiefen Trance in der Erde
     seines Heimatlandes. Man sagt, er könne nur so seine Kräfte |194| wiederherstellen. Außerdem hat man gesehen, dass er jünger geworden ist. Die
Nosferatu
sollen dazu in der Lage sein, wahrscheinlich, indem sie sich mit Blut vollsaugen. Ich glaube, wir können mit Sicherheit davon
     ausgehen, dass Graf Dracula ein Vampir ist.«
    »Welche anderen schrecklichen Kräfte hat dieses Ungeheuer?«, rief Jonathan. »Kann es sich in Luft auflösen, wie es jene schrecklichen
     Frauen taten?«
    »Das kann ich gegenwärtig nur vermuten«, erwiderte Dr. van Helsing, »doch nachdem ich Ihre Aufzeichnungen gelesen habe, scheint
     nun eines klar zu sein: Der Graf hat sein Ziel erreicht und ist nach London gekommen. Wie ist er hierher gereist? Auf einem
     Schiff, denke ich. Und wo hat er das Land zum ersten Mal betreten? Ich sage es Ihnen: Er ist in Whitby an Land gegangen.«
    »In Whitby?«, fragte ich überrascht. Dann fiel plötzlich das letzte Steinchen des Puzzles an die richtige Stelle, und ich
     sah die Tatsachen, so wie Dr. van Helsing sie sah. »Die fünfzig Kisten mit Erde!«
    Anerkennend zog Dr. van Helsing seine buschigen Augenbrauen in die Höhe. »Sie haben eine kluge Frau, Herr Harker. Sie sieht
     viel und versteht alles! Aber Frau Mina, wenn Ihr Mann Ihr Tagebuch noch nicht gelesen hat, müssen Sie es ihm erklären, denke
     ich.«
    Ich erzählte Jonathan von der
Demeter
, von der verschwundenen Mannschaft, dem toten Kapitän und der seltsamen Fracht. »In deinem Tagebuch, Jonathan, steht, dass
     du Graf Dracula fandest, wie er in seiner Kapelle in einer Kiste voller Erde lag. Und dass die Zigeuner insgesamt fünfzig
     solcher Kisten auf Wagen verladen haben. Könnte es sein, dass Graf Dracula in einer dieser Kisten an Bord der
Demeter
war? Und auf der Reise …« Ich verzog das Gesicht und vollendete meinen Satz: »Auf der Reise hat er die unglückseligen Matrosen
     umgebracht, einen nach dem anderen, um seinen Hunger zu stillen?«
    »In der Bibliothek des Grafen habe ich eine Landkarte von |195| England gesehen«, sagte Jonathan aufgeregt, »auf der mehrere Orte mit kleinen Kreisen versehen waren; einer östlich von London,
     da, wo sein zukünftiges Besitztum lag, einer bei Exeter und einer bei Whitby an der Küste von Yorkshire. Der Graf stellte
     mir unzählige Fragen darüber, welche Formalitäten man zu erledigen hätte, wenn man eine Fracht mit dem Schiff in eine englische
     Hafenstadt befördern möchte.«
    »Er hat seine Ankunft sehr sorgfältig vorbereitet«, merkte Dr. van Helsing an.
    »Aber wenn sein Reiseziel London war«, warf ich ein, »wäre es da nicht einfacher gewesen, gleich dorthin zu reisen oder zu
     einem anderen, größeren Hafen im Süden? Warum nach Whitby fahren?«
    »Ja, warum, in der Tat?«, erwiderte Dr. van Helsing mit gerunzelter Stirn. »Es erscheint mir nicht sinnvoll, dass der Graf
     nach Whitby gereist ist. Aber er ist dorthin gefahren, zum großen Unglück für das arme Fräulein Lucy. Denn dort, glaube ich,
     hat er sie das erste Mal getroffen, als sie eines Nachts auf den Klippen schlafwandelte. Sobald sie wieder nach London zurückgekehrt
     war, hat er sie offensichtlich auch dort gefunden, sei es zufällig oder mit Absicht.«
    Plötzlich überkam mich ein abgrundtiefer Hass auf jenen Mann, der meine liebste Freundin auf so schreckliche Weise überfallen
     und meinen Ehegatten so grausam gequält hatte. Und doch konnte ich nicht umhin zu fragen: »Wissen wir mit Sicherheit, dass
     wirklich Graf Dracula Lucy in London überfallen hat? London ist eine ungeheuer große Stadt. Könnte es dort nicht auch andere
     Wesen seiner Art geben?«
    »Alles ist möglich, Frau Mina. Doch in jahrelangen Studien habe ich entdeckt, dass es von diesen Geschöpfen nur wenige gibt
     und dass sie zumeist auf ihr eigenes Heimatland beschränkt bleiben. In der jüngeren Vergangenheit hat die Geschichtsschreibung
     in England nichts von derlei Wesen berichtet. Sie erinnern sich, das Reisen ist für einen Vampir nicht so leicht. Der Graf
     musste viele Kisten mit Erde aus |196| Transsilvanien verschiffen. Und warum? Um seine weitere Existenz in England abzusichern. Denn ohne seine Heimaterde, in der
     er jeden Tag ruhen kann, verlöre er seine Kräfte und würde mit der Zeit

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